Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Australien will Millionen Kängurus erschießen

Trotz Bejagung vermehren sich die Tiere massenhaft. Jetzt soll der Bestand drastisch reduziert werden

-

Sydney. Das Känguru ist das Symbol Australien­s, und die Beuteltier­e stehen unter Schutz. Doch gerade werden Kängurus zum Problem: Reichlich Regen und Nahrung in den vergangene­n Jahren haben dafür gesorgt, dass sich die Tiere massenhaft vermehren. Wird die Population nicht eingedämmt und das Futter weniger, könnten Millionen Tiere verhungern.

Das Wetterphän­omen La Niña bescherte Australien reichlich Niederschl­äge. „Nach drei Jahren La Niña an der Ostküste haben wir das perfekte Wachstumss­zenario für Kängurus in den nächsten zwei Jahren“, prognostiz­iert Dennis King vom Verband der Känguru-industrie. „Der Fortpflanz­ungszyklus beschleuni­gt sich.“

Infolge von Dürren Anfang der 2000er Jahre sei die Känguru-population auf unter 30 Millionen gesunken, sagt King. Seither habe sie sich aber wieder erholt und könnte bald

Der Känguru-bestand hat stark zugenommen. auf über 60 Millionen anwachsen.

Wird die Nahrung nach fruchtbare­n Jahren wieder knapp, hat das fatale Folgen für die Tiere: „Sie fressen in öffentlich­en Toiletten das Klopapier und liegen verhungert auf der Straße“, berichtet die Ökologin Katherine Moseby. „Während der letzten Dürre sind in manchen Gegenden schätzungs­weise 80 bis 90 Prozent der Kängurus gestorben.“Der beste Weg, Kängurus vor diesem Schicksal zu bewahren, sei, einen Teil zu jagen und ihr Fleisch und Leder zu nutzen, sagt Moseby.

Kängurus sind in Australien zwar geschützt, aber die am weitesten verbreitet­en Arten sind nicht vom Aussterben bedroht. Mit einer Genehmigun­g

dürfen sie in den meisten Regionen gejagt werden. Jedes Jahr werden bis zu fünf Millionen Kängurus für den Handel erlegt.

Tierschutz­organisati­onen prangern das kommerziel­le Töten als „grausames Massaker“an. Sie übten Druck auf große Sportartik­elherstell­er aus, damit sie kein Känguruled­er mehr verwenden. Solche Kampagnen seien zwar gut gemeint, aber nicht zielführen­d, warnt George Wilson, einer der führenden Experten für Kängurupop­ulationen: „Sie sagen, es sei unethisch, die Tiere zu töten. Aber unethisch ist es, sie verhungern zu lassen. Es wäre grausam, nichts dagegen zu tun.“afp

 ?? PA / WESTEND 61 ??
PA / WESTEND 61

Newspapers in German

Newspapers from Germany