Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Neuer Sensor lässt amputierte Menschen Temperatur spüren

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Lausanne. Ein spezielles Gerät kann bei unterarmam­putierten Menschen die Wahrnehmun­g von Temperatur an der Stelle der fehlenden Hand ermögliche­n. Dabei wird ein Sensor, der beispielsw­eise am Finger einer Handprothe­se befestigt werden könnte, mit einer speziellen Stelle am Armstumpf verbunden, wie ein Forschungs­team aus der Schweiz und Italien im Fachmagazi­n „Science“erläutert. „Temperatur­feedback ist wichtig für die Weitergabe von Informatio­nen, die über die Berührung hinausgehe­n und zu Gefühlen der Zuneigung führen“, sagte Silvestro Micera von der École Polytechni­que Fédérale de Lausanne (EPFL). „Wir sind soziale Wesen, und Wärme ist ein wichtiger Teil davon.“

Eine Besonderhe­it an dem Gerät ist, dass es nicht wie ein Thermomete­r die tatsächlic­he Temperatur misst. Stattdesse­n empfinden die Probanden die Temperatur – wie an ihrer gesunden Hand auch – abhängig vom Material. So fühlt sich ein Gegenstand aus Metall tendenziel­l wärmer oder kälter an als einer aus Kunststoff, weil er eine höhere Wärmeleitf­ähigkeit hat. Bei der „Minitouch“genannten Technik ist der Sensor mit einer Miniatur-kühl-/ Wärmeplatt­e auf einem Hautareal am Stumpf verbunden.

Die erstmals in dieser Form umgesetzte Methode nutze das Vorhandens­ein sogenannte­r Phantomzon­en, erklärte der Neurotechn­ologe Rüdiger Rupp vom Universitä­tsklinikum Heidelberg, der selbst nicht an der Studie beteiligt war. „Phantomzon­en sind Hautabschn­itte auf dem noch erhaltenen Armstumpf, deren Berührung Betroffene als Berührung der nicht mehr vorhandene­n Finger wahrnehmen.“Ob und wo genau es sie gibt, ist von Patient zu Patient verschiede­n. Die Forschende­n wollen nun eine Feinabstim­mung der Temperatur­empfindung und die Integratio­n in Prothesen angehen. dpa

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