Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Die Geschichte des Lichts
Hörselbergmuseum in Schönau präsentiert zum Museumstag eine neue Sonderausstellung
Wutha-farnroda. Der Internationale Museumstag stand am Sonntag unter dem Motto „Museen mit Freude entdecken“. Im nördlichen Wartburgkreis hatten mit dem Werratalmuseum in Gerstungen, der Burg Creuzburg, dem Hörselbergmuseum in Schönau und dem Lutherhaus in Eisenach nur wenige Einrichtungen geöffnet.
Das Hörselbergmuseum konnte dafür mit einer feinen, neuen Sonderausstellung in der „Galerie“unterm Scheunendach überraschen. Unter dem Titel „Das Licht in unserem Leben“präsentierte Ausstellungsmacher Gustav Hersmann die Geschichte des Lichts in stark verkürzter Form. Am Anfang stand der Feuerstein – am Ende das elektrische Licht.
Kann man sich heute noch vorstellen, wie dunkel unsere Welt ohne Strom war? Ausstellungsmacher
Gustav Hersmann,
„Die Idee zu der Ausstellung kam mir beim Lesen einer Ortschronik. Während seitenweise über den Dreißigjährigen Krieg berichtet wurde, war die Einführung der Elektrizität dem Verfasser nur eine Zeile wert“, berichtet Hersmann. „Das war doch eine große Veränderung für die Menschen – kann man sich heute noch vorstellen, wie dunkel unsere Welt ohne Strom war?“
Zur Eröffnung am Sonntag sang der Männerchor Schönau, bevor Ausstellungsmacher Gustav Hersmann ein Trinklied seiner schwedischen Heimat aus dem 18. Jahrhundert zum Besten gab. Nachdem er noch mit Wutha-farnrodas Bürgermeister Jörg Schlothauer (parteilos) und Verwaltungsleiterin Antje Heydrich angestoßen hatte, war die Schau eröffnet. Mit den Worten „Licht ist Leben“zeigte Jörg Schlothauer seine Begeisterung. „Toll, was hier alles abgedeckt ist.“
Bevor unsere Vorfahren vor etwa einer Million Jahren lernten, Feuer zu kontrollieren, bestand unsere einzige Chance, nach Einbruch der Dunkelheit etwas zu sehen, darin, das Mondlicht zu nutzen. So schreibt es Hersmann in der Einführung zur Ausstellung. Auch die Erfindungen von Öllampen und Kerzen machten die Nächte nicht unbedingt heller. „Kerzen waren teuer“, weiß der Historiker. „Ein schwedischer Bauer konnte im Jahr nur fünf bis zehn Talg-kerzen herstellen, die zündete man nicht ohne Grund an.“
Über die Elektrifizierung wird jahrelang debattiert
Das änderte sich erst mit der Einführung der Elektrizität. Farnroda war der erste Ort mit Strom in der Gemeinde. Im Jahr 1900 wurde das Rittergut in Farnroda von Rittmeister Böninger erworben, der am
Mühlgraben ein Wasserkraftwerk errichten lässt. In Schönau verfügte die Hörselmühle seit 1913 über einen eigenen Generator und elektrische Beleuchtung. Der Ort wird im August 1922 an das Stromnetz angeschlossen. Bereits 1911 werden Wutha und Eichrodt über das Eisenacher Stromnetz versorgt.
„Diese Entscheidungen wurden damals jahrelang im Gemeinderat diskutiert, nicht jeder war von der Elektrifizierung begeistert“, schildert Hersmann. „In Deubach stand das Thema über zehn Jahre zur Debatte, dann kam der Anschluss 1922.“Das sei vergleichbar mit der Diskussion heute um den Glasfaserausbau.
Die Geschichte des Lichts wird mit kleinen Ausstellungsstücken untermalt – vom Otoskop bis zum
Autorücklicht. So sind Tischlampen aus einer privaten Sammlung zu sehen, alte Öllampen oder ein Kerzenhalter für den nächtlichen Gang auf das stille Örtchen. Erinnerungen wurden bei manchem Besucher wach, als er in die Vitrinen mit Elektrotechnik „Made in Ruhla“blickte. Neben dem eigenen Fundus konnte Hersmann dabei vor allem auf Leihgaben aus der Sammlung von Helmut Dirschauer aus Farnroda, aus dem Heimatmuseum Ruhla und von anderen Gebern bauen.
Der Schwede Gustav Hersmann hat im Hörselbergmuseum seit vergangenem Jahr die Elternzeitvertretung für Museumsleiterin Anna Schieck übernommen. Der Historiker arbeitete in seiner Heimatstadt Nyköping im Sörmland Museum, einer Art Landesmuseum der Provinz
Södermanland, mit immerhin 60 Mitarbeitern. Dass er in Schönau Ausstellungen alleine entwickeln und aufbauen muss, das genießt er.
Dass die Saisoneröffnung am Sonntag zu einem gelungenen Museumsfest wurde, war auch den Schönauer Backfrauen zu verdanken. „Wir haben für heute 24 Bleche Kuchen gebacken und allein dafür 15 Kilo Rhabarber verwendet“, berichtet Christina Reißig. Neben dem süßen Angebot waren auch die Kahlenberger Knüppel und die Kräuterfladen mit elf Kräutern aus der Region heiß begehrt.
Die Ausstellung ist bis Ende Oktober zu sehen. Das Museum hat immer donnerstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet, auf Wunsch sind gesonderte Termine möglich.