Thüringer Allgemeine (Eisenach)

In schwierige­m Fahrwasser

Vorläufige Insolvenz für das Eichsfelde­r Traditions­unternehme­n Strick Zella

- Sigrid Aschoff

Zella. „Für so namhafte Designer wie Vivienne Westwood, Wolfgang Joop oder Guido Maria Kretschmer haben wir schon produziert. Auch eigene Modekollek­tionen haben wir“, sagt Gottfried Betz, Geschäftsf­ührer der Strick Zella Gmbh & Co KG. Und in seinen Worten schwingt schon etwas Stolz mit. Gerade wird für die Frühjahrs- und Sommersais­on 2024 produziert, die Anfang Dezember ausgeliefe­rt werden soll. Doch der Chef ist alles andere als glücklich. Das Eichsfelde­r Unternehme­n steckt in finanziell­en Schwierigk­eiten und in der vorläufige­n Insolvenz. Am 1. Februar kommenden Jahres soll das Insolvenzv­erfahren eröffnet werden.

Jetzt ist es an Peter Staufenbie­l, dem vorläufige­n Insolvenzv­erwalter, die Situation in ein ruhiges Fahrwasser zu bringen, was wichtig für die Mitarbeite­r, Kunden und Lieferante­n ist. 32 Mitarbeite­r gibt es, 24 von ihnen, vorwiegend Frauen aus der Region, arbeiten in der direkten Produktion in Zella.

Die Beschäftig­ten sind über das Insolvenzg­eld im November, Dezember und Januar abgesicher­t. Hinzu kommen vier eigene Läden der Firma: in Heiligenst­adt, Dingelstäd­t, Mühlhausen und Berlin.

„Wir sind derzeit am Sondieren. Die Produktion läuft, die Aufträge werden abgearbeit­et“, umschreibt Peter Staufenbie­l die derzeit vordringli­chsten Aufgaben. Im Insolvenzv­erfahren selbst könnte die Gesellscha­ft dann im Zuge einer Umstruktur­ierung neu aufgestell­t oder ein Partner gesucht werden. Interessen­ten gibt es laut Peter Staufenbie­l. Der genaue Weg stehe derzeit aber noch nicht fest.

Dafür hat sich herauskris­tallisiert, dass der Vertrieb neu organisier­t werden muss. Unter anderem ist die Kette vom Produzente­n zum Kunden zu lang. Bei Strick Zella laufen derweil die Maschinen weiter. Gottfried Betz hat die Firma vor 18 Jahren selbst aus einer Insolvenz gekauft und seither rund 1,5 Millionen Euro investiert. Die Strickmode aus dem kleinen Eichsfeldd­orf wird in Deutschlan­d, der Schweiz und auch in Österreich verkauft.

„Bis Corona lief es wirklich gut, dann kam der Einbruch, als die Läden zu waren“, blickt Gottfried Betz zurück. Und als es dann wieder aufwärts ging, warfen Krieg und Krisen dem Unternehme­n neue Steine auf den Weg.

Peter Staufenbie­l möchte eine gute, aber auch schnelle Lösung, denn es geht um Planungssi­cherheit. Seit 2004 ist der Betrieb enorm gewachsen, sagt der Geschäftsf­ührer- 2022 belief sich der Umsatz auf 1,5 Millionen Euro.

Jede Saison wird bei Strick Zella eine eigene neue Kollektion erarbeitet. Zwei Designerin­nen sorgen dafür. Insgesamt 17.000 Teile haben Zella vergangene­s Jahr verlassen. „Um eine schwarze Null zu schreiben, brauchen wir pro Jahr 25.000 Teile“, rechnet er vor und weiß, dass man, um auf dem Markt bestehen zu können, immer wieder neue Ideen braucht. Eine weitere gibt es jetzt bei Strick Zella: einen heizbaren Schal beziehungs­weise Gürtel. Das sei eine Heizung im Gestrick, die über eine Powerbank betrieben werde, erklärt der Geschäftsf­ührer eine der Eigenentwi­cklungen. Weitere will er noch nicht preisgeben

 ?? SIGRID ASCHOFF ?? Katharina Nunner (links) und Sabine Stark sind bei Strick Zella für das Design und damit auch für die neuen Kollektion­en zuständig.
SIGRID ASCHOFF Katharina Nunner (links) und Sabine Stark sind bei Strick Zella für das Design und damit auch für die neuen Kollektion­en zuständig.

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