Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Leserbriefe
„Der Westen sollte dem Osten dankbar sein“, TA vom 18. März:
So eine Kulisse im voll besetzten Nationaltheater in Weimar habe ich lange nicht erlebt. Den ruhigen und betont klaren philosophischen Aussagen von Dirk Oschmann im Einführungsgespräch wie auch seine von Sebastian Kowski vorgetragene Rede zu den „flüchtigen Wahrheiten“nötigten mir wie vielen anderen Zuhörern im Saal Achtung und Zustimmung ab.
So gehört es nach Oschmanns Meinung zu einer Tatsache, dass Deutschland auch mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall und dem folgenden „Beitritt“der ehemaligen DDR zur alten Bundesrepublik Deutschland noch kein geeintes Land und in mehr als einer Hinsicht auf halbem Wege zu einer wirklich gelebten Demokratie steckengeblieben sei.
Diese Erkenntnis resultiert aus seiner brennenden Sorge um die Demokratie des in politisch und sozialer Hinsicht nach wie vor noch zu vereinigenden Deutschland – im Sinne des Miteinander-auf-augenhöhe-seins in allen Belangen. Also zu vereinigen in dem Sinne, dass Ddr-geschichte auch Teil der deutschen Geschichte werde und Biografien aus allen Regionen dieses vereinten Landes Aufmerksamkeit und Anerkennung finden.
Günter R. Guttsche, Erfurt
Zum Beitrag „Organspender können sich online registrieren“vom 19. März:
Mein Fazit: Höherschwelliger geht nicht. Warum dieser faule Kompromiss? Warum nicht – wie in anderen Ländern seit vielen Jahren positiv gelebt – eine Widerspruchslösung?
Die Einführung des diskutierten Systems kostet Unmengen von Ressourcen – finanziell und personell, schließt viele Menschen aus, die mit den technischen Hürden nicht zurechtkommen und ist letztlich für die Kliniken kein „Freibrief“zur Organentnahme. Hier waren politische Entscheider weit weg von den Bedarfen und der Fähigkeit der Bürger, sich aktiv gegen eine Organspende entscheiden zu können.
Mein Mann kann sich aufgrund eines anonymen Spenders seit acht Monaten über eine „Bonuszeit“freuen. Wir hatten Glück – viele warten oder erleben es nicht.
Renate Rupp, Arnstadt
Zu „Rolf Mützenich: Ein Mann der alten Schule“vom 20. März:
Ich staune immer wieder, wenn ein Politiker wie Rolf Mützenich mit seiner politischen Aussage „als aus der Zeit gefallen“bezeichnet wird. Wer bestimmt eigentlich, was aktuell „dran“ist? Ist das Parlament nicht der Spiegel der Gesellschaft? Herr Mützenich gebührt der Verdienst, die Meinung eines großen Teils der Bevölkerung auch von Regierungsseite in das Parlament gebracht zu haben. Es ist höchste Zeit, dass Politiker die Frage stellen, ob immer mehr Waffen eine Ende des Konfliktes beschleunigen. Gerade in Kriegszeiten ist der Aufruf zum Waffenstillstand und zum Frieden wichtig. In Friedenszeiten für den Frieden zu sein ist sicher lobenswert, aber für ihn einzutreten und sich nicht beirren zu lassen, das ist das Gebot der Stunde.
Joachim Hezel, Bad Sulza
Der Spd-fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag, Rolf Mützenich, hat den Mut, seine vom Volk gewählten Kollegen anzumahnen, über Frieden nachzudenken. Nicht diese Anregung wird diskutiert, es entwickelt sich eine hysterische Empörung über Begrifflichkeiten. In einschlägigen Talkshows gilt nur das Wort der Moderatoren, die Aussagen der Diskutanten werden dorthin gebügelt. Einfrieren ist das Wort der Empörungsstunde. Eine Alternative fällt niemanden ein.
Putin will nicht verhandeln. Diese stereotype Aussage befreit jeden von seiner geistigen Auseinandersetzung mit seinem Wahlversprechen, Schaden von unserem Volke abzuwenden.
Ist nicht der Politiker verantwortungsbewusst, der in einer so hochgerüsteten Welt die militärische Auseinandersetzung vermeidet anstatt sie zu befeuern?
Manfred Eberwein, Sömmerda
Damals und Heute, ein Vergleich Damals: In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts ging die Formulierung: „Es könnte ein Krieg kommen“von Mund zu Mund. Damals gab es August Bebel, der sagte: „Diesem System keinen Mann und keinen Groschen“.
Etwas später war es Karl Liebknecht, der im Deutschen Reichstag den Kriegskrediten des Kaisers seine Zustimmung verweigert.
Heute: Heutige Politiker ähnlicher politischer Richtung wie Kanzler Olaf Scholz und Verteidigungsminister Boris Pistorius wollen Deutschland kriegstüchtig machen und fahren die Kriegsindustrie hoch.
Wenn das der alte Bebel wüsste. Herbert Pelz, Großvargula
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