Thüringer Allgemeine (Eisenach)
Bluttat ist auch eine Mahnung für heute
Gedenken an ermordete Arbeiter aus Thal
Vor genau 100 Jahren erschossen Freikorpsstudenten aus Marburg 15 Arbeiter aus Thal in der Nähe von Mechterstädt. Die Tat blieb ungesühnt. Doch Jahr für Jahr erinnern Menschen aus dem Erbstromtal und aus Marburg an sie, am Ehrenmal auf dem Thaler Friedhof.
Auch in diesem Jahr kam eine kleine Gruppe zur Gedenkstunde zusammen, darunter SPD- und Linken-politiker wie Hans-jörg Lessig, Hans-joachim Ziegler und Michael Klostermann, ebenso Staatssekretärin Meike Herz (parteilos) aus dem Justiz- und Migrationsministerium, Henning Köster vom Magistrat der Stadt Marburg sowie Michael Heiny und Bettina Heiland von der Geschichtswerkstatt Marburg. Die setzt sich seit langem für die Aufarbeitung des damaligen Geschehens ein, das viele Jahr in der Geschichtsschreibung des Westens keine Rolle spielte und das in der DDR instrumentalisiert wurde.
Widerstand gegen Rechtsextremismus ist nötig Ruhlas Bürgermeister Gerald Slotosch zeichnete das Geschehen von damals bis hin zum Freispruch der Täter vor Gericht nach. Dass auch Akademiker anfällig für die radikalen Ideen der Kapp-putschisten und dann zu Mördern wurden, beschäftigte ihn sehr, sagte Slotosch.
Auch heute verrohten die Sitten im Umgang miteinander, sitze eine Partei im Landtag, deren Vorsitzenden man Faschist nennen dürfe und die rechtsextremistische Bestrebungen zeige. „Wehret den Anfängen, zeigt Haltung!“, mahnte Slotosch. Ähnliche Befürchtungen äußerten Lessig, Ziegler, Klostermann und Köster. Man müsse sich dem entgegensetzen und dürfe nicht mit Rechtsextremen zusammenarbeiten, appellierte der Marburger Politiker. Die Geschichte dürfe sich nicht wiederholen, sagte Lessig.
Auch dieses Jahr wurde der Ermordeten am Ehrenmal auf dem Thaler Friedhof gedacht.