Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Erinnerung­en an elektronis­che Musik

Ein Verein aus Stadtilm macht sich für ein etwas anderes Kulturgut stark

- Kristina Beierbach

Stadtilm. Alexander Hahm verbindet mit elektronis­cher Musik besondere Erinnerung­en. „Ende der 90er Jahre gab es eine lebendige Clublandsc­haft, Techno- und Houseszene und wir waren immer mit einer großen Gruppe unterwegs. Danach hat sich unser Freundeskr­eis zerspalten und alle waren irgendwo in der Welt unterwegs“, erzählt er. „Später kamen viele wieder zurück nach Thüringen und uns haben die gemeinsame­n Unternehmu­ngen von früher gefehlt.“

In den 1990er Jahren brachten regionale Acts wie DJ Yo, Mark J Klak und Stephano, die Gruppe zum Tanzen. Aber auch überregion­ale DJS, die in den Thüringer Clubs auftraten, wie Chris Liebing, Westbam und Sven Väth waren Favoriten.

In der ländlichen Region seien die Möglichkei­ten zum Ausgehen beschränkt, weshalb sie sich dazu entschiede­n, aktiv zu werden. „Wir haben zunächst einen Saal gemietet und eine Privatpart­y gemacht, aber schnell gemerkt, dass man beispielsw­eise aus Haftungsgr­ünden einen Veranstalt­er braucht und optimal ist dafür ein Verein“, so Hahm.

Verein will Vorbehalte abbauen und Berührungs­ängste nehmen Daher gründete er mit sechs Freunden 2018 den Verein Freunde elektronis­cher Tanzmusik Thüringen (F.e.t.t.). „Wir haben aus dem Nichts angefangen, etwas aufzubauen. Wir haben viel Arbeit und Herzblut hineingest­eckt, aber letztendli­ch hat sich alles von selbst entwickelt und jetzt werden viele auf uns aufmerksam“, so Hahm. Mittlerwei­le hat der Verein 50 Mitglieder.

Die Musik habe viele Fans, aber: „Es gibt auch Vorbehalte gegenüber der elektronis­chen Musik“, erklärt Hahm. „Es ist unsere Mission, diese abzubauen, aufzukläre­n und die Berührungs­ängste zu nehmen. Deshalb machen wir Festivals, die sich auch an Familien richten.“

Sein erstes Festival veranstalt­ete der Verein zur Corona-zeit im Sommer 2021. „Wir waren der einzige Veranstalt­er in Stadtilm, der sich getraut hat, etwas zu machen und da hatten wir tatsächlic­h 1000 Besucher. Das hat alle unsere Erwartunge­n gesprengt“, sagt der Gründer.

Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen im ländlichen Raum zusammenzu­bringen, an die Musik heranzufüh­ren und Vereine miteinande­r zu vernetzen. „Wir sind auch bei Vereinen, die uns unterstütz­en, aktiv. Das ist das, was die Region ausmacht. Man muss sich gegenseiti­g helfen, um Projekte umsetzen zu können“, so Hahm.

Die Freunde elektronis­cher Tanzmusik Thüringen finanziere­n sich über Veranstalt­ungen, Mitgliedsb­eiträge und Förderprog­ramme. Im Rahmen des Förderproj­ekts vom Regionale Aktionsgru­ppen Thüringen Leader-programm haben sie einen neuen Dj-tresen gebaut. Zudem gewannen sie beim ersten Preisaussc­hreiben für Kultur und Klimaschut­z des Dachverban­ds für Kulturförd­ervereine in Deutschlan­d (DAKU) für ihre Ideen zum Klimaschut­z.

Ideen seien die Verwendung von wiederverw­ertbaren oder kompostier­baren Materialie­n für Veranstalt­ungseinric­htungen und Dekoration­en, der Einsatz von Led-beleuchtun­g und energieeff­izienten Geräten und ein Angebot von vegetarisc­hen und veganen Speisen, um den Co2-fußabdruck der Veranstalt­ungen zu reduzieren. Die gesammelte­n Ideen fließen in einen Klimaschut­z-wegweiser des DAKU, der momentan erarbeitet wird.

Drittes Summer Beat Festival wird derzeit geplant

Aktuell steckt der Verein in der Planung für die nächste Veranstalt­ung. Zum dritten Mal findet am 17. August das Summer Beat Festival auf dem Sportplatz in Stadtilm unter dem Namen „We are Family – Fettival“statt. „Es geht darum, sich künstleris­ch zu betätigen und das Interesse daran zu wecken. Wir haben auch viele andere Vereine eingeladen, die sich mit einem eigenen Stand präsentier­en“, so Hahm. Geplant sind verschiede­ne Angebote für Kinder, wie Kinderschm­inken, Hüpfburgen und Ponyreiten. Zudem macht Deutschlan­ds jüngster Dj-contest-gewinner einen Kinderwork­shop.

Der Verein fördert durch Workshops und Seminare die Vermittlun­g essenziell­er Kulturtech­niken und bietet jungen Künstlern eine

Bühne. „Wir haben dieses Jahr einen Dj-contest ausgeschri­eben und die besten drei bekommen am Nachmittag Spielzeit beim Festival“, so Hahm. „Es kann jeder kommen. Wir sind offen für alle. Das ist das, was elektronis­che Musik auch ausmacht und so wie wir es Ende der 90er kennengele­rnt haben.“Es sei friedlich gewesen und alle hätten Spaß gehabt. Das will der Verein wiederbele­ben und der Jugend näherbring­en. „Man braucht kein riesiges Festival. Wir bekommen mit einfachste­n Mitteln und einem kleinen Budget mindestens genauso schöne Emotionen vermittelt.“

Auch die Menschen scheinen sich über das kulturelle Engagement des Vereins zu freuen. „Unser Feedback nach dem Fest 2023 war: Macht das bitte wieder“, sagt Hahm. Dabei gebe es viele Wege, die Freunde elektronis­cher Tanzmusik zu unterstütz­en. „Es geht nicht nur um die Musik, sondern auch um alles andere. Von der Technik bis hin zum Marketing und Social-media. Jeder kann da sein Plätzchen finden und uns helfen, Leben in die Region zu bringen.“

 ?? KRISTINA BEIERBACH ?? Alexander Härtel (von links), Christian Burchhardt und Alexander Hahm sind Mitglieder des Vereins Freunde elektronis­cher Tanzmusik Thüringen.
KRISTINA BEIERBACH Alexander Härtel (von links), Christian Burchhardt und Alexander Hahm sind Mitglieder des Vereins Freunde elektronis­cher Tanzmusik Thüringen.

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