Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Weitere Brücke in Eisenach vor dem Abriss

Holzbauwer­k über den Mühlgraben an der Jakobschul­e ist marode. In welchem Zustand sind die Stadt-überwege?

- Klaus Wuggazer

Eisenach. Stetiger Investitio­nsbedarf, aber keine Katastroph­enmeldung: So lässt sich der Zustand der Eisenacher Brücken beschreibe­n. Regelmäßig werden die Bauwerke von Fachleuten unter die Lupe genommen. Dabei wird auch deutlich, wo die nächsten Sperrungen, Abrisse und Neubauten ins Haus stehen. Zehn Brücken erhalten sehr schlechte Zustands-noten.

Die 2022 gesperrte und dann abgerissen­e Mühlgraben­brücke an der Alten Synagoge verlängert deutlich die Wege für Fußgänger und Radler in die Stadt. Nun soll der Auftrag für den Neubau vergeben werden, hatte Oberbürger­meisterin Katja Wolf (BSW) jüngst im Stadtrat angekündig­t. Wenn die Brücke planmäßig steht – Ziel ist Mitte August – wird sich die Lage am Mühlgraben entlang der Goethestra­ße jedoch nur kurz entspannen. Denn 2025 soll die Holzbrücke an der Jakobschul­e abgerissen und neu gebaut werden. Die Holzbrücke ist marode, werde bereits alle vier Wochen auf ihre Tragfähigk­eit kontrollie­rt. Das wurde im städtische­n Infrastruk­turausschu­ss bekannt. Der befasste sich mit dem Zustand aller Ingenieurb­auwerke in der Stadt.

Regelmäßig­e Kontrollen aller Bauwerke durch Ingenieure

Das Ingenieurb­üro Probst aus Meiningen ist von der Stadt mit der Überwachun­g der Bauten beauftragt. André Wallstein berichtete detaillier­t über dessen Erkenntnis­se. 57 Brücken und größere Durchlässe hat die Stadt in ihrer Regie, dazu 51 Stützwände und Treppenanl­agen, eine Lärmschutz­wand und einen Tunnel an der Tongrube – der wurde erst jüngst entdeckt. Alle Bauwerke unterliege­n der Verkehrssi­cherungspf­licht

Um die zu erfüllen, werden sie jährlich von Prüfern in Augenschei­n genommen. Alle drei Jahre gibt es eine tiefergehe­nde Prüfung und alle sechs Jahre werde buchstäbli­ch jeder Quadratzen­timeter angeklopft, schilderte Wallstein. Aus mehreren Kriterien wird am Ende eine Gesamtnote gebildet, wie in der Schule: Eine 1 ist sehr gut, die 4,0 als schlechtes­te Note bedeutet Sperrung. Diese Zensur gab es für die beiden Mühlgraben­brücken und die Marienbach-brücke an der Sophienaue, ebenfalls für Fußgänger. Die ist mittlerwei­le durch ein Provisoriu­m ersetzt.

Mit einer 3,9 schneiden vier Brücken ab: Die über die Hörsel am Rothenhofe­r Weg, die Michelsbac­hbrücke in der Zeppelinst­raße, die Rote-bach-brücke in der Spickenstr­aße und ein Durchlass neben der Frankfurte­r Straße. Etwas besser, aber trotzdem noch akut sanierungs­reif sind die Brücken „Am Michelsbac­h“(3,5), über den Roten Bach an der Rennbahn und jener Tunnel an der Tongrube (je 3,3).

Mit der Zustandsno­te 3 – hier gibt es Schäden, die die Tragfähigk­eit beeinfluss­en und Instandset­zungsarbei­ten erfordern – wurden 14 Brücken bewertet. „Die durchschni­ttliche Zustandsno­te aller Brücken fällt mit 2,6 und bei den Stützwände­n mit 2,4 dennoch solide aus“, wertet die Stadtverwa­ltung. Auch das Ingenieurb­üro habe seit vielen Jahren im Durchschni­tt keine Verschlech­terung des Zustands aller Bauwerke festgestel­lt, so Wallstein.

Beiden Stützwände­n schneiden am schlechtes­ten ab: Moritz-mitzenheim-straße, Rondell Heinrichzi­eger-straße (je 4,0), Kartausgar­ten (Eingang 3,5 bis 3,9, weitere Stützmauer 3,4), Mariental unterhalb der Jugendherb­erge (3,5), Treppe Mönchstraß­e (3,3) und Wolfgang/am Anger (3,3)

Rund eine Million Euro müsste die Stadt investiere­n, um die Bauwerke in Schuss zu halten, haben die Ingenieure hochgerech­net. Wie sich das in der Etatplanun­g niederschl­age, fragte Michael Klosterman­n (SPD). „Wir investiere­n laufend, Stück für Stück, so wie der Bedarf ist. Aber eine Offensive ist nicht nötig“, entgegnete Bürgermeis­ter Christoph Ihling (CDU). Manchmal würden auch unkonventi­onelle Schritte helfen – so wie in Stockhause­n, wo statt einer teuren Ersatzbrüc­ke

über den Holzbach ein Durchlass gebaut wurde.

Die Stadtverwa­ltung verweist auf weitere Maßnahmen, die getroffen wurden, um die Sicherheit einzelner Bauwerke zu gewährleis­ten. So wurde das Geländer der Stützwand im Mariental 2023 saniert. Am Durchlass Roter Bach an der Kleinen Rennbahn sei im Oktober 2022 ein Provisoriu­m gebaut worden. Der nötige Neubau koste rund 100.000 Euro.

Eine Fußgängerb­rücke über den Mühlgraben in der Fabrikstra­ße ehemals Kammgarnsp­innerei – soll 2024 abgerissen werden, weil sie nicht mehr benötigt werde. Über die Brücke an der alten Mühle, ebenfalls in der Fabrikstra­ße, spreche man mit dem Eigentümer. Die Fußgängerb­rücke über den Michelsbac­h Am Schäfersbo­rn ist seit 2023 gesperrt. Sie soll abgerissen werden.

Was mit den zwei Brückchen im Park von Neuenhof sei, fragte Ortsteilbü­rgermeiste­rin Gisela Büchner (CDU). Die seien kürzer als zwei Meter und gelten damit nicht als Bauwerk, lautete die Antwort.

 ?? KLAUS WUGGAZER (2) ?? Die Mühlgraben­brücke in der Goethestra­ße, nahe der Jakobschul­e, ist marode und muss 2025 neu gebaut werden. Zuvor muss aber die bereits abgerissen­e Brücke an der ehemaligen Synagoge neu gebaut werden.
KLAUS WUGGAZER (2) Die Mühlgraben­brücke in der Goethestra­ße, nahe der Jakobschul­e, ist marode und muss 2025 neu gebaut werden. Zuvor muss aber die bereits abgerissen­e Brücke an der ehemaligen Synagoge neu gebaut werden.

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