Thüringer Allgemeine (Eisenach)

Jost Heyder kehrt nach Eisenach zurück

Eine Ausstellun­g mit Werken des Künstlers öffnet im Marstall des Stadtschlo­sses. Thüringer Museum feiert seinen 125. Geburtstag,

- Birgit Schellbach Jost Heyder Brianna Hicke

Eisenach. Für Jost Heyder ist es eine „wunderbare Überraschu­ng“gewesen, als ihn Reinhold Brunner, der kommissari­sche Leiter des Thüringer Museums, wegen einer Ausstellun­g in Eisenach angesproch­en hat. Der unmittelba­re Anlass ist gewesen, dass der Künstler die Ehrenbürge­rin der Stadt, Avital Ben-chorin, porträtier­t hat. Das eindrucksv­olle Gemälde hängt im Rathaus.

„Jost Heyder / Seele & Imaginatio­n – Eine Spurensuch­e / Malerei und Grafik“heißt die Exposition, die am Sonnabend, 27. April, um 17 Uhr im Marstall des Eisenacher Stadtschlo­sses eröffnet wird. Diese steht in Verbindung mit dem 70. Geburtstag, den der Künstler in wenigen Tagen feiert. Gezeigt werden 48 Exponate – Gemälde, Zeichnunge­n, Aquarelle und Druckgrafi­ken aus den Jahren 1980 bis 2024. Darunter ist die Zeit, die Jost Heyder in Eisenach gelebt und gearbeitet hat. Es sind 18 Jahre gewesen.

Porträts von Günter Grass bis Bernhard Vogel

Darunter ist eine Spanne von zehn Jahren, von denen Jost Heyder sagt, dass sie „unabhängig von den Marktmecha­nismen“gewesen sind. Die Auftragsla­ge sei so gewesen, dass er sich keine Gedanken über sein Auskommen machen musste. Jost Heyder nennt damalige Künstler-kollegen wie Ernst Ebert, Christian Butter, Sabine und Friedrich

Rittweger und Professor Günther Laufer. Es sei „eine unaufgereg­te Mannschaft“gewesen, in der er sich wohlgefühl­t habe.

Von Günther Laufer ist in der aktuellen Ausstellun­g ein Porträt zu sehen. Jost Heyder erinnert sich noch, wie der Kunstschmi­ed eines

Tages vor seiner Wohnung in der Kapellenst­raße gestanden und ihm eine uralte Staffelei geschenkt hat. Auf die Frage nach dem Warum habe Laufer geantworte­t: „Weil Du der Malerfürst von Eisenach bist.“

Tatsächlic­h hat sich Jost Heyder zu einem der bedeutends­ten Porträtist­en

Deutschlan­ds entwickelt, wie Ralf-michael Waldemar Seele aufmerksam macht. Seele ist Kurator der Ausstellun­g im Marstall.

Heyder hat Persönlich­keiten wie Hermann Hesse, Günter Grass und Bernhard Vogel porträtier­t, ebenso wie viele Menschen in privatem

Auftrag. Abbilder konkreter Personen wechseln sich in der Exposition ab mit symbolisch­en Ateliersze­nen und figurative­n Bühnenräum­en.

Warum ist er aus Eisenach weggegange­n? Er habe damals den Eindruck gehabt, dass Künstler vor Ort nicht so im Fokus des Interesses gestanden haben. Der Spagat, einerseits über den Tellerrand zu schauen und anderersei­ts regionale Künstler einzubezie­hen, sei aber seiner Erfahrung nach in keiner Stadt einfach zu bewältigen. „Auch nicht in Erfurt“, ergänzt Heyder, der nach Eisenach in die Landeshaup­tstadt gezogen ist.

Um so schöner ist jetzt die Rückkehr, ist sie doch gleichzeit­ig mit einem anderen Jubiläum verbunden. Das Thüringer Museum feiert in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag, und Jost Heyder eröffnet den Reigen der Veranstalt­ungen. Er stellt im Marstall aus, der in den letzten beiden Jahren noch einmal umfangreic­h saniert worden ist.

Jetzt steht ein Raum für Sonderauss­tellungen zur Verfügung, der nach Aussage von Reinhold Brunner neue Möglichkei­ten eröffnet, das Museum wieder attraktive­r für Besucherin­nen und Besucher zu gestalten.

Kurator Seele lobt die gute Beleuchtun­g und die Wände, die so gestellt werden konnten, dass innerhalb des Marstalls verschiede­ne intime Räume entstanden sind, die Gelegenhei­t bieten, die Kunstwerke in Ruhe zu betrachten.

bietet am 25. Mai von 10 bis 17 Uhr einen Porträt-workshop an.

Am 7. Juni um 19 Uhr diskutiert der Künstler zur Midissage mit Künstlerfr­eunden und Weggefährt­en über Lebenswege und das Dasein als Künstler im Wandel der Zeit.

Zur Midissage erscheint außerdem ein Begleitkat­alog zur aktuellen Ausstellun­g im Stadtschlo­ss.

Zur Vernissage am 27. April, um 17 Uhr, erwartet die Gäste eine künstleris­che Inszenieru­ng. Der Komponist Johannes Schlecht hat Musik komponiert.

Die Tänzerin vom Ballettens­emble des Landesthea­ters Eisenach übernimmt zur Vernissage analog der Heydersche­n Marionette­n als Bildmotive die Rolle der pantomimis­chen Moderatori­n.

Die Ausstellun­g ist bis zum 2. August 2024 im Marstall des Stadtschlo­sses zu sehen. Zwei Videos ergänzen die Kunstwerke.

 ?? BIRGIT SCHELLBACH ?? Jost Heyder steht neben dem Porträt des Eisenacher Kunstschmi­eds Günther Laufer, das er gemalt hat. Heyder stellt ab 27. April im Marstall des Eisenacher Stadtschlo­sses aus.
BIRGIT SCHELLBACH Jost Heyder steht neben dem Porträt des Eisenacher Kunstschmi­eds Günther Laufer, das er gemalt hat. Heyder stellt ab 27. April im Marstall des Eisenacher Stadtschlo­sses aus.

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