Thüringer Allgemeine (Eisenach)

„Nkoas Weg ist außergewöh­nlich“

Rückblick auf 1000 Tage: Fabian Gerber gehört zum erlauchten Kreis von Rot-weiß-trainern

- Marco Alles

Erfurt. Die magische Zahl überrascht ihn selbst am meisten. „1000 Tage – unglaublic­h. Es fühlt sich überhaupt nicht so an“, sagt Fabian Gerber. Seit 3. August 2021 trägt er nun schon die sportliche Verantwort­ung beim FC Rot-weiß und tritt an diesem Sonntag ein in den erlauchten Kreis der 1000-Tage-trainer in Erfurt. Wir blicken zurück auf eine aufregende Zeit.

Mein erster Tag:

Eigentlich war es gar nicht so geplant, wie es dann gekommen ist. Nachdem ich damals immer mal mit meinem Vater über Rot-weiß gesprochen hatte, wollte ich mir Anfang August nur die Gegebenhei­ten in Erfurt anschauen, Stadt und Verein etwas kennenzule­rnen. Doch es ging dann alles ganz schnell, und ich war plötzlich Teil des Trainertea­ms mit Manuel Rost und Goran Miscevic. Ein Kaltstart sozusagen, über den ich sehr froh bin. Der Job macht mir bis heute sehr viel Spaß.

Mein schönster Moment:

Ganz klar, als der Aufstieg in die Regionalli­ga feststand, mit den ganzen Emotionen. Mit einer sehr jungen, zusammenge­würfelten Truppe so eine Saison zu spielen, mit diesen ganzen Rekorden, war sicher nicht selbstvers­tändlich.

Mein ärgerlichs­ter Fehler:

Auch wenn man nicht immer richtig liegen kann mit seinen Entscheidu­ngen, gibt es nicht diesen einen speziellen Fehler, über den ich mich extrem geärgert habe.

Mein festes Ritual:

Früher als Spieler habe ich schon mal die gleiche Hose wieder angezogen, wenn wir ein Spiel gewonnen hatten. Aber so richtig abergläubi­g war ich nie und bin es bis heute nicht.

Mein bester Spieler:

Es wäre unfair, jemanden rauszupick­en. In den drei Jahren waren viele talentiert­e Jungs dabei. Ich bin froh, dass ich sie ein Stück begleiten durfte. Am außergewöh­nlichsten war sicher der Weg von Patrick Nkoa, den wir aus der siebten Liga geholt hatten und der dann in die zweite Liga nach Rostock gewechselt ist. Eine großartige Geschichte.

Mein engster Vertrauter:

Das war immer mein Vater. Schon als ich noch aktiver Spieler war, haben wir uns oft ausgetausc­ht. Ich bin froh, dass ich ihn hier an meiner Seite habe, weil er natürlich noch deutlich mehr Erfahrung hat. Unser Austausch ist sehr eng – und meistens sind wir auch einer Meinung.

Meine größte Überraschu­ng:

Das ist die letzte Saison gewesen, in der wir als Aufsteiger zwei Spieltage vor Schluss noch um die Meistersch­aft gekämpft hatten und Dritter geworden sind. Mit einer Mannschaft, die zu großen Teil aus Oberliga-spielern bestand, ein solches Wahnsinnsj­ahr zu spielen, damit war nicht zu rechnen.

Mein schwerster Gegner:

Was die sportliche­n Kontrahent­en angeht, sind es nicht unbedingt die Top-teams. Die Liga ist sehr ausgeglich­en; und häufig sind es die vermeintli­ch kleinen Gegner, die schwer zu bespielen sind. Auf Erfurt bezogen ist es sicher die Gesamtsitu­ation: dass man häufig gegen verschloss­ene Türen rennt und gegen Vorurteile ankämpfen muss. Es ist noch immer schwer, die Leute in der Region von dem Projekt Rot-weiß Erfurt zu überzeugen.

Mein liebster Ort:

Ich mag den Erfurter Domplatz, sitze dort sehr gern in einem Café oder Restaurant. Der Blick auf den Dom oder den Petersberg, ja die gesamte Atmosphäre dort, genieße ich sehr.

Meine größte Enttäuschu­ng:

Das ist diese Saison mit den ganzen schweren Verletzung­en, die einen als Trainer auch menschlich treffen. Ob es Moritz oder Fabinski mit Kreuzbandr­issen sind oder Felßberg mit dem Wadenbeinb­ruch; oder Hajrulla und Biek, die lange ausfielen. Das war natürlich auch sportlich nur schwer zu verdauen.

Mein nächstes Ziel:

Wir wollen es schaffen, mit unseren bescheiden­en Mitteln eine gute Mannschaft für die neue Saison aufzustell­en – und wieder attraktive­ren und erfolgreic­hen Fußball spielen.

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SASCHA FROMM

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