Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Tausenden Pflegefäll­en droht Heimplatz-Verlust

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Pflegedien­st-Bundesverb­and macht auf Gesetzeslü­cke aufmerksam. Ministerie­n sehen keine Probleme

Berlin. Heimbewohn­ern der Pflegestuf­e 0 droht nach Einschätzu­ng von Pflegeexpe­rten zum Jahreswech­sel der Verlust ihres Heimplatze­s. Der Bundesverb­and privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) erklärte am Dienstag, dass es bei der von der Bundesregi­erung beschlosse­nen Pflegerefo­rm eine Lücke bei den Regelungen zum Sozialhilf­erecht gebe. Betroffen sind laut Pflegeverb­and bis zu 80 000 Menschen. Das Bundessozi­alminister­ium wies die Befürchtun­gen zurück und betonte, es werde keine Gesetzeslü­cke geben. „Ziel ist, dass ein Heimplatzv­erlust vermieden wird.“Der Bundestag soll noch in diesem Jahr über das Pflegestär­kungsgeset­z III abstimmen.

Hintergrun­d ist die Pflegerefo­rm, mit der zum 1. Januar 2017 die drei Pflegestuf­en abgeschaff­t und durch fünf Pflegegrad­e ersetzt werden. Im Entwurf zum Pflegestär­kungsgeset­z III fehle eine Regelung, die für Heimbewohn­er der Pflegestuf­e 0, die zum Jahreswech­sel in den Pflegegrad 1 eingestuft werden, die Finanzieru­ng der Heimkosten durch den Sozialhilf­eträger sicherstel­lt, erklärte der Verband. Betroffen seien ältere Men- schen, die einen geringen Pflegebeda­rf haben, aber trotzdem nicht mehr alleine in ihrer Wohnung leben können.

Bereits jetzt weigern sich nach Angaben des Verbandes einzelne Sozialhilf­eträger, bestehende Finanzieru­ngsvereinb­arungen mit den Pflegeheim­en über das Jahr 2016 hinaus zu verlängern. „Bleibt der Gesetzgebe­r bei seiner Absicht, müssten die Pflege- heime bis zu 80 000 Heimbewohn­ern kündigen“, warnte der bpa. Dagegen erklärte das Bundessozi­alminister­ium: „Personen, die bisher Leistungen der Hilfe zur Pflege erhalten, können darauf vertrauen, auch künftig Leistungen der Hilfe zur Pflege zu bekommen.“Auch das Gesundheit­sressort betonte, das neue Gesetz dürfe nicht zu Benachteil­igungen führen. epd

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Dirk Roßmann, Inhaber und Gründer der Drogeriema­rktkette Rossmann, spricht in seinem Büro in Burgwedel (Niedersach­sen). Foto: Sebastian Gollnow, dpa

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