Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Strampeln mit jeder Menge Technik

- Von Christina Peters

Ein Erfinder düst mit seinem Spezial-Fahrrad Tausende Kilometer durch Deutschlan­d. Sein Auftrag: Er soll messen, wie holprig die Radwege sind

Potsdam. Hoppla, schon wieder eine Wurzel! Wer oft mit dem Fahrrad unterwegs ist, weiß: Nicht auf allen Radwegen fährt es sich immer glatt. Mal fehlt ein Pflasterst­ein, mal wächst ein Baum einfach in den Weg hinein. Manchmal reißt der Asphalt im Laufe der Jahre auf.

Um diese Stellen reparieren zu können, müssen die Straßenämt­er aber erst einmal wissen, wo die sind. Aber woher?

Zum Beispiel durch Stefan Oertelts Wissen. Der 62 Jahre alte Erfinder hat ein Spezial-Fahrrad gebastelt, das den Zustand der Wege messen kann. Damit ist er im Auftrag des Straßen- amts im Bundesland Brandenbur­g unterwegs. Am Lenker eines grasgrünen Fahrrads hat er viele Geräte befestigt. Mit einem Navigation­s-System sieht er, wohin er fahren muss. Das vergleicht seine Position über Satellit mit der Fahrradweg­ekarte.

Am Vorderrad ist ein Sensor befestigt, der genau misst, wie stark es beim Fahren ruckelt. Auf der Karte sehen die Experten, an welchen Stellen die Fahrradweg­e besonders holprig sind. „Wenn ich besonders streng messen würde, müsste ich natürlich durch jedes Schlagloch durch, aber das mache ich nicht“, sagt er.

Außerdem steckt am Lenker eine Kamera, die während der Fahrt Bilder macht. Wenn Oertelt beim Fahren ein Hindernis bemerkt, drückt er einen Schalter neben seiner Bremse. Dann braucht er sich nachher nur die Bilder anzuschaue­n, die er sich markiert hat und weiß: Aha, an der Stelle stört zum Beispiel ein Gulli-Deckel beim Fahren.

Stefan Oertelt ist nicht der erste, der den Zustand von Fahrradweg­en misst. Bisher wird das oft mit sogenannte­n Quads gemacht, Motorräder­n mit vier Rädern. Das ist zu unpraktisc­h, fand der Fahrradweg­e-Experte. Auf schmalen Wegen müssen den Fahrzeugen zum Beispiel andere Menschen ausweichen. Und vor allem: Sie fahren mit ihren breiten Reifen ganz anders als ein Radler.

Also fährt der Tüftler selbst – und zwar ganz alleine. Er war schon in mehreren Bundesländ­ern mit seinem Fahrrad unterwegs. In Brandenbur­g hat er jetzt den Auftrag, alle Radwege an Landstraße­n zu vermessen. Das sind insgesamt 1000 Kilometer. Wenn Stefan Oertelt jeden Tag ein Stück fährt, braucht er dafür vier Wochen. Insgesamt ist er so schon 2500 Kilometer auf seinem Rad durch ganz Deutschlan­d gedüst. dpa

Sensor misst, wie stark es beim Fahren ruckelt

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Der Weg eines Tieres von der Straße ins Tierheim. Grafik: K. Dengl
 ??  ?? Der Ingenieur Stefan Oertelt radelt mit seinem Messrad an der L  bei Fahrland (Brandenbur­g). Tausende Kilometer ist Stefan Oertelt mit seinem besonderen Rad schon gefahren. Foto: Bernd Settnik, dpa
Der Ingenieur Stefan Oertelt radelt mit seinem Messrad an der L  bei Fahrland (Brandenbur­g). Tausende Kilometer ist Stefan Oertelt mit seinem besonderen Rad schon gefahren. Foto: Bernd Settnik, dpa

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