Strampeln mit jeder Menge Technik
Ein Erfinder düst mit seinem Spezial-Fahrrad Tausende Kilometer durch Deutschland. Sein Auftrag: Er soll messen, wie holprig die Radwege sind
Potsdam. Hoppla, schon wieder eine Wurzel! Wer oft mit dem Fahrrad unterwegs ist, weiß: Nicht auf allen Radwegen fährt es sich immer glatt. Mal fehlt ein Pflasterstein, mal wächst ein Baum einfach in den Weg hinein. Manchmal reißt der Asphalt im Laufe der Jahre auf.
Um diese Stellen reparieren zu können, müssen die Straßenämter aber erst einmal wissen, wo die sind. Aber woher?
Zum Beispiel durch Stefan Oertelts Wissen. Der 62 Jahre alte Erfinder hat ein Spezial-Fahrrad gebastelt, das den Zustand der Wege messen kann. Damit ist er im Auftrag des Straßen- amts im Bundesland Brandenburg unterwegs. Am Lenker eines grasgrünen Fahrrads hat er viele Geräte befestigt. Mit einem Navigations-System sieht er, wohin er fahren muss. Das vergleicht seine Position über Satellit mit der Fahrradwegekarte.
Am Vorderrad ist ein Sensor befestigt, der genau misst, wie stark es beim Fahren ruckelt. Auf der Karte sehen die Experten, an welchen Stellen die Fahrradwege besonders holprig sind. „Wenn ich besonders streng messen würde, müsste ich natürlich durch jedes Schlagloch durch, aber das mache ich nicht“, sagt er.
Außerdem steckt am Lenker eine Kamera, die während der Fahrt Bilder macht. Wenn Oertelt beim Fahren ein Hindernis bemerkt, drückt er einen Schalter neben seiner Bremse. Dann braucht er sich nachher nur die Bilder anzuschauen, die er sich markiert hat und weiß: Aha, an der Stelle stört zum Beispiel ein Gulli-Deckel beim Fahren.
Stefan Oertelt ist nicht der erste, der den Zustand von Fahrradwegen misst. Bisher wird das oft mit sogenannten Quads gemacht, Motorrädern mit vier Rädern. Das ist zu unpraktisch, fand der Fahrradwege-Experte. Auf schmalen Wegen müssen den Fahrzeugen zum Beispiel andere Menschen ausweichen. Und vor allem: Sie fahren mit ihren breiten Reifen ganz anders als ein Radler.
Also fährt der Tüftler selbst – und zwar ganz alleine. Er war schon in mehreren Bundesländern mit seinem Fahrrad unterwegs. In Brandenburg hat er jetzt den Auftrag, alle Radwege an Landstraßen zu vermessen. Das sind insgesamt 1000 Kilometer. Wenn Stefan Oertelt jeden Tag ein Stück fährt, braucht er dafür vier Wochen. Insgesamt ist er so schon 2500 Kilometer auf seinem Rad durch ganz Deutschland gedüst. dpa
Sensor misst, wie stark es beim Fahren ruckelt