Lehrer bestehen auf Prüfung nach der 10. Klasse
Pädagogen fürchten, Wegfall der Besonderen Leistungsfeststellung für Zehntklässler an Gymnasien schwächt Regelschulen
Erfurt. Mehr als drei Viertel der befragten Thüringer Lehrerinnen und Lehrer spricht sich für die Beibehaltung der Besonderen Leistungsfeststellung (BLF) am Ende der 10. Klasse an Gymnasien aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine bislang unveröffentlichte Erhebung des Thüringer Lehrerverbandes (TLV) unter seinen Mitgliedern, die unserer Zeitung vorliegt.
Insgesamt nahmen nach Verbandsangaben 211 Lehrer an Gymnasien, Regelschulen, Gemeinschaftsschulen und sonstigen Schulen an der nicht repräsentativen Befragung teil. 161 (76 Prozent) sprachen sich für eine Fortsetzung der BLF aus. Die Befürworter gaben als Grund an, die Möglichkeit, ohne jegliche Prüfung zur Mittleren Reife zu gelangen, könne dazu führen, dass noch mehr Schüler aufs Gymnasium wechseln, die eigentlich auf der Regelschule besser aufgehoben wären.
24 Prozent der Pädagogen plädierten für die Abschaffung. Sie begründeten ihre Antwort beispielsweise damit, dass in anderen Bundesländern keine entsprechende Überprüfung existiere und die BLF dem Grundsatz der Gleichbehandlung widerspreche. Zudem stelle die Durchführung „einen erhebli- chen Mehraufwand für die Lehrer an Gymnasien dar“, zumal die BLF fast zeitgleich mit den Abiturprüfungen stattfinde.
In den Koalitionsfraktionen wird derzeit darüber diskutiert, ob die BLF noch zeitgemäß ist und im Zuge der Änderung des Schulgesetzes abgeschafft werden soll. Die Debatte war nach der „Sohnemann“-Affäre von Justizminister Dieter Lauinger (Grüne) aufgekommen. Lauinger hatte persönlich im Bildungsministerium interveniert, nachdem eine zuvor zugesagte Versetzung seines Sohnes, der die BLF wegen eines Auslandsaufenthalts nicht mitschreiben konnte, widerrufen worden war.