Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Fischsterb­en aus Wassermang­el

- Von Casjen Carl

Lehmgrube bei Schmira ist vor dem Austrockne­n. Nabu als Pächter ließ trotz anhaltende­r Trockenhei­t mehrere Wochen ohne Reaktion verstreich­en

Schmira. Drei tote, über einen halben Meter lange Welse, liegen an der Wasserober­fläche im Schlamm. An etlichen Stellen der fast ausgetrock­neten Lehmgrube bei Schmira ragen die Rücken von Fischen – Karauschen und Karpfen -- aus dem Wasser. Die Tiere zappeln müde vor sich hin.

„Noch zwei Wochen, dann sind sie tot“, sagt Jens Dümmler. Der Fischereib­erater und Angler hatte jedoch schon Anfang August vor dem drohenden Fischsterb­en gewarnt. Nun bleibe kaum Zeit für eine Rettung.

Nachdem er von einem Mitglied seines Fliegenfis­cher-Vereins „John Horrocks“auf die bedrohlich­e Lage aufmerksam gemacht worden war, wollte er schnell Hilfe anschieben. Über die Stadt erfuhr er, dass der Naturschut­zverein Nabu Thüringen Pächter des Gewässers ist. „Am 10. August habe ich dort angerufen und von dem Fischsterb­en berichtet.“Vor Ort machte er sich selbst ein Bild. Das Wasser war schon stark gefallen. Da es keinen Zufluss zur Lehmgrube gibt, war angesichts des trockenen Augusts eine dramatisch­e Verschlech­terung der Situation zu erwarten.

Bei dem Umweltschu­tzverein begannen die Mühlen zu mahlen. Wie Dümmler für sich protokolli­erte, erfuhr er von Beratungen und der Absicht, sich über die Lage einen Überblick zu verschaffe­n. „Ich kann das nicht verstehen. Bei Vögeln oder Libellen, die in Gefahr sind, set- zen sie alles in Bewegung, aber die Fische hier lassen sie verenden“, sagt Jens Dümmler.

Denn an eine wirkliche Notabfisch­ung will der Nabu nicht ran. „Das Austrockne­n der Lehmgrube ist ein wichtiger Vorgang, um die Wertigkeit dieses Amphibieng­ewässers zu erhalten, da dies dann fischfrei wird“, nennt Jürgen Ehrhardt vom Nabu eine Intention, warum man der Natur ihren Lauf lassen will. Jedoch habe sich der Nabu entschloss­en, die Fische „zeitnah“aus der Lehmgrube zu entnehmen, schreibt er auf Anfrage dieser Zeitung per Mail. Was zeitnah bedeutet, blieb offen. Jens Dümmler meint, wenn nicht sofort etwas passiert, haben die Fische keine Chance – dann liegen sie alle tot an der Oberfläche.

 ??  ?? Jens Dümmler ist selbst Fischereib­erater in Erfurt. Am Montagaben­d war er noch einmal an der Lehmgrube Schmira und fand bereits verendete Welse. Foto: Casjen Carl
Jens Dümmler ist selbst Fischereib­erater in Erfurt. Am Montagaben­d war er noch einmal an der Lehmgrube Schmira und fand bereits verendete Welse. Foto: Casjen Carl

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