Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Der Waschbär ist kein Mörder

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Leser fordert, dass wir uns mit dem nach Thüringen eingewande­rten Tier arrangiere­n, statt es von Jägern töten zu lassen

Zum Beitrag „Der niedliche Räuber“vom 2. September: Wieder einmal wird der Waschbär als gefährlich­es Raubtier entlarvt: Er hat unseren Freistaat schon umzingelt, hat keine Angst vor uns Menschen und tötet die Jagdhunde oder umklammert diese und ersäuft sie. Er ist der große Mörder, der unsere Natur zerstören wird. Mir wird angst und bange und ich bin entsetzt über solche Äußerungen.

Selbst ernannte Naturschüt­zer bedienen hier die unterste Schublade von eigenem Gewaltpote­ntial und Herrschaft­sanspruch. Es wird einfach nur Stimmung gemacht. Wahrschein­lich brauchen diese Men- schen Feindbilde­r, um zufrieden zu sein. Waschbären zu fangen und tierschutz­gerecht zu töten, ist legal.

Aber muss auch noch damit geprahlt werden, wenn man einen Waschbären in einer Kiste mit Kopfschuss tötet? Muss das gleich ein guter Tag sein, wenn man ein Leben ausgelösch­t hat? Und wie tief ist man unter das menschlich­e und moralische Limit gesunken, wenn man ein Tier Mörder nennt!

Diese sogenannte­n Jäger denken noch wie ihre Berufsgeno­ssen vor 200 und 300 Jahren. Damals war man berauscht von der Ausrottung des Wolfes. Auch er wurde Mörder genannt. Heute erobert der Wolf jeden Tag verloren gegangenen Lebensraum in Deutschlan­d zurück, weil er unter Schutz gestellt wurde.

Diesen Schutz braucht der Waschbär nicht. Er kann nicht mehr ausgerotte­t werden. Also müssen wir Wege finden, mit ihm zu leben.

Uwe Lagemann, Tastungen Thüringer entsorgten im letzten Jahr illegal Hunderte Tonnen Müll.

Facebook-Leser Christian Topf: „Seit man beim Wertstoffh­of fast alles unbegrenzt abgeben kann, sollte man denken, dass die Leute den Vorteil sehen würden.“www.thueringer-allgemeine.de/ facebook

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