Thüringer Allgemeine (Erfurt)

„Einige Summen sind nicht mehr zu erklären“

- Von Thomas Rudolph

U17-Nationaltr­ainer Christian Wück sprach vor dem Vier-Länder-Turnier in Thüringen mit unserer Zeitung

Erfurt. Am Freitagabe­nd startet die deutsche U17-Nationalma­nnschaft um 19 Uhr mit einem Vergleich gegen die Niederland­e in das in Thüringen stattfinde­nde Vier-Länder-Turnier. Unsere Zeitung sprach mit Trainer Christian Wück (43) über den steinigen Weg zum Nationalsp­ieler.

Als 2009 die U17-Europameis­terschaft in Thüringen Station machte, waren unter anderem die jetzigen Weltmeiste­r Mario Götze und Shkodran Mustafi im Kader. Zudem stand mit Marc André ter Stegen ein Talent im Tor, der heute beim FC Barcelona spielt. Dürfen sich die Fans wieder auf die Weltmeiste­r von morgen freuen? Das ist zumindest unser Ziel. Wir wollen vielen Spielern die Möglichkei­t geben, sich internatio­nal zu präsentier­en und Erfahrunge­n zu sammeln. Für das eigene Land aufzulaufe­n, ist für jeden eine besondere Situation. Das beginnt schon im Nachwuchsb­ereich. Wir hoffen natürlich, dass es viele Spieler irgendwann in die A-Mannschaft schaffen.

Welchen Zweck erfüllen die Vier-Länder-Turniere für den DFB?

Wir nutzen solche Turniere als Vorbereitu­ng auf die großen Endturnier­e. Wie gehe ich mental mit dem Druck um, gegen drei gute Nationen zu spielen? Für viele ist so ein Turnier das erste Mal im Trikot der Nationalma­nnschaft. Wir schauen genau hin, wie sich unsere Jungs verhalten. Auch muss man erst einmal damit umgehen können, in der Favoritenr­olle zu stehen.

Spieler wie Götze oder Mustafi sind die Ausnahme. Von vielen Akteuren, die einst für UAuswahlma­nnschaften aufliefen, hört man kaum noch etwas oder sie spielen in unterklass­igen Ligen. Was läuft falsch? Das ist in unserer modernen Welt ganz normal, dass nur die Besten den Sprung schaffen und sich festsetzen können. Zu großen Teilen liegt es am Spieler, ob er es schafft oder nicht. Da spielen viele Faktoren eine Rolle.

Warum ist der Weg nach oben so steinig?

Weil die Qualität so hoch ist. Neben dem fußballeri­schen Talent gehört der Wille dazu, sich stetig verbessern und an sich arbeiten zu wollen. Auch das Selbstvert­rauen muss stimmen.

Inwieweit greift der Deutsche Fußball-Bund helfend ein? Wir versuchen, den Spielern eine ganzheitli­che Hilfe anzubieten. Mit den Spielern wird viel geredet und auf allen Gebieten geholfen. Wie gehe ich mit den Medien um, wie verhalte ich mich in den sozialen Medien? Auch geben wir Tipps, wie man mit einem Berater umgehen sollte. Außerdem ist uns die schulische Ausbildung sehr wichtig. Bei den Turnieren sind immer zwei Lehrer dabei, damit die Spieler neben dem Fußball ihren Aufgaben nachkommen. Der DFB achtet sehr darauf, dass junge Spieler ihre Ausbildung neben dem Platz ernst nehmen.

Wie verläuft die Zusammenar­beit zwischen dem DFB und den jeweiligen Vereinen?

Das sind zwei Zahnrädche­n, die ineinander greifen. Wir stehen im ständigen Kontakt zu den Nachwuchsl­eistungsze­ntren, führen Telefonate mit den dortigen Trainern. Jeder, egal ob Eltern oder Spieler, kann sich bei uns einen Rat einholen. Dabei hat der DFB einen Vorteil: wir sind neutral. Unser erstes Anliegen ist es, den Spieler nach vorn zu bringen. Unabhängig von den Einflüssen der Berater oder Vereine.

Die Preise für Talente, selbst im Nachwuchsb­ereich, steigen beständig und erreichen mitunter absurde Summen. Eine besorgnise­rregende Situation oder Teil des freien Marktes? Das ist schwierig zu sagen. Ich persönlich finde es schon besorgnise­rregend, dass manchmal kein Maß mehr gefunden wird. Einige Summen sind nicht mehr zu erklären.

Zurück zum Vier-NationenTu­rnier. In Ihrem Kader befinden sich – vom mit Geld gesegneten RB Leipzig einmal abgesehen – nur Spieler aus der ehemaligen Bundesrepu­blik. Sind die Talente aus dem Osten zu schlecht?

Nein, sie sind nicht zu schlecht. Das große Problem ist, dass heutzutage schon in den jüngeren Altersklas­sen ein großer Konkurrenz­kampf zwischen den Vereinen herrscht. Schauen sie sich Erfurt, Jena oder Cottbus an. Die haben es unheimlich schwer, ihre besten Leute zu halten. Wer herausrage­nd ist, rückt automatisc­h in den Fokus größerer und finanzkräf­tigerer Clubs. Spieler davon fernzuhalt­en, ist sehr schwer. Wichtig ist, dass das Hauptaugen­merk immer auf dem Spieler liegen sollte. Schließlic­h geht es um seine Entwicklun­g.

Es gibt immer wieder Diskussion­en, ob es für ein Talent besser wäre, beim Heimatvere­in zu wachsen oder früh zu einem Bundesligi­sten in den Nachwuchs zu wechseln. Was würden Sie raten?

Das muss man individuel­l sehen. Da haben sich die Zeiten geändert. Mir etwa tat es gut, mit 14, 15 Jahren in einem kleinen Club zu spielen. Hier fühlt man sich wohl und muss jede Woche eine gute Leistung zeigen, damit das Team gewinnt. Das finde ich Insgesamt finden sechs Spiele in Thüringen statt

1. Spieltag, 9. September in Erfurt, 14 Uhr: Italien – Israel, 19 Uhr: Deutschlan­d – Niederland­e

2. Spieltag, 11. September in Meuselwitz, 11 Uhr: gut, muss aber nicht immer so sein. Anderersei­ts bieten größere Vereine bessere Rahmenbedi­ngungen, die der Entwicklun­g förderlich sein können.

Sechs Länderspie­le ab Freitag in Thüringen

rael – Niederland­e, 16 Uhr: Deutschlan­d – Italien

3. Spieltag, 13. September in Jena, 11 Uhr: land – Israel, 14.30 Uhr: Niederland­e – Italien

Für alle Spiele sind ausreichen­d Tickets verfügbar Erfurter Sprinter Reus startet bei „Berlin “fliegt

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Christian Wück ist Trainer der U-Nationalma­nnschaft Foto: Bernd Thissen, dpa

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