Das Vogtland erinnert an seinen berühmtesten Dichter
Überregional ist Julius Mosen, dessen Todestag sich dieses Jahr zum 150. Mal jährt, heute vergessen. Dabei war einmal er so etwas wie ein Star
Plauen. Dem Tiroler Volkshelden Andreas Hofer hat er zu bleibendem Ruhm verholfen, selbst aber ist Julius Mosen weitgehend in Vergessenheit geraten – zu Unrecht, wie Heimatforscher finden.
Im Jahr seines 150. Todestages will das Vogtland Julius Mosen (1803–1867) nicht nur ehren, sondern zuvorderst auch über die regionalen Grenzen hinaus in Erinnerung bringen. Denn das Andreas-Hofer-Lied, Hymne des österreichischen Bundeslandes Tirol, war keine Eintagsfliege im Schaffen Mosens. „Leider ist das Lied bekannter als sein Verfasser“, sagt Wolfgang Schrader, Mosen-Experte im Vogtlandmuseum in Plauen.
Der Dichter und Schriftsteller muss überregional bekannter werden, fordert Frieder Spitzner. Im Bürgerhaus von Marieney, dem Geburtsort Mosens, beaufsichtigt der promovierte Sprachwissenschaftler eine Dauerausstellung zu dem Dichter und eine umfangreiche Bibliothek zur zeitgenössischen Vogtland-Literatur. Heute wäre der Dichter ein Prominenter, ist sich der 75-Jährige sicher. „Man sang seine Lieder auf den Straßen, in einer Zeit, wo sie sich nicht über Radio verbreiten konnten.“
In zwölf Orten sind Straßen und Plätze nach Julius Mosen benannt, außerhalb des Vogtlands in Chemnitz, Zwickau und dem niedersächsischen Oldenburg, seiner letzten Wir- kungsstätte als Theaterdramaturg. „In Dresden gibt es eine Straße und eine Straßenbahnhaltestelle mit seinem Namen. All das zeugt von vergangenem Ruhm“, meint Spitzner.
Im 1831 entstandenen Andreas-Hofer-Lied („Zu Mantua in Banden“) beschäftigt sich Mosen mit dem Tiroler Volksaufstand des Jahres 1809 gegen die französisch-bayerische Besetzung, bezieht den Freiheitskampf aber auf ganz Deutschland: „Es blutete der Brüder Herz, ganz Deutschland, ach, in Schmach und Schmerz.“
An die 100 Gedichte, dazu Dramen und Novellen hat Julius Mosen geschrieben. Die erste Werkausgabe von 1863 umfasste acht Bände. Schrader: „Mosen war einer der bekanntesten Lyriker der 1830er Jahre.“Spitzner und Schrader betonen: Zu Unrecht gelte der Plauener Karikaturist Erich Ohser als einziger berühmter Vogtländer.
Heute sind seine Lieder und Gedichte außerhalb der Region fast vergessen. „Im Moment fehlt uns das Geld für eine größere Würdigung“, erläutert Schra- der. Der schriftliche Nachlass befinde sich im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar.
Spitzner und die 40 Mitglieder zählende Mosen-Literaturgesellschaft arbeiten mit dem Julius-Mosen-Gymnasium im benachbarten Oelsnitz/Vogtland zusammen. Dort trägt auch eine Schülerband den Namen des Dichters. Spitzner: „Manche Schüler beschäftigen sich im Rahmen einer besonderen Lernleistung mit Mosen.“Höhepunkt des Mosen-Jahres soll ein Kolloquium am 23. September auf Schloss Voigtsberg in Oelsnitz werden. „Wir wollen zusammen mit dem Gymnasium den Dichter präsentieren, dessen Namen wir beide tragen - wissenschaftlich und musikalisch“, sagt Spitzner. (dpa)