Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Das Vogtland erinnert an seinen berühmtest­en Dichter

- Von Katrin Mädler

Überregion­al ist Julius Mosen, dessen Todestag sich dieses Jahr zum 150. Mal jährt, heute vergessen. Dabei war einmal er so etwas wie ein Star

Plauen. Dem Tiroler Volkshelde­n Andreas Hofer hat er zu bleibendem Ruhm verholfen, selbst aber ist Julius Mosen weitgehend in Vergessenh­eit geraten – zu Unrecht, wie Heimatfors­cher finden.

Im Jahr seines 150. Todestages will das Vogtland Julius Mosen (1803–1867) nicht nur ehren, sondern zuvorderst auch über die regionalen Grenzen hinaus in Erinnerung bringen. Denn das Andreas-Hofer-Lied, Hymne des österreich­ischen Bundesland­es Tirol, war keine Eintagsfli­ege im Schaffen Mosens. „Leider ist das Lied bekannter als sein Verfasser“, sagt Wolfgang Schrader, Mosen-Experte im Vogtlandmu­seum in Plauen.

Der Dichter und Schriftste­ller muss überregion­al bekannter werden, fordert Frieder Spitzner. Im Bürgerhaus von Marieney, dem Geburtsort Mosens, beaufsicht­igt der promoviert­e Sprachwiss­enschaftle­r eine Dauerausst­ellung zu dem Dichter und eine umfangreic­he Bibliothek zur zeitgenöss­ischen Vogtland-Literatur. Heute wäre der Dichter ein Prominente­r, ist sich der 75-Jährige sicher. „Man sang seine Lieder auf den Straßen, in einer Zeit, wo sie sich nicht über Radio verbreiten konnten.“

In zwölf Orten sind Straßen und Plätze nach Julius Mosen benannt, außerhalb des Vogtlands in Chemnitz, Zwickau und dem niedersäch­sischen Oldenburg, seiner letzten Wir- kungsstätt­e als Theaterdra­maturg. „In Dresden gibt es eine Straße und eine Straßenbah­nhaltestel­le mit seinem Namen. All das zeugt von vergangene­m Ruhm“, meint Spitzner.

Im 1831 entstanden­en Andreas-Hofer-Lied („Zu Mantua in Banden“) beschäftig­t sich Mosen mit dem Tiroler Volksaufst­and des Jahres 1809 gegen die französisc­h-bayerische Besetzung, bezieht den Freiheitsk­ampf aber auf ganz Deutschlan­d: „Es blutete der Brüder Herz, ganz Deutschlan­d, ach, in Schmach und Schmerz.“

An die 100 Gedichte, dazu Dramen und Novellen hat Julius Mosen geschriebe­n. Die erste Werkausgab­e von 1863 umfasste acht Bände. Schrader: „Mosen war einer der bekanntest­en Lyriker der 1830er Jahre.“Spitzner und Schrader betonen: Zu Unrecht gelte der Plauener Karikaturi­st Erich Ohser als einziger berühmter Vogtländer.

Heute sind seine Lieder und Gedichte außerhalb der Region fast vergessen. „Im Moment fehlt uns das Geld für eine größere Würdigung“, erläutert Schra- der. Der schriftlic­he Nachlass befinde sich im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar.

Spitzner und die 40 Mitglieder zählende Mosen-Literaturg­esellschaf­t arbeiten mit dem Julius-Mosen-Gymnasium im benachbart­en Oelsnitz/Vogtland zusammen. Dort trägt auch eine Schülerban­d den Namen des Dichters. Spitzner: „Manche Schüler beschäftig­en sich im Rahmen einer besonderen Lernleistu­ng mit Mosen.“Höhepunkt des Mosen-Jahres soll ein Kolloquium am 23. September auf Schloss Voigtsberg in Oelsnitz werden. „Wir wollen zusammen mit dem Gymnasium den Dichter präsentier­en, dessen Namen wir beide tragen - wissenscha­ftlich und musikalisc­h“, sagt Spitzner. (dpa)

 ??  ?? Frieder Spitzner ist Vorsitzend­er der Vogtländis­chen Literaturg­esellschaf­t „Julius Mosen“, Foto: dpa
Frieder Spitzner ist Vorsitzend­er der Vogtländis­chen Literaturg­esellschaf­t „Julius Mosen“, Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany