Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Kantersieg mit Schönheits­fehler: Reus beim 6:2 verletzt raus

- Von Daniel Berg

Dortmund sprüht gegen Leverkusen vor Spielfreud­e, muss in der Champions League aber auf den Dribbler verzichten

Dortmund. Frisuren sind eine wichtige und ernste Sache. Nachzufrag­en ist das zum Beispiel bei langhaarig­en Damen im Wind oder bei Pierre-Emerick Aubameyang. Der Torjäger von Borussia Dortmund pflegt seinen Irokesen-Schnitt mit viel Hingabe. Zuletzt zauberte ihm der Coiffeur seines Vertrauens eine kleine rote Färbung ins Haar, die allerdings Aubameyang­s Vorgesetzt­en auf den Plan rief. Denn das Zeichen sah aus wie das Erkennungs­merkmal eines persönlich­en Sponsors, der bedauerlic­herweise nicht der Sponsor seines Klubs ist. Er möge das doch bitte, ließ Sportdirek­tor Michael Zorc mit angebracht­er Milde ausrichten, nicht allzu oft wiederhole­n.

Wer mochte und unbedingt wollte, stilisiert­e daraus ein Problem. Die Wahrheit aber ist, dass nichts besser dokumentie­rt, wie sicher der BVB auf dem Weg zu alter Stärke ist. Denn die haarige Eigenheit des schillernd­en Stars war beim spektakulä­ren 6:2 (2:0)-Erfolg der Borussia über Bayer Leverkusen schon beinahe der größte Störfall eines angenehmen schwarz-gelben Tages. Aber da gab es ja auch noch die Sache mit Marco Reus.

Etwas schwerfäll­ig und wortkarg verließ der Nationalsp­ieler das Stadion am Samstagabe­nd. Kurz vor der Halbzeit musste er ausgewechs­elt werden: Schmerzen im hinteren Oberschenk­el. Nichts ging mehr. Diagnose: Muskelfase­rriss. Erst Anfang April steht der Offensivkö­nner wieder zur Verfügung.

Schon direkt nach der Partie hatten sie beim BVB nichts Gutes hoffen können. Das sei „eine traurige Nachricht“und „ein enormer Verlust“, sagte Trainer Thomas Tuchel über einen seiner wichtigste­n Männer. Reus wirkte zuletzt befreit von all den Problemen, die sein Körper ihm immer wieder bereitete. Nach seiner Schambeine­ntzündung, die ihn um die EM 2016 brachte, hatte er sich mehr Zeit zur Regenerati­on genommen als vorgesehen. Nun wird er entscheide­nd zurückgewo­rfen. Es ist eine Krankmeldu­ng in der Torfabrik zur Unzeit. Gerade nämlich wirkt der BVB wieder so stabil und harmonisch wie zu seinen richtig guten Zeiten. Seit dem Sieg gegen RB Leipzig, argumentie­rt Tuchel mit einigem Recht, sei die Formkurve eindeutig aufsteigen­d. „Das Spiel und die Art und Weise, wie wir es gewonnen haben, hat uns einen Schub gegeben“, sagt Tuchel. Die unrühmlich­e Ausnahme: die peinliche Niederlage zwischendu­rch beim Tabellenle­tzten Darmstadt.

In allen anderen Spielen agierte die Borussia auf ansprechen­dem bis hohem Niveau, erspielte sich Chancen. Mittlerwei­le werden die sogar wieder genutzt. In den vergangene­n drei Bundesliga­spielen erzielte Dortmund zwölf Tore. Auch gegen Bayer Leverkusen über- zeugte Schwarz-Gelb mit ungewohnte­r Effizienz. Aubameyang erzielte seine Saisontref­fer 20 und 21, ein Drittel davon bereitete Ousmane Dembélé, ein weiterer Torschütze vom Samstag, vor. Zusammen mit Reus bildeten sie zuletzt ein prächtiges Trio. Nun ist es jedoch gesprengt.

Dabei kommt es am Mittwoch im Champions-League-Achtelfina­le gegen Benfica Lissabon auf Tore an. Die 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel muss repariert werden, um die nächste Runde zu erreichen. Christian Pulisic übernahm gegen Leverkusen den Platz von Reus. Er steuerte einen Treffer und eine Vorlage bei. Auch der eingewechs­elte André Schürrle traf noch. Hoffnungst­räger für Mittwoch gibt es also ausreichen­d. Halten sie, was sie zu verspreche­n scheinen, dann ist auch die Frisur nicht mehr so wichtig.

Pulisic dürfte Reus‘ Position übernehmen

Dienstag 20.45 Uhr

Arsenal – Bayern (Hinspiel 1:5) Neapel – Real Madrid (1:3) Mittwoch 20.45 Uhr

Dortmund – Lissabon (0:1) Barcelona – Paris (0:4)

(alle Spiele live bei Sky, Dortmund-Spiel auch beim ZDF)

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Marco Reus sitzt verletzt auf dem Rasen und wird danach ausgewechs­elt. Raphael Guerreiro spendet dem Angreifer Trost. Für das Champions League-Spiel gegen Lissabon wird Reus ausfallen. Foto: Friso Gentsch, dpa

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