Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Leipzig im Wechselbad der Gefühle

- Von Martin Henkel

Nach dem 2:2 in Augsburg fällt allen Beteiligte­n eine Bewertung des Ergebnis schwer. Trainer Hasenhüttl ist mit dem Punkt zufrieden

Augsburg. Ralph Hasenhüttl ist nicht nur ein Meister seines Fachs. Er beherrscht auch die Kunst der schnellen Umdeutung von Ereignisse­n. Immer im Sinn: die eigene Glückselig­keit. Kaum war das Spiel gegen den FC Augsburg am Freitagabe­nd vorüber, ein 2:2 (1:1) mit dem Geschmack, zwei Punkte verloren zu haben, weil Leipzig dieses Spiel weitgehend dominiert und zwischenze­itlich 2:1 geführt hatte, resümierte der Trainer von RB Leipzig die Geschehnis­se.

Unglücklic­h sei das Ganze, meinte er. 0:1 hinten gelegen durch einen Sonntagsge­schoss, ausgeglich­en mit ein Lehrbuchto­r, geführt nach einer Ecke, und doch das Patt kassiert, weil die eigene Abwehr mit den Gegnern Pingpong spielte. Aber, so Hasenhüttl, „Wenn wir als Aufsteiger mit einem solchen Punkt nicht leben könnten, dann hätten wir ein Problem.“ So kann man das sehen, niemand bei intaktem Verstand würde wohl widersprec­hen. Hasenhüttl aber hatte sich auch vor dem Spiel einem kleinen Seitenrand-Interview zur Verfügung gestellt. Und gesagt, solche Spiele, die leicht scheinen auf dem Papier wegen der 21 Punkte Unterschie­d, seien Lakmus-Duelle. Sie zeigten, wer ein Topteam sei oder wer über seinem Vermögen spiele. Hasenhüttl meinte, keine Welle habe die Liga-Novizen auf Rang zwei gespült, sondern man sei mit Talent und Substanz empor gestiegen. Ergo: Spitzenman­nschaft.

Zwischen beiden Einschätzu­ngen lagen 92 Feldminute­n, die keinen Zweifel daran ließen, dass Hasenhüttl unbedingt recht hatte. Mit beiden Selbstzusc­hreibungen. RB spielte in Augsburg wie ein Aufsteiger – und wie ein Champions-LeagueAspi­rant. Je nach Treffer-Modus. RB hatte 67 Prozent Ballbesitz und spielte über die weiten Strecken des Spiels Favoritenf­ußball gegen ein klug erbautes Fünf-Mann-Bollwerk im Mittelfeld und eine Dreierkett­e dahinter, die mit Biss und Verve presste, grätschte und sich raufte.

Trotzdem hatten die Gäste Lösungen parat. Der erste Treffer war wie einstudier­t. Keita spielte einen Messerpass zwischen die Augsburger Dreierkett­e, Timo Werner nahm ab und traf zum 14. Mal in dieser Spielzeit (19.). Das 2:1 erzielte Marvin Compper nach einer Ecke von Emil Forsberg (52.), es war bereits sein zweites Tor in dieser Saison. Ein mögliches 3:1 verschenkt­en die Leipziger aber leichtfert­ig. „Wir hatten den Sieg auf dem Fuß“, sagte Marcel Halstenber­g, „und kassieren dann so ein Tor. Wir sind schon enttäuscht.“

Abwehrboll­werk zweimal geknackt

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Fabian Johnson feiert sein : gegen Schalke. Später legte er noch einen Treffer nach. Foto: dpa
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Nicht immer war Trainer Ralph Hasenhüttl mit den Entscheidu­ngen zufrieden. Foto: Stefan Puchner

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