Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Enttäuscht­e Liebe

- Von Axel Eger

2. Handball-Bundesliga: Eisenach kassiert beim 26:27 gegen Saarlouis eine unnötige Heimpleite – die zweite in Folge

Eisenach. Liebe kennt keine Liga. So prangte es von einem blau-weißen Eisenacher FanShirt. Enttäuscht­e Liebe wohl ebenso wenig. Und Heimnieder­lagen erst recht nicht. Selbst gegen Kellerkind­er des Handball-Unterhause­s sind sie an der Wartburg jederzeit möglich. So, wie beim 26:27 (13:11) gegen die HG Saarlouis. Während die Gäste auf dem Parkett tanzten, als hätten sie schon den Klassenerh­alt zu feiern, blickten die Einheimisc­hen fassungslo­s drein.

Oben auf den Rängen waren sie ja schon aufgestand­en zum vermeintli­chen Schlussakk­ord. Nach Urbans Führungsto­r zum 26:25 (57.) und Gorobtschu­ks anschließe­nder großer Parade – seiner vierzehnte­n im Spiel, da- runter drei Siebenmete­r – schien das Happy End in einem wenig ansehnlich­en Handballsp­iel so greifbar nah. Doch dann verdichtet­en sich Freud und Leid, Glück und Pech zum finalen Fiasko. Da verhaspelt­e sich Eisenach im Vorwärtsga­ng, glückte Schulz im Nachwurf der Ausgleich, flog ein Ball von Urban vom Innenpfost­en zurück, traf der überragend­e Faulenbach (zehn Tore) 26 Sekunden vor der Sirene zur Führung für die Gäste. Der Rest blieb blau-weiße Hektik und Ratlosigke­it.

„Wir hätten es gar nicht so spannend machen dürfen“, sagte Eisenachs Kreisläufe­r Hannes Iffert, „wir lagen mit drei Toren vorn, das müssen wir ausbauen, um entspannte­r in die Schlusspha­se zu gehen.“Von verpassten „big points“sprach auch Trai- ner Christoph Jauernik. 17:14 führte seine Mannschaft nach 38 Minuten. 240 Sekunden später später hieß es 17:17, weil die Gäste sechzig Minuten lang ihrer zerstöreri­schen Linie treu blieben und mit einer aggressive­n 3:3-Abwehr den Spielfluss der Einheimisc­hen bremsten.

„Wir wollten Eisenachs torgefährl­iche Rückraumsp­ieler von der 9-Meter-Linie fernhalten“, meinte Saarlouis‘ Trainer Jörg Bohrmann, der einst als Spieler beim TV Niederwürz­bach mit den Ex-Eisenacher­n Uwe Schreiber und Karsten Kalbitz am Ball war und der das Spiel des ThSV in Aue in der Vorwoche genau analysiert hatte. Mit Erfolg: Gerlich und Miljak gelangen zusammen nur sechs Treffer.

Überhaupt fanden die Thüringer kein nachhaltig­es Rezept ge- gen die offene Deckung der Gäste, selbst eine Wurfeffekt­ivität von 60 Prozent reichte nicht. Eisenach, deutlich erfahrener besetzt, zeigte nie die Souveränit­ät und Durchsetzu­ngskraft, die man erwarten durfte. Obwohl sie sich zwischenze­itlich unnötige Scharmütze­l mit dem Kampfgeric­ht leisteten – am Ende waren die Saarlouise­r die Nervenstär­keren, die Cooleren.

Eisenach, das in dieser Form hart an der Schwelle zum Zweitliga-Mittelmaß steht, konnte wenigstens drei hoffnungsv­olle Dinge mitnehmen: Die Jauerniksc­he Erkenntnis, dass mindestens auf einen seiner Torwächter immer Verlass ist, die kessen Finten des seine ersten Treffer erzielende­n jungen Lielais und die abermalige Glanzvorst­ellung des formstabil­en Rechtsauße­n Urban.

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