Skilangläufer auf dem Weg, aber längst nicht am Ziel
DSV-Sportdirektorin Orgeldinger: „Noch Arbeit zu erledigen“. Carl von Krämpfen geplagt. Bing erkrankt
Lahti. Marit Bjørgen ist ein Phänomen. Im Dezember 2015 brachte sie Söhnchen Marius auf die Welt, nun hat sich die Olympiasiegerin mit dem 18. WM-Titel ihrer Karriere zur Langlauf-Königin der Nordischen Ski-WM in Lahti gekrönt. Vier Starts, vier Siege – die Rückkehr in die Weltspitze war für die 36 Jahre alte Mutter alles andere als eine schwere Geburt.
Bjørgen ist auch für die deutschen Langlauf-Frauen ein Vorbild, nur eben bei der Familienplanung nicht unbedingt. „Damit können die Mädels ruhig noch ein wenig warten“, sagte Andreas Schlütter, der Sportliche Leiter, nach dem abschlie- ßenden 30-km-Freistilrennen mit einem Augenzwinkern.
Mit Rang zwölf für Stefanie Böhler (Ibach) als bestem deutschem Resultat und der erst 20 Jahre alten Katharina Hennig (Oberwiesenthal) auf Platz 19 lagen die Frauen in Schlagdistanz zur erweiterten Weltspitze.
Wie unglaublich schnell die Stärksten sind, musste im 30km-Rennen die 21 Jahre alte Victoria Carl erkennen. Dem unglaublich hohen Tempo konnte sie sechs Kilometer folgen. Dann brach die Langläuferin vom SC Motor Zella-Mehlis völlig ein. „Ich hatte Krämpfe. Da ging gar nichts mehr“, sagte Carl, die mit einem Rückstand von 6:01,6 Minuten auf Bjørgen Platz 37 erreichte: „Aber ich werde kämpfen und komme wieder“, sagte Carl.
Als wertvollstes Männer-Resultat wertete Schlütter Platz sechs der Staffel, als das Quartett mit Thomas Bing (Rhöner WSV) als Startläufer lange um Bronze mitkämpfte. Weil der Thüringer sich einen Infekt einfing, fehlte er im 50-km-Rennen.
Schlütter stimmte zuversichtlich, dass einige Leistungsträger zur Olympiasaison wieder zurück im Team sind. In Lahti fehlten mit den erkrankten Hannes Dotzler (Sonthofen) – nach Pfeifferschem Drüsenfieber erst wieder auf dem Weg zurück – und dem Thüringer Tim Tscharnke (Erkältung) sowie Sebastian Eisenlauer, der sich an der Schulter verletzte und aus Lahti vorzeitig abreiste, drei gestandene Athleten. „Das zeigt, welches Potenzial in der Mannschaft steckt“, sagte Schlütter.
Beim Deutschen Ski-Verband (DSV) aber ist man sich bewusst, dass – gerade mit Blick auf die Langlauf-Männer – allein schöne Worte nicht reichen werden. „Uns ist es nicht gelungen, bei allen Athleten die Bestleistung abzurufen. Gerade mit Blick auf Olympia gibt es da noch ein wenig Arbeit zu erledigen“, sagte DSV-Sportdirektorin Karin Orgeldinger. (alu) Kranjska Gora. Freudentränen wie vor zwei Wochen hat Felix Neureuther diesmal nicht vergossen. 14 Tage nach seinem Bronze-Coup bei der WM huschte nur ein zufriedenes Lächeln über das Gesicht des besten deutschen Ski-Rennläufers, als ihm Platz drei beim WeltcupSlalom in Kranjska Gora sicher war. Aber stolz auf eine weitere starke Vorstellung unter widrigsten Umständen war Neureuther doch. „Ich bin richtig zufrieden“, sagte er nach seiner vierten Fahrt aufs Weltcup-„Stockerl“in diesem Winter.
Erster Gratulant war Marcel Hirscher, der in den slowenischen Karawanken Geschichte schrieb. Mit dem 44. WeltcupSieg sicherte sich der Österreicher im Riesenslalom zum sechsten Mal in Serie den Triumph im Gesamtweltcup sowie zum vierten Mal Rang eins in der Disziplinwertung. Slalom-Rang vier bedeutete auch dort den vierten Gesamtsieg. Sechs große Kristallkugeln gewann vor ihm nur Annemarie Moser-Pröll.
Gerade erst angefangen hat die Karriere von Sofia Goggia. Bei der Olympia-Generalprobe in Jeongseon feierte die Italienerin in Abfahrt und Super-G ihre ersten Weltcup-Siege – jeweils vor Lindsey Vonn (USA). Viktoria Rebensburg fuhr auf die Plätze 14 und sieben. (sid)