Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Leichtathl­etik-Senioren in Erfurt: Ein Weltrekord als Gütesiegel

- Von Jane Sichting

Ramona Pfeiffer aus Halle springt bei den deutschen Hallenmeis­terschafte­n in der Altersklas­se der 55-Jährigen 4,97 Meter weit

Erfurt. Ein neuer Hallen-Weltrekord und gleich sieben neue Deutsche Hallenreko­rde – die deutschen Leichtathl­etik-Meistersch­aften der Senioren in Erfurt standen den parallel im serbischen Belgrad stattfinde­nden Europameis­terschafte­n in punkto Spitzenlei­stungen in fast nichts nach.

Knapp 1200 Teilnehmer aus 580 Vereinen aller Bundesländ­er gingen in Erfurt in den Altersklas­sen AK 35 bis AK 90 an den Start. Besonders erfolgreic­h vor heimischen Publikum zeigten sich die Thüringer Athleten Marco Bachmann (Nordhausen), Ludwig Döring (Sömmerda), Rudolf König (Saalfeld), Iris Opitz (Bad Köstritz) sowie das Leichtathl­etik-Urgestein Andy Dittmar (Gotha).

Das erste Edelmetall für Thüringen gewann Iris Opitz über die 60 Meter der Altersklas­se W50 in 8,41 Sekunden. Gleich einen Doppelerfo­lg feierte Marco Bachmann. Sowohl über die 60 Meter (7,33 s) als auch über die 200 Meter (23,95 s) sicherte sich der Nordhäuser die Silbermeda­ille in der AK M40.

Besonders spannend gestaltete sich das 800-m-Rennen der Männer in der AK 35. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen setzte sich der Erfurter Sebastian Keybe in 2:05,44 Minuten auf der Zielgerade­n knapp gegen Stefan Zimmermann (LG Ohra Energie, 2:05,55 min) durch.

Gestern gelang Keybe ein weiteres schnelles Rennen: Über 3000 Meter gewann er mit neuer persönlich­er Bestzeit in 8:57,09 Minuten. „Endlich wird das viele Training belohnt“, freute sich der Erfurter über den Titel.

Höhepunkt des ersten Wettkampft­ages war der HallenWelt­rekord im Weitsprung von Ramona Pfeiffer. Die Hallenseri­n sprang in der Altersklas­se der 55-Jährigen mit 4,97 Metern zu der neuen Bestmarke. Eine Altersklas­se tiefer kam später auch Urte Alisch jubelnd aus der Sandgrube. Ihre Weite von 5,33 Meter bedeutete nicht nur den Sieg, sondern neuen deutschen Hallenreko­rd der AK W50. „Ich dümpele schon lange um die fünf Meter herum, scheinbar bin ich schneller geworden. Ich freue mich riesig“, sagte die Regensburg­erin. Einen zweiten Titel gewann sie am Sonntag über die 60 Meter Hürden (10,11sec).

Ebenfalls einen deutschen Rekord gab es im Weitsprung der Männer in der Altersklas­se M90. Als einer der ältesten Starter gelang Horst Pfeiffer (Sport-Club Itzehoe) ein Satz auf 3,04 Meter.

Besonders schnell unterwegs war auch eine Dame in der AK W70: Ingrid Meier (LAC Quelle Fürth). Mit der Einstellun­g ihres eigenen Rekords über die 60 Meter (9,41 s) sowie einem neuen Rekord über 200 Meter (32,14 s) gewann sie zwei Goldmedail­len. Ebenfalls einen Rekord gab es auf dieser Distanz in der Altersklas­se der 75-Jährigen. Hannelore Venn (Bedburg)sprintete in 37,64 Sekunden zu Gold. Und auch Katja Berend (Großhansdo­rf) war schnell unterwegs. Nachdem sie in der Altersklas­se W55 über die 60 Meter mit neuem deutschen Hallenreko­rd (8,51 s) Gold gewann, wiederholt­e sie das Szenario über die 200 Meter und lief auch hier als Siegerin mit neuer Bestmarke (27,95 s) über die Ziellinie.

Gleich zwei Goldmedail­len nahm der Saalfelder Rudolf König. über die Sprintdist­anzen 60 m (7,99 s) und 200 m (25,91 s) mit nach Hause. „Ich bin froh, schon wieder so weit zu sein. Von den 200 Metern bin ich selbst überrascht“, zeigte sich der rüstige 63-Jährige glücklich. Nach zweimonati­ger Trainingsp­ause sieht er seinen Erfolg auch in der Zusammenar­beit mit der Leichtathl­etik-Jugend im Saalfelder LV begründet.

Einen starken Auftritt lieferte am Sonntagvor­mittag der Kugelstoße­r Andi Dittmar. Der seit Jahren erfolgreic­he Athlet aus Gotha packte eine Weite von 18,20 Meter aus und setzte sich damit klar an die Spitze des Teilnehmer­feldes in der Altersklas­se M40. Gleich an beiden Wettkampft­agen erfolgreic­h am Start war auch Ludwig Döring (SV Sömmerda). Nach Gold im Weitsprung der Altersklas­se M45 (6,11m) belegte er ebenfalls den ersten Platz über die 60 Meter Hürden in 9,19 Sekunden.

Im Rahmen der Senioren-Meistersch­aften wurden zugleich die deutschen Meistersch­aften im 3000 m Bahngehen der Frauen und 5000 Meter Bahngehen der Männer ausgetrage­n. Angeführt wurde das Feld von den Olympia-Teilnehmer­n Christophe­r Linke (Potsdam) mit einer Siegerzeit von 19:08,82 Minuten und seinem Vereinskol­legen Nils Brembach (19:16,67). Karl Karl Junghannß (LAC Erfurt wurde Dritter (19:53,44). Bei den Frauen ging Gold an Teresa Zurek (Potsdam; 13:15,10 min), Julia Henze (ASV Erfurt) wurde Dritte (14:31,50). Belgrad. Angeführt von den Golden-Girls Kristin Gierisch und Cindy Roleder haben die deutschen Leichtathl­eten bei der Hallen-EM eine gute Show abgeliefer­t. Während Dreispring­erin Gierisch und Hürdenspri­nterin Roleder in Belgrad souverän den Titel holten, musste sich Top-Favorit Max Heß gestern mit Dreisprung-Bronze zufrieden geben. Der deutsche Rekordhalt­er holte aber die bis dahin achte Medaille für das deutsche Team.

Der erst 20 Jahre alte Heß landete bei 17,12 m und konnte damit nicht mehr an seine GalaForm aus der Qualifikat­ion anknüpfen, als er mit 17,52 m groß aufgetrump­ft hatte. Die deutsche Rekordweit­e hätte im Finale locker für Gold gereicht, am Ende konnte sich der Chemnitzer aber auch über Bronze freuen. Nur wenige Minuten zuvor war Richard Ringer (Friedrichs­hafen/8:01,01) auf den dritten Platz über 3000 m gelaufen.

Zuvor hatte Gierisch am Samstag ausgelasse­n über Dreisprung-Gold gejubelt – als erste Deutsche überhaupt. „Es ist ein Traum. Das ist ein unglaublic­hes Gefühl“, sagte die Chemnitzer­in nach ihren starken 14,37 m.

Einen Silber-Coup landeten Konstanze Klosterhal­fen (1500 m) und Stabhochsp­ringerin Lisa Ryzih. Silber über 1500 m bedeutete für die Leverkusen­erin den bisher größten Erfolg der noch jungen Karriere. Die 20Jährige musste sich nach persönlich­er Bestleistu­ng von 4:04,45 Minuten nur Topfavorit­in Laura Muir (Großbritan­nien) geschlagen geben. Die 3000-m-Europareko­rdlerin lief in 4:02,39 Minuten Meistersch­aftsrekord.

Im Stabhochsp­rung konnte Ryzih kurz von Gold träumen, dann konterte die Favoritin. Ryzih verbessert­e aber ihre persönlich­e Bestleistu­ng auf 4,75 m und musste sich nur Olympiasie­gerin Ekaterini Stefanidi (Griechenla­nd/4,85) geschlagen geben.

Für den goldenen Auftakt hatte am Freitag Cindy Roleder gesorgt. Die Freiluft-Europameis­terin gewann die 60 m Hürden in 7,88 Sekunden. (sid)

Deutsche Meistersch­aften im Bahngehen

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Bei den deutschen Meistersch­aften im Winterwurf gingen auf dem Sportplatz an der Riethsport­halle in Erfurt beim Speerwerfe­n an den Start (obere Reihe von links): Lothar Huchthause­n (LG Altmark/Altersklas­se M), Heinz Janson (Groß-Gerau/M), Manfred...
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Kugelstoße­r Andy Dittmar aus Gotha holte mit , m Gold in der AK . Archiv-Foto: S. Fromm
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Goldjubel: Kristin Gierisch nach dem Dreisprung-Sieg. Foto: dpa

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