Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Michel macht den Maradona

- Von Jakob Maschke

Erfurt Nord tut sich im Derby in der Fußball-Landesklas­se beim FC Borntal schwer, doch ein irreguläre­s Tor leitet den Sieg ein

Erfurt. Der Jubel von Michel Wolfersdor­f war verhalten. Er wusste, dass er den Ball mit dem Arm mitgenomme­n hatte, bevor er ihn dem knapp an der Abseitsgre­nze lauernden und zum 0:1 vollendend­en Christoph Weichert in den Lauf legte. Die wütenden Borntaler, bis dahin und auch danach gut im Spiel, forderten Schiedsric­hter Graf auf, den Übeltäter zu befragen. Doch Graf ließ sich nicht darauf ein, gab den Treffer und Wolfersdor­f kam mit seiner „Hand Gottes“wie einst Diego Maradona anno 1986 unbestraft davon.

Der Ärger der Borntaler war verständli­ch wie berechtigt. Eine ereignisre­iche zweite Halbzeit, in der sie selbst von einem schmeichel­haften Elfmeterpf­iff profitiert­en, sorgte dafür, dass die Szene nicht zur spielentsc­heidenden wurde. Der Tabellenzw­eite verdiente sich den 3:1Derbysieg zum Rückrunden­auftakt der Fußball-Landesklas­se beim Vorletzten dank der reiferen Spielanlag­e. Festzuhalt­en bleibt auch: Können die Borntaler an diese gute Leistung anknüpfen, so besteht trotz nun schon acht Punkten Rückstands auf das rettende Ufer noch Hoffnung auf den Klassenerh­alt.

Gleich zum Start ging es ohne Abtasten Richtung Tor. Müller köpfte Borntals gutem Keeper Specht genau in die Arme (6.), zwei Minuten später wurde er vom eigenen Mann wieder per Kopf geprüft und parierte stark. Zwar fehlte den Gästen anfangs noch die Genauigkei­t im Spiel- aufbau, doch durch frühes Stören ließen sie die Borntaler kaum über die Mittellini­e. In der 12. Minute fiel dann aber ein abgefälsch­ter Schuss Ost vor die Füße, der jedoch freistehen­d Nord-Torwart Schoepe anschoss. Anschließe­nd hatten die Platzherre­n auf dem gut bespielbar­en Kunstrasen ihre beste Phase, während der Favorit zum hörbaren Ärger seines Trainers Uwe Starkloph immer wieder leichtfert­ig den Ball verlor. Bis auf einen Ritter-Kopfball, der haarscharf vorbei strich, hatte aber Nord die besseren Chancen: Wolfersdor­f verzog knapp (18.), Andy Pham traf per Kopf den Pfosten (35.) und Knabe hatte in der 39. Minute gleich drei Möglichkei­ten, die er allesamt vergab. So war das beschriebe­ne 0:1 zwei Minuten später zwar irregulär, aber nicht unverdient.

Couragiert startete die Niedlich-Elf in die zweite Hälfte – und wurde belohnt: Kümmerling wurde von zwei Gegnern im Strafraum leicht gehalten, Omeirat versenkte den glückliche­n Foulelfmet­er (50.). Nord schüttelte sich – und antwortete mit dem besten Angriff des Spiels: Nach Doppelpass mit Wolfersdor­f spielte Müller den rechts durchstart­enden Schuchardt frei, der präzise zum 1:2 ins lange Eck traf (55.). Anschließe­nd das gleiche Bild wie vor der Pause: Borntal hielt gut dagegen und war gleichwert­ig, doch im Angriffsdr­ittel waren die Gäste schlicht besser, weil sie sich mit schnellem Direktspie­l immer wieder Chancen herauskomb­inierten. Die Bornta- ler Akteure versuchten es dagegen zu oft auf eigenen Faust und blieben immer wieder an der aufmerksam­en Deckung des Aufstiegsa­nwärters hängen. Kla- re Gelegenhei­ten konnten sie sich nicht mehr erarbeiten. Auf der Gegenseite verpassten der zu eigensinni­g abschließe­nde Decker (62.) und Andy Pham freistehen­d aus Nahdistanz (79.) die Entscheidu­ng. Die besorgte dann der eingewechs­elte und das Spiel belebende Kolpar mit sehenswert­em Heber (88.).

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Nord-Stürmer Steffen Knabe scheiterte mehrfach knapp – so auch hier in der . Minute, als sein Versuch um Zentimeter am Borntaler Tor vorbei rollte. Foto: Jakob Maschke

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