...alles, was wirklich zählt: Was gibt’s zu essen und was zieh’ ich an?
Die Nachwehen sind heute noch spürbar. Ausgebrochen ist das Ereignis schon am Mittwoch. Natürlich war in der Redaktion die Hölle los. Ein Nachrichtentag par exellence. Innenminister Holger Poppenhäger stellte die veränderten Pläne zur Gebietsreform vor. Und die Redaktion wirbelte: Wie gestalten wir die Karte? Wie bedienen wir die sozialen Netzwerke? Wer kommentiert? Wie kommentieren wir? Und so weiter, und so fort.
Während also Poppenhäger Schwerstarbeit verrichtete (die Aufgabe: Erklär den Journalisten, dass die Reform gut geworden ist), kleidete sich Ministerpräsident Bodo Ramelow ganz in Landesvater und zelebrierte Ereignisse, die in ihrer Bedeutsamkeit keineswegs gering sind. Am Morgen war er in Bischofferode zu sehen, wo die Erweiterung des Kali-Museums gefeiert wurde. Fahrzeit von Erfurt ungefähr anderthalb Stunden. Zur Mittagszeit tauchte er in Kutzleben auf, wo die Spargelsaison begann. Fahrzeit von Bischofferode nach Kutzleben ungefähr anderthalb Stunden. Nach dem Programmpunkt vor dem Mikrofon verschwand er mit der neuen Spargelkönigin (köstlich der Gratulationskuss mit mindestens einer Handbreit Luft zwischen Lippe und Wange – absolut anständig!). In einer Pferdekutsche. Aufs Spargelfeld. Danach verliert sich seine Spur.
Aber sollte Ramelow danach nach Erfurt gefahren sein, war er auch wieder mehr als eine halbe Stunde unterwegs. Das allein sind insgesamt zwei Stunden Fahrzeit, die er möglicherweise am Telefon hing. Zwei Stunden sind nicht so viel, aber gut möglich, dass er von dort aus in die Toskana telefonierte, um die Eisenacher Oberbürgermeisterin Katja Wolf in Sachen Gebietsreform zu besänftigen.
Wie gut ihm das gelang, kann man der heutigen Ausgabe der Thüringer Allgemeinen entnehmen.
Aber zurück zum Wesentlichen: Essen und kleiden. Die Frage nach dem Essen erübrigt sich bei einer SpargelVeranstaltung. Hier wäre nur anzumerken, dass der Ministerpräsident weißen Spargel vorzieht. Und zwar so gekocht, dass er „kurz vor dem Zermantschen“steht und beim Essen „Lutschgeräusche“verursacht.
An seiner Seite stand Landwirtschaftsministerin Birgit Keller. Über sie wurde in Kutzleben mehr gesprochen als über weißen und grünen Spargel oder die Gebietsreform. Besser gesagt: Über ihre blumige Jacke und die flotten Stiefel. Die Debatte schaffte es sogar ins Internet, wo eine Bewunderin schreibt: „Total schicke Frau.“Birgit Keller ist als Linke so etwas wie das wilde Gegenstück von Sahra Wagenknecht, jedenfalls was die Frisur betrifft. Mit der Jacke und den Stiefeln verkörperte sie an diesem Tag einen Frauentyp irgendwo zwischen Cowgirl und Hippie.
Als mir dann gestern eine Einladung zum traditionellen Kartoffellegen in Heichelheim auf den Tisch flatterte – Teilnehmer unter anderem das bewährte Duo Asparagus Ramelow/Keller – stockte mir der Atem. Spargel hin, Kartoffel her, die wirklich wichtige Frage des Tages lautet doch: Was trägt Frau Keller am Tag der Kartoffel?