Eine Hausnummer für Bio
Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft eröffnet neben ihrem Landmarkt das erste biozertifizierte Café der Stadt
Erfurt. Mit den Händen in Schüsseln voller sattschwarzer Erde wühlen, Kugeln fabrizieren, die Saatbomben heißen, und sich am Ende die kleinen Nasen am warmen Popcorn-Automaten platt drücken – den Mädchen und Jungen aus der Kita am Aquarium hat der Ausflug in die Magdeburger Allee gefallen.
Dort standen am Donnerstag ein paar Tische und Stühle vor dem „Landmarkt“, weil es einen Grund zum Feiern gab: Der „Landmarkt“der Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft – zuvor ein Ladengeschäft mit gerade 45 Quadratmetern – ist ins Haus nebenan umgezogen und hat damit Platz geschaffen für das neue Bio-Café+Bistro.
„Es ist das erste biozertifizierte Café in Erfurt“, sagt Anett Kulka-Panek. Sie ist Vorstand der Genossenschaft Landmarkt Erfurt und für ihre Leute einfach „die Chefin“. Vier neue Leute sind im Team, zusammen elf. Die Genossenschaft hat mittlerweile rund 80 Mitglieder. Geplant war eine Erweiterung von der gerade vier Jahre jungen Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft schon bei der Eröffnung des ersten Landmarkts. Und damals haben sie gelernt: „Man muss schnell professionell werden. Wenn sich die Ladentür öffnet, muss alles funktionieren, da gibt es kein Pardon.“
Dass sie zwar engagiert aber klein begannen und jetzt wachsen, liegt am Angebot. Laut Anett Kulka-Panek gibt es zu wenig geeignete Erzeugnisse und mitunter ein großes freies Feld zwischen Ansichten und Liefermöglichkeiten der Bauern und den Kundenwünschen. „Ich hatte mir das einfacher vorgestellt“, räumt die Chefin ein.
Beengter Raum und geringe Gewinnspannen führten aber dazu, dem Kochen und Backen immer Raum zu geben. Das Catering läuft, die Nachfragen steigen und biozertifiziert ist auch. Die Gelegenheit zur Erweiterung ergab sich eher zufällig, nach der zuvor vergeblichen Suche. „Wir wären auch von der Magdeburger Allee weggezogen, aber so hat sich alles gefügt“, sagt sie. Im Café soll es demnächst auch Bio-Softeis geben. Dazu kooperiert der Landmarkt mit der Lebenshilfe in Rudolstadt. Die ernten viele Beeren und Früchte, haben eine große geeignete Küche, aber bislang keine Vermarktungsmöglichkeiten. Weil die Branche klein und gut vernetzt ist, haben die Partner zueinander gefunden. In der Genossenschaft betrachtet man es als großen Vorteil, eigenständig handeln zu können – ohne einen großen Konzern im Hintergrund fragen zu müssen. das betrifft wohl auch die Kooperation mit der Kita aus der Nachbarschaft.
Die staunenden Kindergartenkinder wollen die gebastelten Saatbomben auf ihrem Kita-Gelände auswerfen. Tomaten- und Kohlrabipflanzen kommen im Mai dazu. „Wir machen demnächst gemeinsam unsere Beete schick“, erklärt Kathrin Stolze von der Kita am Aquarium.
Mit dem Café und Bistro unter dem Etikett Bio hat sich das genossenschaftliche Team noch nicht alle Wünsche erfüllt. „BioKisten kann man in unserem Online-Shop schon bestellen, wir arbeiten aber an einem System der sofortigen Auslieferung“, erklärt die Landmarkt-Chefin. Nach dem Motto: Kühlschrank leer, Bio-Kiste her. Und dann hat sie noch einen ganz großen Traum. „Ein Öko-Kaufhaus“, sagt sie, wo es eigentlich alles gibt, auch Möbel, Kleidung, Frühstücksbrettchen. „Wer nachhaltig produziert, reist mit seinen Sachen von Markt zu Markt. Wir könnten hier einen bieten.“