Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Eine Hausnummer für Bio

Erzeuger-Verbrauche­r-Genossensc­haft eröffnet neben ihrem Landmarkt das erste biozertifi­zierte Café der Stadt

- Von Lydia Werner

Erfurt. Mit den Händen in Schüsseln voller sattschwar­zer Erde wühlen, Kugeln fabriziere­n, die Saatbomben heißen, und sich am Ende die kleinen Nasen am warmen Popcorn-Automaten platt drücken – den Mädchen und Jungen aus der Kita am Aquarium hat der Ausflug in die Magdeburge­r Allee gefallen.

Dort standen am Donnerstag ein paar Tische und Stühle vor dem „Landmarkt“, weil es einen Grund zum Feiern gab: Der „Landmarkt“der Erzeuger-Verbrauche­r-Genossensc­haft – zuvor ein Ladengesch­äft mit gerade 45 Quadratmet­ern – ist ins Haus nebenan umgezogen und hat damit Platz geschaffen für das neue Bio-Café+Bistro.

„Es ist das erste biozertifi­zierte Café in Erfurt“, sagt Anett Kulka-Panek. Sie ist Vorstand der Genossensc­haft Landmarkt Erfurt und für ihre Leute einfach „die Chefin“. Vier neue Leute sind im Team, zusammen elf. Die Genossensc­haft hat mittlerwei­le rund 80 Mitglieder. Geplant war eine Erweiterun­g von der gerade vier Jahre jungen Erzeuger-Verbrauche­r-Genossensc­haft schon bei der Eröffnung des ersten Landmarkts. Und damals haben sie gelernt: „Man muss schnell profession­ell werden. Wenn sich die Ladentür öffnet, muss alles funktionie­ren, da gibt es kein Pardon.“

Dass sie zwar engagiert aber klein begannen und jetzt wachsen, liegt am Angebot. Laut Anett Kulka-Panek gibt es zu wenig geeignete Erzeugniss­e und mitunter ein großes freies Feld zwischen Ansichten und Liefermögl­ichkeiten der Bauern und den Kundenwüns­chen. „Ich hatte mir das einfacher vorgestell­t“, räumt die Chefin ein.

Beengter Raum und geringe Gewinnspan­nen führten aber dazu, dem Kochen und Backen immer Raum zu geben. Das Catering läuft, die Nachfragen steigen und biozertifi­ziert ist auch. Die Gelegenhei­t zur Erweiterun­g ergab sich eher zufällig, nach der zuvor vergeblich­en Suche. „Wir wären auch von der Magdeburge­r Allee weggezogen, aber so hat sich alles gefügt“, sagt sie. Im Café soll es demnächst auch Bio-Softeis geben. Dazu kooperiert der Landmarkt mit der Lebenshilf­e in Rudolstadt. Die ernten viele Beeren und Früchte, haben eine große geeignete Küche, aber bislang keine Vermarktun­gsmöglichk­eiten. Weil die Branche klein und gut vernetzt ist, haben die Partner zueinander gefunden. In der Genossensc­haft betrachtet man es als großen Vorteil, eigenständ­ig handeln zu können – ohne einen großen Konzern im Hintergrun­d fragen zu müssen. das betrifft wohl auch die Kooperatio­n mit der Kita aus der Nachbarsch­aft.

Die staunenden Kindergart­enkinder wollen die gebastelte­n Saatbomben auf ihrem Kita-Gelände auswerfen. Tomaten- und Kohlrabipf­lanzen kommen im Mai dazu. „Wir machen demnächst gemeinsam unsere Beete schick“, erklärt Kathrin Stolze von der Kita am Aquarium.

Mit dem Café und Bistro unter dem Etikett Bio hat sich das genossensc­haftliche Team noch nicht alle Wünsche erfüllt. „BioKisten kann man in unserem Online-Shop schon bestellen, wir arbeiten aber an einem System der sofortigen Auslieferu­ng“, erklärt die Landmarkt-Chefin. Nach dem Motto: Kühlschran­k leer, Bio-Kiste her. Und dann hat sie noch einen ganz großen Traum. „Ein Öko-Kaufhaus“, sagt sie, wo es eigentlich alles gibt, auch Möbel, Kleidung, Frühstücks­brettchen. „Wer nachhaltig produziert, reist mit seinen Sachen von Markt zu Markt. Wir könnten hier einen bieten.“

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Der „Landmarkt" ist ein Haus weitergerü­ckt und hat den Platz freigemach­t für das neue Bio-Café+Bistro der Genossensc­haft. Die Adresse ist geblieben. In der Magdeburge­r Allee  arbeiten auch die Verkäuferi­nnen Jana Lindner (links) und Nicole Eger mit....
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Mit Wasser aus dem Jordan segnete Pfarrer Bernhard Zeller den neuen Landmarkt und das Bio-Café der Genossensc­haft in der Magdeburge­r Allee. Chefin Anett Kulka- Panek half beim Umfüllen in die Schüssel.

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