Luther in wechselnden Erfurter Zeiten
Neue Ausstellung im Erfurter Angermuseum erinnert an die Beschäftigung mit dem Reformator während des ersten Weltkrieges und in der DDR
Erfurt. Zwei Fotos werden in der Ausstellung „Luther. Der Auftrag“zu sehen sein. Das eine zeigt eine Wand der Lutherausstellung von 1917 im städtischen Museum Erfurt, heute Angermuseum. Gezeigt wurden historische Luther-Bildnisse und Stiche aus früher Zeit. Das andere offeriert einen Blick in die Galerie am Fischmarkt, wo 1983 im Rahmen des staatlichen Lutherjubiläums der DDR die Ausstellung „Erfurt – Luther – Dialoge“stattfand. Mit Arbeiten vertreten waren Künstler wie Fritz Cremer, Theo Balden, Werner Tübke oder Heinz Zander.
In diesem Spannungsfeld bewegt sich nun die aktuelle Auseinandersetzung mit dem Reformator. Wie in der Vergangenheit gehe es dabei auch heute um die Bedeutung Luthers für Erfurt und um die Rolle, die Erfurt für den Reformator spielte, sagt Cornelia Nowak, die die Ausstellung mit Museumsdirektor Kai Uwe Schierz kuratierte.
Zwar sei Erfurt keine Hochburg der Reformation gewesen, habe aber mit seinem geistigen Klima dem Augustinermönch entscheidende Prägungen geliefert. Insofern befrage der Ausstellungstitel „Luther. Der Auftrag“die Aufforderung an die jeweiligen Ausstellungsmacher, sich mit Luther im Geiste ihrer Zeit und den herrschenden Zwängen auseinanderzusetzen.
Edwin Redslob, Anfang des 20. Jahrhunderts Direktor des Städtischen Museums Erfurt (heute Angermuseum), konzipierte seine Sonderschau zu Luther und zur 400. Wiederkehr der Reformation während des ersten Weltkrieges. Mit dem Architekten Henry van der Velde plante man seinerzeit den Bau eines Universalmuseums, das ebensowenig realisiert wurde wie der vorgesehene LutherSaal. Es blieb die eigens zusammengetragene Luthersammlung mit 1000 Objekten, darunter Holzschnitte, Luther-Bildnisse und Andenken. Aus diesem Fundus konnte Redslob schöpfen.