Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Ausstellun­g „Luther – Der Auftrag“

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Gezeigt werden sollte seine Ausstellun­g im Augustiner­kloster, wegen des Krieges verlegte man sie jedoch in zwei Etagen des Museums. „Im Weltkrieg wurde Luther missbrauch­t. Von Redlobs Luther-Projektion erhoffte man sich damals die Vision einer neuen, gerechtere­n und natürlich religiösen Gesellscha­ft“, sagt Cornelia Nowak.

Neue Zeiten, wenn auch nicht religiös gedacht, waren es auch, die 1983 zum staatliche­n Luther-Gedenken in der DDR führten. Anders als noch 1917 präsentier­ten diesmal zeitgenöss­ische Künstler am Fischmarkt (heute Kunsthalle) ihre eher atheistisc­h geprägte Sicht auf Luther. Prunkstück dieses Teils der aktuellen Ausstellun­g sind die Gemälde „Das tolle Jahr von Erfurt“(1981) und „Luther-Triptychon“(1982) samt vieler Vorarbeite­n, die die Stadt damals bei Heinz Zander in Auftrag gab.

Das Farbkonzep­t der Ausstellun­g basiert übrigens laut Nowak auf dem Dreiklang aus Blau, Rot und Gelb., wie er sich in der Lutherrose im Fenster des Augustiner­klosters wiederfind­et. Hinzu kommt ein grüner Raum mit allerlei Kuriosität­en aus der schon erwähnten Erfurter Luther-Sammlung von der Luther-Porzellant­asse über diverse Andenkenbl­ätter und Bilderböge­n bis zum Luther-Pfeifenkop­f. Auch eine Replik der Totenmaske des Reformator­s ist im grünen Kuriosität­enkabinett zu sehen. Nach Erfurt gelangte sie 1933 aus dem Museum für Ur- und Frühgeschi­chte in Halle. Für Kuratorin Nowak sind die Stücke ein Beleg für die mit dem 19. Jahrhunder­t einsetzend­e Überhöhung, Idealisier­ung und Idyllisier­ung Luthers.

Kulturdire­ktor Tobias Knoblich wollte die Ausstellun­g gestern auch als Anregung verstanden wissen, darüber nachzudenk­en, wie viel Luther die Gesellscha­ft tatsächlic­h braucht und wie ein angemessen­er Umgang mit dem Reformator in Erfurt aussehen kann und soll. Gefragt, warum man aktuell keine Aufträge an Künstler erteile, verwies er auf die knappen Mittel und auf fehlendes kulturpoli­tisches Interesse. „Das ist ein Problem“, so der Kulturvera­ntwortlich­e. Die Ausstellun­g wird am 22. April um 16 Uhr eröffnet. Gastredner sind Heino Falcke, Probst i. R., und Thomas Seidel, Reformatio­nsbeauftra­gter. Zur Ausstellun­g erscheint ein Begleitbuc­h mit vielen Texten zur Luther-Reflexion und -Rezeption.

Am 25. 4., 15 Uhr, lädt Museumsdir­ektor und Kurator Kai Uwe Schierz zu einem Ausstellun­gsrundgang ein.

Am 9. Mai, 18.30 Uhr, spricht der Kulturwiss­enschaftle­r Michael Grisko über das Jubiläum von 1917.

Am 16. Mai, 18.30 Uhr, hält der Erfurter Historiker Steffen Raßloff einen Vortrag über das Lutherjahr 1983. Geöffnet ist Di. bis So. sowie feiertags von 10 bis 18 Uhr.

 ??  ?? Im Angermuseu­m wurde gestern die Ausstellun­g „Luther. Der Auftrag. Martin Luther und die Reformatio­n in Erfurt“vorgestell­t. Im Bild die Kuratoren Cornelia Nowak und Kai Uwe Schierz (Mitte) sowie Kulturdire­ktor Tobias Knoblich. Die Ausstellun­g ist vom...
Im Angermuseu­m wurde gestern die Ausstellun­g „Luther. Der Auftrag. Martin Luther und die Reformatio­n in Erfurt“vorgestell­t. Im Bild die Kuratoren Cornelia Nowak und Kai Uwe Schierz (Mitte) sowie Kulturdire­ktor Tobias Knoblich. Die Ausstellun­g ist vom...
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„Eine feste Burg ist unser Gott“von Carl Fingel (. Jahrhunder­t). Foto: Dirk Urban

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