Klinisch reine Äcker gibt es nicht – Unkraut gehört in Maßen dazu
Experte vom Andislebener Agrar-Unternehmen sagt: Überfahrten mit der Pflanzenschutzspritze sind auf ein Minimum reduziert
Andisleben. Auf den Feldern sieht man derzeit häufig eine Pflanzenschutzspritze. Der ein oder andere mag sich zu diesem Thema so seine Gedanken machen. Nur sollte diese Diskussion anhand von Fakten geführt werden, anstatt mit gefühlten Halbwahrheiten.
Fakt ist, dass durch den modernen Pflanzenschutz die gesicherte Ernährung der gesamten westlichen Welt mit hochwertigen und erschwinglichen Lebensmitteln zu jeder Jahreszeit erst möglich geworden ist. Fakt ist auch, dass jeder Landwirt nur so viel wie absolut nötig einsetzt. Denn Pflanzenschutzmittel sind unglaublich teuer. Zum Beispiel kosten vier Kilogramm eines speziellen Unkrautvernichtungsmittels für Zuckerrüben etwa 9000 Euro.
Zudem sind die Auflagen für die Ausbringung extrem streng. Für jedes Pflanzenschutzmittel ist klar geregelt, was bei der Ausbringung zu beachten ist. Diese regeln zum Beispiel klar die festgesetzte Höchstmenge zum Ausbringen, die Abstände zu Gewässern, die Witterungsverhältnisse zum Zeitpunkt der Anwendung. Jede Überfahrt der Spritze über das Feld ist also genauestens geplant und muss natürlich dokumentiert werden für eventuelle Kontrollen.
Und Fakt ist auch, dass ständig Nachrichten auf allen Kanälen laufen über Skandale in der Landwirtschaft. Diese verunsichern die Bevölkerung. Da wird immer schnell der Ruf laut hin zu Biolandwirtschaft, hin zu kleinbäuerlichen Strukturen, wo die ganze Familie mit anpackt und alles so ist wie früher. Diese Formen haben sicherlich ihre Berechtigung, und der Anteil der Biolandwirte steigt auch. Aber gegenwärtig ist dies noch kein Weg, um den Hunger der westlichen Welt nach bezahlbaren Lebensmitteln zu stillen.
Ein konventionell, modern geführtes landwirtschaftliches Unternehmen, wie die Geratal Agrar in Andisleben, wirtschaftet nach den Prinzipien des integrierten Pflanzenbaus. Dies bedeutet, es wird ein Käfer erst dann chemisch bekämpft, wenn erwiesen ist, dass seine Population so groß ist, dass er wirtschaftlichen Schaden macht.
Wenn nur ein paar Käfer da sind, so werden diese toleriert. Wir streben keine klinisch reinen Äcker an, auf denen kein Unkraut stehen darf. Nur wenn die Unkräuter überhandnehmen, so dass sie zum Beispiel die Ernte beeinträchtigen können, dann werden sie bekämpft. Aber auch hier sind die Aufwandmengen zum Teil sehr niedrig. So genügen manchmal schon 50 Gramm eines Herbizides, um auf einem Hektar Unkraut zu bekämpfen.
Wer also das nächste Mal eine Spritze auf dem Feld sieht, sollte nicht vorschnell urteilen. Zumal eins feststeht: Noch nie wurden unsere Lebensmittel so genau untersucht und sind so hochwertig wie heute.
▶
René Döring ist Leiter der Abteilung Feldbau bei der Geratal Agrar GmbH & Co KG Andisleben