Wer es allen recht machen möchte, wird niemals fertig
Müntzer war besser als Luther Leser äußern sich zu den neuen Plänen des Thüringer Innenministers zur Gebietsreform
Als langjähriger Leser möchte ich mal wieder meine Meinung zum Thema Luther äußern. Langsam wird mir der viel gepriesene Luther über, erst vor wenigen Tagen gab es einen Artikel über einen Hexenbrief, den dieser Luther schrieb, in dem er sich als Befürworter der Hexenverfolgung äußerte, mal ganz zu schweigen von seinen Anmerkungen über Frauen...
Erst die Sache mit dem Judenhass und nun dies: Warum nur wird dieser Luther so sehr gelobt? Ja, seine Verdienste um die Reformation sind lobenswert, aber man darf seine andere Seite nicht vergessen!
Mir ist Thomas Müntzer um einiges lieber, er war eher ein Kämpfer für Gerechtigkeit und Gleichheit.
Dietmar Eicke, Wanfried Nachdem der vor geraumer Zeit durch den Innenminister präsentierte Vorschlag für eine in Thüringen unbedingt erforderliche Kreisgebietsreform durch unausgegorene und zudem stümperhafte Ideen glänzte, darf man feststellen, dass die nunmehrige Variante definitiv Substanz hat.
So kann ich mir jedenfalls, unter anderem als bekennender Hobby-Topograf und Hobby-Soziologe, die territoriale Struktur für unseren Freistaat für die nächsten mindestens einhundert Jahre vorstellen.
Selbstverständlich gibt es hierzu aus der traditionellen und historisch unbelehrbaren kleinstaatlerischen Ecke wieder lokales Genörgele. Warum werden die und nicht wir Kreisstadt und so weiter? Man kann eben dort nicht über den Tellerrand hinausschauen, man will es partout nicht.
Selbstverständlich wird es auch in ihrer Stadt eine komplexe Servicestelle für alle Bürgerangelegenheiten geben, wenn man seine Anliegen zum Beispiel nicht elektronisch bearbeiten lassen kann.
Dass man sich im Innenministerium letztlich in die Richtung des Vorschlags der hiesigen Wirtschaftsweisen begeben hat, zeugt von ökonomisch-perspektivischem Sachverstand für den weiteren und erfolgreichen Weg unseres Landes.
Eines gilt aber auch hier, wie eine sehr alte Volksweisheit treffend formuliert: Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann!
Und mit dieser Erkenntnis sollten sich die auch jetzt noch Nörgelnden ruhig in ihre Ecke setzen und weiter vor sich hin schmollen.
Harald Neubacher, Erfurt Ein weiterer Leser äußert sich zum selben Thema.
Jetzt rächt es sich, dass die Koalitionäre nach Jahren der Opposition, in denen sie Pläne hätten machen können, nach der Regierungsbildung erst in einem umständlichen Such-und-FindProzess den Plan für die Verwaltungs-, Gebiets- und Funktionalreform ▶ schaffen mussten. Die Zeit rennt ihnen davon. Das ist bisher der einzige Fehler.
Der Rest besteht aus einer heuchlerischen CDU, die aus jedem Weiler eine kreisfreie Stadt machen möchte, aber nicht einmal ansatzweise ein Konzept besitzt, wie dieses Land, das anderswo gerade einmal einen Regierungsbezirk ausmacht, zukunftssichere Strukturen erhält. Und dann gibt es noch diese Parteialternative, deren einziges Ziel es ist, braune Soße auf Thüringer Bratwürste zu klatschen.
Die Herzen der Menschen gewinnt man mit keiner Verwaltungs-, Gebiets- und Funktionalreform. Es gibt Tausende, wenn nicht sogar Hunderttausende, „Wenn“und „Aber“.
Wer es aber allen recht machen möchte, wird niemals fertig. Eine Verwaltungs-, Gebietsund Funktionalreform muss deshalb zu einem Gutteil aus staatlichem Oktroi bestehen. Zu ihm muss man sich aber bekennen.
Was verkündet wurde, macht den Sinn der Verwaltungs-, Gebietsund Funktionalreform unkenntlich. Man könnte auch sagen: Das ist die Sollbruchstelle der Koalition. Neuwahlen im September?
W. Fuchs, Erfurt