Brütende Männer
Elena Rauch Kunstwerk
Weil in Kassel bald die documenta eröffnet wird und alle über moderne Kunst mitreden werden: In einem Kasten aus Plexiglas in Paris brütet ein Mann gerade Eier aus. Es soll sich um eine künstlerische Extremperformance handeln. Was will er uns damit sagen?
Womöglich ist das Ganze ein Auftragswerk des Patriarchats. Das schlägt jetzt zurück, indem es uns Frauen mal drastisch vorführt, womit das ganze Gedöns über Rollenbilder und Aufgabenverteilung enden kann. Wer will schon einen brütenden Mann im Haus?
Oder er thematisiert die Krise der männlichen Selbstinszenierung. Sie wissen schon, die ichweiß-nicht-was-Frauen-wollenFrage. Den fürsorglichen Familienvater, den verständisvollen Typ aus der Männergruppe. Oder doch lieber den hemdsärmeligen Naturburschen. Der, wenn er schon nicht Bäume in Kanada fällt, wenigstens zum Abendessen zwei Holzfällersteaks verdrückt.
Nun sitzt er und erbrütet seine künftige Rolle.
Sie haben uns auf dem Weg zur Selbstfindung schon aus der Küche verdrängt. Sie nehmen in Erwartung von Nachwuchs inzwischen genauso zu, wie die Kindsmutter, das Phänomen ist als Parallelschwangerschaft bekannt. Und jetzt brüten sie auch noch Eier. Was kommt noch?
Na gut, der Mann ist Franzose, die neigen zur Exzentrik. Ein deutscher Extremkünstler würde für ein vergleichbares Experiment vielleicht fünfmal am Stück hintereinander in den Elternabend gehen.