Täter von Paris war schon einmal zu 15 Jahren Haft verurteilt worden
Sicherheitsbehörden hatten 39-jährigen Franzosen seit langem im Visier. Unter den Verletzten auf den Champs-Elysées ist auch eine Deutsche
Peter Heusch
Paris. Ein grauer Audi stoppt auf den Champs-Elysées an einer roten Ampel. Hinter dem Wagen bringt Cyril M. am Donnerstag kurz nach 21 Uhr sein eigenes Auto zum Stehen. Dann sieht er, wie der Fahrer des Audi aussteigt, auf einen auf dem rechten Standstreifen stehenden Mannschaftsbus der Polizei zugeht, als wolle er „um eine Auskunft bitten“, plötzlich eine Kalaschnikow unter seiner schwarzen Jacke hervorzieht und feuert.
Ein Polizist stirbt sofort, zwei weitere werden schwer verletzt, bevor ihre Kollegen den zu Fuß flüchtenden Angreifer erschießen. Wie durch ein Wunder wird auf der Prachtstraße nur eine weitere Person, eine deutsche Touristin, durch einen Querschläger ernsthaft, aber nicht lebensbedrohlich verwundet, wie das Auswärtige Amt mitteilte. Der Angriff ähnelt fünf vergleichbaren islamistischen Anschlägen, die in den vergangenen zwei Jahren auf Soldaten oder Polizisten in Frankreich verübt worden sind. Aufgrund des seit November 2015 geltenden Ausnahmezustands dauert es nur Minuten, bis die ChampsElysées abgeriegelt sind.
Bei dem mutmaßlichen Einzeltäter handelt es sich um den vorbestraften Franzosen Karim Cheurfi. Der im Pariser Raum beheimatete 39-Jährige hatte bereits 2001 zweimal Polizisten mit einer Schusswaffe angegriffen; er war dafür zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Ende 2015 kam er frei, doch die Behörden beobachteten ihn. Erst im Februar wurde er verhaftet. Er soll geplant haben, Polizisten zu ermorden, allerdings aus persönlichen Gründen. Da sich der Verdacht nicht erhärten ließ, wurde Cheurfi wieder entlassen.
Die Terrororganisation „Islamischer Staat“(IS) wies das Attentat auf den Champs-Elysées indes einem Mann namens Abu Jussuf al-Beldschiki (der Belgier) zu. Dieser, so teilte die französische Regierung mit, sei von belgischen Behörden identifiziert worden. Unklar ist, ob tatsächlich ein Zusammenhang zum Anschlag in Paris besteht.