Mit Block und Zeichenstift im Pfarrgarten
Bereits zum siebten Mal stellt der Mal- und Zeichenzirkel Bilder in Apfelstädt aus
Apfelstädt. Es ist später Nachmittag. Beinahe regungslos sitzt sie da, seit zwei Stunden schon, und um sie herum haben sich Männer, Frauen und Kinder gruppiert, vom Schüler bis zum Rentner, alle mit Bleistift und Zeichenblock. Die Erfurterin Maren Möller, im bürgerlichen Leben Gärtnerin, hat sich dem von Gerd Uhlmann fachkundig geleiteten Mal- und Zeichenzirkel Erfurt als Modell zur Verfügung gestellt. Auf den Geschmack gebracht, sagt sie, habe sie ihr Freund. Der ist Kunststudent.
Unter den hier versammelten Lernenden ist auch Elke Mender. Sie habe schon als Kind gern gezeichnet und gemalt, sagt sie, und in der Ausbildung zur Friseuse habe sie einst Barockund Rokokofrisuren malen müssen. Die Art, wie sie darüber spricht, lässt erahnen, wie viel Spaß ihr der Umgang mit dem Zeichenstift bereitet.
Zum siebten Mal hat Pfarrer Bernd Kramer dem Zirkel die romantische Scheune auf dem Pfarrhof zur Verfügung gestellt. Denn die Kunst, meint er, gehöre nicht allein in die Städte: „Die Kunst muss eben auch aufs Dorf.“Wie immer ist auch diesmal wieder das Porträtzeichnen mit einer Ausstellung der Mitglieder verbunden. Und da eine Vernissage, sei sie auch noch so klein, durch ein „Event“geadelt werden muss, ertönt auf dem Hof Musik: Lutz Hartmann sorgt mit vier Schülern seiner privaten Musikschule wieder für gute Stimmung.
Eine der Zirkelteilnehmerinnen, Ursula Krieger, hat Gedichte zu einigen der Bilder geschrieben und will sie nachher öffentlich vortragen. Bis dahin ist schon mal Zeit, sich die Porträts in der Scheune anzusehen. Zwei Holzschnitte sind darunter; der eine, von Annegret Wagenbret, erinnert mit der langgestreckten Form eines Frauenkopfs ein wenig an Modigliani. Zufrieden lächelnd blickt „Lea“, ein Mädchen mit Katze von Angelika Landmann, den Betrachter an. In der Enkaustik-Technik hat sich Evita Sluka versucht: Die Gesichtszüge sind nur angedeutet und doch ausdrucksvoll.
Auch der Zirklleiter hat ein Bild beigesteuert: Mit unbestechlichem Blick mustert sein „Mathematiker“sein Gegenüber. Zeitkritik übt Angelika Landmann mit ihrer „Madonna des 21. Jahrhunderts“: Eine junge Frau hält ihr Baby im Arm, während sie sich intensiv mit dem Smartphone in der anderen Hand beschäftigt – wer oder was ist hier wichtiger?
Aus Wolkenfetzen geformt scheint die Kontur eines „Traumgesichts“(Mischtechnik) von Jutta Maaßen. Und „Die Schöne“von Brigitte Jäger scheint sich aus flammenartig lodernden blauen, roten, gelben und orangefarbenen Schlieren herauszuschälen.
Besichtigen kann man die Ausstellung nach Absprache mit Apfelstädts Pfarrer, Bernd Kramer, Telefon (036202) 9 05 95.