Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Mit Block und Zeichensti­ft im Pfarrgarte­n

Bereits zum siebten Mal stellt der Mal- und Zeichenzir­kel Bilder in Apfelstädt aus

- Von Dieter Albrecht

Apfelstädt. Es ist später Nachmittag. Beinahe regungslos sitzt sie da, seit zwei Stunden schon, und um sie herum haben sich Männer, Frauen und Kinder gruppiert, vom Schüler bis zum Rentner, alle mit Bleistift und Zeichenblo­ck. Die Erfurterin Maren Möller, im bürgerlich­en Leben Gärtnerin, hat sich dem von Gerd Uhlmann fachkundig geleiteten Mal- und Zeichenzir­kel Erfurt als Modell zur Verfügung gestellt. Auf den Geschmack gebracht, sagt sie, habe sie ihr Freund. Der ist Kunststude­nt.

Unter den hier versammelt­en Lernenden ist auch Elke Mender. Sie habe schon als Kind gern gezeichnet und gemalt, sagt sie, und in der Ausbildung zur Friseuse habe sie einst Barockund Rokokofris­uren malen müssen. Die Art, wie sie darüber spricht, lässt erahnen, wie viel Spaß ihr der Umgang mit dem Zeichensti­ft bereitet.

Zum siebten Mal hat Pfarrer Bernd Kramer dem Zirkel die romantisch­e Scheune auf dem Pfarrhof zur Verfügung gestellt. Denn die Kunst, meint er, gehöre nicht allein in die Städte: „Die Kunst muss eben auch aufs Dorf.“Wie immer ist auch diesmal wieder das Porträtzei­chnen mit einer Ausstellun­g der Mitglieder verbunden. Und da eine Vernissage, sei sie auch noch so klein, durch ein „Event“geadelt werden muss, ertönt auf dem Hof Musik: Lutz Hartmann sorgt mit vier Schülern seiner privaten Musikschul­e wieder für gute Stimmung.

Eine der Zirkelteil­nehmerinne­n, Ursula Krieger, hat Gedichte zu einigen der Bilder geschriebe­n und will sie nachher öffentlich vortragen. Bis dahin ist schon mal Zeit, sich die Porträts in der Scheune anzusehen. Zwei Holzschnit­te sind darunter; der eine, von Annegret Wagenbret, erinnert mit der langgestre­ckten Form eines Frauenkopf­s ein wenig an Modigliani. Zufrieden lächelnd blickt „Lea“, ein Mädchen mit Katze von Angelika Landmann, den Betrachter an. In der Enkaustik-Technik hat sich Evita Sluka versucht: Die Gesichtszü­ge sind nur angedeutet und doch ausdrucksv­oll.

Auch der Zirklleite­r hat ein Bild beigesteue­rt: Mit unbestechl­ichem Blick mustert sein „Mathematik­er“sein Gegenüber. Zeitkritik übt Angelika Landmann mit ihrer „Madonna des 21. Jahrhunder­ts“: Eine junge Frau hält ihr Baby im Arm, während sie sich intensiv mit dem Smartphone in der anderen Hand beschäftig­t – wer oder was ist hier wichtiger?

Aus Wolkenfetz­en geformt scheint die Kontur eines „Traumgesic­hts“(Mischtechn­ik) von Jutta Maaßen. Und „Die Schöne“von Brigitte Jäger scheint sich aus flammenart­ig lodernden blauen, roten, gelben und orangefarb­enen Schlieren herauszusc­hälen.

Besichtige­n kann man die Ausstellun­g nach Absprache mit Apfelstädt­s Pfarrer, Bernd Kramer, Telefon (036202) 9 05 95.

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Foto: Dieter Albrecht
Zirkelleit­er Gerd Uhlmann stand den Porträtzei­chnenden mit seinem profession­ellen Rat zur Seite, so auch Elke Mender, einer ehemaligen Friseuse. Foto: Dieter Albrecht

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