Kias Winzling
Die dritte Generation des Picanto besticht durch Sportlichkeit – zumindest äußerlich
Mit nur 3,60 Meter Länge unverändert kurz und knapp tritt der nun bereits in dritter Generation erhältliche Kia Picanto an. Und chic sieht der Kleine aus. Das Fahrzeug nimmt mit der typischen „Tigernasenfront“Anleihen beim neuen Kia Rio und steht durch die verkürzten vorderen und hinteren Überhänge nun satter auf der Straße. Fährt er noch in der Ausstattungsvariante GT Line vor, ist der Picanto sogar ein richtiger Hingucker. Große Luftöffnungen in der Front, LED-Tagfahr- und Rückleuchten, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Seitenschweller sowie ein Heckdiffusor mit Doppelrohrauspuff machen was her. Sitzt man im Fahrzeug, vergisst man schnell, dass man in einem Kleinstwagen unterwegs ist. Das liegt nicht zuletzt am guten Platzangebot – zumindest auf den vorderen Sitzen. Und auch das Kofferraumvolumen ist mit 255 bis 1010 Litern gegenüber dem Vorgängermodell deutlich gewachsen, beim Umlegen der Rücksitzlehnen entsteht keine Stufe. Darüber hinaus überzeugt der Picanto mit einem ausgewogenen Fahrwerk. Bodenunebenheiten werden damit jedenfalls recht gut weggebügelt.
Doch so sportiv sich der Picanto zumindest in der GT Line auch präsentiert – die Motoren sind eher Hausmannskost und sprechen die Vernunft der Käufer an. Muskeln lassen sich mit den überarbeiteten Triebwerken (ein 67-PS-Dreizylinder und ein 84-PS-Vierzylinder) nicht zeigen, man trainiert höchstens den eigenen Schaltarm, um die Triebwerke in Drehmomentlaune zu halten. So schnattert der Dreizylinder, der seine Bauart nicht verleugnen kann, vernehmlich vor sich hin, dürfte aber für Fahrten im städtischen Umfeld genügen. Wer sich jedoch hin und wieder auch mal auf die Landstraße oder gar Autobahn begeben will, ist mit dem Vierzylinder besser bedient. Der vermittelt eine gewisse Beschleunigungsfreude, auch wenn bei Tempo 173 Schluss ist. Ab Herbst erweitert Kia das Motorenangebot allerdings um einen Turbo-Dreizylinder mit 100 PS, der dann GT Line und fahrerischen Anspruch vermutlich besser in Einklang bringen kann.
Preislich liegt der Picanto auf dem Niveau seiner Wettbewerber wie Suzuki Celerio, Opel Karl, VW Up oder Fiat Panda. Allerdings darf man in der untersten Ausstattungsvariante klassenüblich keine großen Komfortansprüche stellen. Es ist jedoch anzunehmen, dass die meisten Kunden sowohl die Basisversion als auch die GT Line links liegen lassen und sich lieber für die Dream-Team-Edition (ab 12 690 Euro) entscheiden. Hier ist eigentlich alles drin, was man zum Wohlfühlen braucht: Klimaanlage, elektrische Helfer für Fensterheber und Außenspiegel, höhenverstellbarer Fahrersitz, Sitzheizung und ein beheizbares Lederlenkrad. Picanto-Käufer können aber auch weiteres Geld in Komfort und Aussehen investieren. Fahrer-Knieairbag, Klimaautomatik, Navi-Infotainmentsystem, eine verschiebbare Mittelarmlehne vorn, ein autonomer Bremsassistent, der bis Tempo 165 aktiv ist oder eine auffällige Farbe machen aus dem Picanto ein richtig großes Fahrzeug – und auch ein teures. Der preisliche Abstand zu einem Kleinwagen ist dann schnell aufgebraucht. Natürlich ist der Jaguar E-Type ein Traumauto. Und natürlich kann aus Traum auch Albtraum werden, wenn man ihn für 22 000 Euro als Oldtimer kauft und in einen würdigen Zustand versetzen will. Der Brite Chris Rooke hat sich in das Abenteuer gestürzt und eine leidenschaftliche und unterhaltsame Basteldokumentation auf rund 330 liebevoll bebilderten Seiten hinterlassen. Es ist lehrreich und vergnüglich, zu lesen, wie er selbst zum Profischrauber wird und in sagenhaften neun Jahren sein Traumauto zusammenbastelt. Mit allen Fehlern, die man macht und allen Erfolgen, die man feiert. (gh)