Mit dem Fahrrad auf Tauchstation gehen
Der Erfurter Nordstrand bietet mit Unterwasserfahrrädern eine Weltneuheit für Wasserfreunde und Taucher
Erfurt. Eine Entdeckung, die ihn lange nicht loslassen sollte, hat Peter Jahr im Januar dieses Jahres gemacht. Der Leiter der Tauchschule Yellow Submarine am Nordstrand war auf einer Messe für Wassersport und bekam eine in sieben Jahren Arbeit konzipierte und hergestellte Weltneuheit zu sehen – ein Wasserfahrrad.
Dabei ist jedoch nicht das klassische Tretboot gemeint oder gar ein Drahtesel auf Luftmatratzen.
Das Erscheinungsbild des Seabikes, wie das Wasserfahrrad im Original heißt, entspricht im Großen und Ganzen dem eines Hexenbesens.
Die Handhabung ist dem des Überwasserfahrrads recht ähnlich: Die Hände am Lenkrad, die Füße auf den Tretpedalen – die reinen Ausstattungskomponenten des Wassersportgeräts haben mit dem zweirädrigen Gefährt für Stadt und Land einiges gemeinsam. Aber eben nicht alles.
Gefahren werden kann vorwärts oder rückwärts. Um ein Gefühl für das Gerät zu bekommen, beginnt man zumeist in Rückenlage.
Die Funktionsweise ist im Prinzip simpel, denn durch den Schub der Pedale wird ein Propeller angetrieben, der ähnlich wie eine Schiffsschraube arbeitet.
Gelenkt wird das Unterwasserfahrrad hauptsächlich durch Gewichtsverlagerung des Fahrers, was sich für den Tauchsport-Neuling schon zur kleinen Herausforderung entwickeln kann.
Nach ein paar Versuchen schafft man es dann aber doch mit Hilfe von Neoprenanzug, Schwimmweste und dem einweisenden Personal, die Balance zu halten und ein wenig in die Pedale zu treten.
Ein intensiveres Erleben hat der lernwillige Gast allerdings, wenn es in die Bauchlage geht: Das Seabike unter dem Körper und mit Taucherbrille auf der Nase und Schnorchel versehen kann man so im Liegen durch das Wasser fahren und dabei noch allerhand Wasserpflanzen und Fische beobachten.
„Das ist vor allem für passionierte Schnorchler toll. Wenn das Wasser klar ist, kann man hier viele Goldkarpfen sehen“, schwärmt Jahr. Ist der Wasserradler nach einigen Versuchen eingeübt, geht die Fahrt auch schon mal schneller vorwärts. Doch auch anspruchsvollere und erfahrene Sportler kommen mit dem Gerät auf ihre Kosten.
„Der Lenker kann an der Hüfte des Fahrers befestigt werden. Dann kann man fahren, hat aber trotzdem die Arme und Hände frei, um zu lenken, in die Tiefe zu tauchen oder Bild- und Videomaterial aufzunehmen“, erläutert Jahr.
Dieser Aspekt macht das neuartige Vehikel auch für kundige Taucher spannend.
Das Bemerkenswerte sei hier vor allem die verhältnismäßig geringe Anstrengung gegenüber dem Flossentauchen.
Verschiedene kleine Wettbewerbe hätten gezeigt, dass der Seabiker nicht nur weniger Sauerstoff verbraucht, sondern auch noch deutlich schneller im Wasser unterwegs ist als sein mit Flossen ausgestatteter ProfiGegner.
Peter Jahr hat das große Potenzial des Sportapparats erkannt und sich gleich einen für seine Tauchschule gesichert. Schon in den nächsten Tagen sollen fünf weitere Seabikes aus Russland, dem Heimatland des Erfinders, geliefert werden, um den Besuchern des Nordstrands neben Wasserski, Tauchen, Paddeln, Baden und Strand auch noch diese deutschlandweit bisher einmalige Gelegenheit zu bieten.
„Man braucht schon ungefähr eine Dreiviertelstunde, um sich an das Gerät zu gewöhnen, aber wenn man es zwei- oder dreimal gemacht hat, ist man geübt genug, um den gesamten See zu erkunden“, meint Jahr, der selbst gern ein paar Runden mit dem Unterwasserfahrrad dreht.
Nutzbar ist das Seabike für Groß und Klein, da es in seiner Länge verstellbar ist.
„Ein Mindestalter ist schwer festzusetzen“, findet Jahr, „es kommt eher auf die Kondition, Motivation und die Wassererfahrung der Person an, die zu uns kommt. Deshalb können durchaus auch Kinder, vielleicht über den Daumen gepeilt ab zehn Jahren, mitmachen und ausprobieren.“
Nordstrand ist einziger Anbieter in Deutschland