Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Tony Martins zweite Chance im Kampf gegen die Uhr

Der Auftakt der Tour de France war für den Deutschen enttäusche­nd. Er hat Kraft gespart für das Zeitfahren in Marseille

- Von Tom Mustroph

Salons-de-Provence. Die Ausreißerg­ruppe mit dem Etappenzwe­iten Nikias Arndt musste gestern ohne einen der größten Motoren des Pelotons auskommen: Tony Martin war am Freitag von Embrun nach Salons-deProvence nicht in der Stimmung, Kraft zu vergeuden. Der gebürtige Cottbuser braucht bei der Tour de France alle Power beim Zeitfahren heute über 22,5 Kilometer in Marseille.

„Natürlich ist das Zeitfahren ein Ziel von mir. Ich bin ganz gut durch die drei Wochen Tour gekommen“, sagte er. Mit Ankündigun­gen, dass er das Zeitfahren auch gewinnen will, dass er sich als Favorit sieht, hielt er sich zurück. Zu groß ist die Enttäuschu­ng von Düsseldorf. Dort galt er als Favorit. Andere aber waren besser.

Der Etappensta­dt Marseille nähert er sich unterhalb des Ankündigun­gsradars. Keine großen Verspreche­n. Einfach das Beste geben. Sein Ding machen. In einer Disziplin, die er einst als Königsdisz­iplin des Radsports beschrieb: „Zeitfahren ist die reinste, die ehrlichste Disziplin des Radsports. Man muss dafür nicht nur seinen Körper trainieren, sondern auch seinen Geist.“

Eine Qual auf dem Rad

Martin liebt daran, dass es keine Ausflüchte gibt, dass es der pure Kampf der durch mechanisch­e Kraftübert­ragung unterstütz­ten Muskulatur ist. „Beim Zeitfahren gibt es kein Taktieren wie bei einem Straßenren­nen, man kann nicht die Beine mal hoch legen, im Windschatt­en mitrollen.“Nicht viele Profikolle­gen lieben Zeitfahren so wie Martin. Denn es ist vor allem eine Qual: Mehr auf der Querstange liegend als sitzend soll der Luftwiders­tand verringert werden. Das schmerzt, das ist hinderlich für die volle Entfaltung der Kräfte. Zeitfahrer müssen abwägen zwischen aerodynami­schen Gewinnen

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