Für Azubis
Nach der Berufsschule noch acht Stunden im Betrieb schuften und dann auch noch den Helm für die Baustelle selber zahlen - so geht’s nicht. Azubis haben Rechte. Eine Zusammenfassung
Zum Ausbildungsvertrag gehört ein Ausbildungsrahmenplan. Darin steht, wann welche Teile der Ausbildung im Betrieb anstehen.
„Viele Auszubildende müssen Tätigkeiten ausüben, die gar nichts mit der Ausbildung zu tun haben“, sagt Habermaaß. Es sei ebenfalls ein Problem, wenn Azubis Aufgaben erledigen müssen, die zwar im Plan stehen – diese aber fast ausschließlich machen. Ein Beispiel: Ein Azubi in einem Kfz-Betrieb muss über Monate immer nur Reifen wechseln oder Kartoffeln schälen.
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Azubis müssen nur freiwillige Überstunden machen. „Das heißt, Auszubildende dürfen nicht einfach angewiesen werden, länger zu bleiben, weil es im Betrieb zu wenig Personal gibt“, erklärt Habermaaß. Ausnahmen sind absolute Notfälle. Personalknappheit in der Urlaubszeit ist beispielsweise kein Notfall.
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Wer vom Chef in der Ausbildung vom Chef nach Hause geschickt wird, weil es nichts zu tun gibt, muss die Zeit nicht nacharbeiten, wie Habermaaß erläutert. Ein Beispiel: Bekommt ein Azubi einen Anruf vom Chef, dass er nicht kommen muss, ist das in der Regel eine bezahlte Freistellung.
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Azubis haben ein Recht auf die Ausbildung in der Berufsschule. „Es gibt immer wieder Fälle, in denen Betriebe in der Berufsschule anrufen und sagen: „Heute ist viel zu tun, ich brauche den Azubi im Betrieb“, erzählt der Verdi-Experte. Das ist nicht rechtens und sollte auch nicht hingenommen werden.
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Für alle Azubis gilt: Die Zeit in der Berufsschule ist Arbeitszeit – inklusive der Pausen. Wer über 18 Jahre ist, muss noch im Betrieb weiterarbeiten, wenn die Arbeitszeit mit der Zeit in der Berufsschule nicht erfüllt ist. Für Azubis unter 18 Jahren gibt es gesonderte Regeln, die im Jugendarbeitsschutzgesetz geregelt sind.
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Alle Materialien, die Azubis für ihre Ausbildung benötigen, muss der Arbeitgeber kostenlos zur Verfügung stellen. Habermaaß nennt ein Beispiel: Wer in einer Werkstatt arbeitet und dafür spezielle Werkzeuge, Werkstoffe oder Fach- und Tabellenbücher benötigt, muss diese vom Betrieb kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen. Bei Schäden haftet der Betrieb.
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Eine Abmahnung kann schwerwiegende Folgen haben und sollte daher nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Sie ist vergleichbar mit einer gelben Karte im Fußball. Als Nächstes droht der Platzverweis, also die fristlose Kündigung. Aber nicht jede Abmahnung muss gerechtfertigt sein. Der Azubi hat wie der Arbeitnehmer das Recht, sich dagegen zu wehren. Meist wird dann die zweite Sichtweise in die Personalakte aufgenommen. In seltenen Fällen wird die Abmahnung auch zurückgenommen. Laut Ausbildungsgesetz haben Jugendliche Anspruch auf mindestens 30 Urlaubstage, wenn sie zu Beginn des Kalenderjahres noch nicht 16 Jahre alt sind, mindestens 27 Tage, wenn sie noch nicht 17 Jahre alt sind, mindestens 25 Tage, wenn sie noch nicht 18 Jahre alt sind – und Volljährige haben Anspruch auf mindestens 20 freie Tage. Den Antrag stellt der Azubi über den Ausbilder. Sie sollten aber darauf achten, den Urlaub in die Berufsschulferien zu legen. Denn die Berufsschule müssen sie weiterhin besuchen – auch wenn sie Urlaub haben.
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„Lehrjahre sind keine Herrenjahre“, heißt es sprichwörtlich. Gemeint ist, dass der Azubi ohne Murren auch niedere Tätigkeiten verrichten muss. Auch wenn das mitunter stimmt, heißt es nicht, dass der Azubi nicht auch Spaß bei der Arbeit haben darf. Denn mit einer positiven Einstellung lernt es sich besser. Und auch das Ergebnis fällt besser aus.
Aber nicht immer läuft es rund. Das kann verschiedene Ursachen haben. Es kann am Betrieb, den Vorgesetzten oder der inneren Einstellung liegen. Wichtig ist, rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Zuerst sollte das Gespräch mit dem Ausbilder gesucht werden. Wenn das nicht hilft, kommt ein Berufsberater der Arbeitsagentur infrage. Dieser kann Nachhilfestunden genehmigen, kostenfrei für den Auszubildenden. Manchmal ist auch Wechsel der Stelle notwendig. Hilfe bei Problemen organisiert auch die Initiative VerA. (Infobox).