„Sie nannten ihn Spencer“– ein dokumentarisches Roadmovie und großartige Kinounterhaltung
In Augsburg hat Marcus, 32, eine riesige Sammlung zusammengetragen: Filmplakate, Fotos, Zeitschriften, Filme natürlich. „Ich würde mich gerne“, sagt er trocken, „als Kulturbeauftragten sehen, der versucht, das Spencer-Hill-Universum aufrecht zu erhalten.“Alles klar, denkt man. Ein glühender Fan, „ein absoluter Ultra“, der etwas spinnt
Dann aber, so nach und nach, beginnt man zu verstehen: nicht nur, dass Bud Spencer und Terence Hill ihm das Lachen zurückgaben in tiefster Lebenskrise und die Botschaft, „dass eigentlich alles halb so wild ist“. Nein, darüber hinaus tut sich in zwei herrlich komischen, erkenntnisreichen und berührenden Stunden das Universum auch auf.
Karl-Martin Pold bringt Marcus mit Jorgo aus Berlin zusammen. Der 37-Jährige liebt Bud Spencer, sah ihn aber nie. Jorgo ist blind und erlebt Filme als Kino im Kopf. Sie lehrten ihn, sagt er, durchs Leben „mit ’nem Lächeln durchzukommen“.
Nach durchzechter Nacht in Pullman City, der Westernstadt im Harz, machen sie sich auf zu Bud Spencer, ohne Adresse oder Telefonnummer. Der Blonde und der Blinde begeben sich auf große Irrfahrt, treffen Freunde und Weggefährten des Schauspielers, erleiden Tief- und Rückschläge, motzen sich mit Filmzitaten an und beginnen eine wunderbare Freundschaft. Ein dokumentarisches Roadmovie entsteht, das diese zwei Stunden unbedingt braucht. Viele Film- und Fernsehausschnitte wirken dabei wie lakonische Kommentare – auf das Leben Bud Spencers wie auf die seltsame Reise von Marcus und Jorgo. Thomas Danneberg, Terence Hills Synchronstimme, begleitet beide erzählend, zu den schnoddrigen Texten von Synchronautor Rainer Brandt, der, ebenso wie Hill, auch als Protagonist vorkommt.
Das alles ist großartige Kinounterhaltung. Man lacht viele Tränen, ein paar weint man aber auch.
▶
Vorstellung nur morgen, Uhr: Cinestar Erfurt sowie Filmpaläste Nordhausen und Mühlhausen. Ab morgen im Metropol-Kino Gera und Kino am Markt Jena, inklusive Gespräch mit Regisseur am Freitag um . bzw. um . Uhr.