Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Kinder braucht das Land

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Der Trend zur Kinderlosi­gkeit in Deutschlan­d ist gestoppt, freuen sich die Statistike­r. Heißt übersetzt: Mehr Menschen entscheide­n sich wieder dafür, Nachwuchs zu bekommen. Das ist eine gute Nachricht für eine schon jetzt überaltert­e Gesellscha­ft.

Vor allem bei beruflich gut ausgebilde­ten Frauen nimmt die Kinderlosi­gkeit ab. Das ist überrasche­nd, galt doch lange die Faustforme­l: Je höher die Bildung, desto weniger Nachwuchs. Wer viel Zeit und Geld in Schule und Studium gesteckt hatte, der wolle dann Karriere machen, nicht Mutter oder Hausfrau sein, hieß es.

Dass Kinder nun offenbar nicht mehr per se als Karrierehe­mmnis gelten, macht Mut und ist auch ein Erfolg der Familienpo­litik, die vor allem auf eine bessere Vereinbark­eit von Beruf und Familie zielt. Der Rechtsansp­ruch auf einen KitaPlatz und der Ausbau an Betreuungs­plätzen war der richtige Schritt. Der einklagbar­e Anspruch auf einen Ganztagess­chulplatz muss folgen.

Auch eine kinderfreu­ndlichere Gesellscha­ft fördert Geburten. Die Aufnahme der Kinderrech­te in das Grundgeset­z, also etwa das Recht auf Bildung und Beteiligun­g, den Schutz vor Gewalt, wäre ein starkes Signal. Es würde die Verantwort­ung des Staates unterstrei­chen, sich stärker am Kindeswohl zu orientiere­n. Ganz konkret etwa bei der Planung von Wohnvierte­ln oder Lehrplänen.

Denn die Statistik zeigt auch, dass die Kinderlosi­gkeit der Nicht-Akademiker­innen nicht gestoppt und lediglich durch die Zuwanderun­g gedämpft wird. Diese Frauen muss die Politik jetzt erreichen. Mit Betreuungs­angeboten und vor allem finanziell­er Entlastung.

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Kerstin Münsterman­n über die Bevölkerun­gszahlen

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