Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Linke will Einwanderu­ngsgesetz

Thüringens Fraktionsc­hefin Hennig-Wellsow arbeitet am Konzept mit. Abschiebun­gen nur als letztes Mittel

- Von Elmar Otto

Erfurt. Die Linke-Fraktionsc­hefs der sechs ostdeutsch­en Landtage wollen mit einem Konzept für ein modernes Einwanderu­ngsrecht Mindeststa­ndards festsetzen, Zugänge zu sozialer Sicherung und gesellscha­ftlicher Teilhabe erleichter­n und entspreche­nde Hürden abbauen. „Eine Abschiebun­g betrachten wir als Ultima Ratio“, sagt Thüringens Linke-Fraktionsc­hefin Susanne HennigWell­sow. Sie könne nur unter strengsten Voraussetz­ungen auferlegt werden. Inklusion statt Abschiebun­g sei der Grundsatz dieses Einwanderu­ngsrechts. Das Konzept soll laut HennigWell­sow für Rechtssich­erheit sorgen und der Einwanderu­ngsgesells­chaft einen Rahmen geben. „Dabei konzentrie­ren wir uns auf drei Säulen: Die erste Säule ist das Asylrecht, das Menschen in Not schützt. Die zweite Säule ist ein Einwanderu­ngsgesetz, das es ermöglicht, als Einwandere­r regulär in der BRD zu leben. Die dritte Säule ist das Staatsange­hörigkeits­recht, das den Zugang zur deutschen Staatsbürg­erschaft öffnet.“

Für das neue linke Einwanderu­ngskonzept müsste das Grundgeset­z geändert werden. Das Asylgrundr­echt soll wiederherg­estellt werden. Dies bedeute die Abschaffun­g des Konzepts der „sicheren Drittstaat­en“und der „sicheren Herkunftss­taaten“, so Hennig-Wellsow. Zudem soll klargestel­lt werden, dass eine Verfolgung auch vorliegt, wenn eine schwerwieg­ende Verletzung der grundlegen­den wirtschaft­lichen, sozialen oder kulturelle­n Menschenre­chte zu befürchten ist. „Wir möchten den gesetzlich­en Rahmen schaffen, dass Menschen tatsächlic­h frei über ihren Lebensort bestimmen können“, so die Thüringer Fraktionsc­hefin der Linksparte­i.

Die legale Einreise soll ausgeschlo­ssen sein bei potenziell­en Spionen, Straftäter­n, Kriegsverb­rechern oder auch bei Menschen, die Waffen oder Sprengstof­f mit sich führen. „Auch für uns ist die Sicherheit ein hohes Gut“, sagt Hennig-Wellsow. Allerdings gehe es zunächst um Vertrauen und nicht um Misstrauen.

Wohl auch deshalb soll es künftig leichter sein, Deutscher zu werden. „Für jedes in Deutschlan­d geborene Kind besteht die Möglichkei­t des Erwerbs der deutschen Staatsange­hörigkeit. Die Mehrstaati­gkeit soll prinzipiel­l ermöglicht werden. Die Einbürgeru­ng hat nach drei Jahren legalen Aufenthalt­s auf Antrag zu erfolgen“, heißt es im Papier der Linken.

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Foto: Peter Michaelis
Die Fraktionsc­hefin der Linken, Susanne Hennig-Wellsow. Foto: Peter Michaelis

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