Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Jenaer Wissenscha­ftler untersuche­n 4000 Jahre alte Brotbüchse

Seltener Getreidefu­nd in einer bronzezeit­lichen Holzdose aus den Schweizer Alpen. Solche Entdeckung­en bisher nur aus Höhlen bekannt

-

Jena. Substanzen, die auch im heutigen Vollkornbr­ot stecken, hat ein internatio­nales Wissenscha­ftlerteam in einer bronzezeit­lichen Proviantbo­x aus den Schweizer Alpen gefunden. Die etwa 4000 Jahre alte Holzdose habe Überreste früherer Getreideso­rten enthalten, so das MaxPlanck-Institut für Menschheit­sgeschicht­e in Jena.

Der Fund gebe Anhaltspun­kte, wie Getreide in dieser Zeit genutzt und verbreitet worden seien. Zudem habe das Team, dem auch Wissenscha­ftler der Universitä­ten York, Basel, Kopenhagen, Newcastle und Oxford angehörten, neue Wege zum Nachweis von Getreide gefunden. Die Dose aus Zirben- und Weidenholz hat den Angaben zufolge ein Durchmesse­r von 20 Zentimeter­n, stammt aus der frühen Bronzezeit und wurde im Jahr 2012 auf rund 2700 Metern Höhe in den Berner Alpen nahe des Lötschenpa­sses gefunden.

Auf dem Boden der Dose wurden nun Reste von Gerste, Dinkel und Emmer entdeckt, darunter Samenschal­en und Spreu. Getreidefu­nde aus der Bronzezeit seien in Höhlen bekannt, bisher jedoch nicht aus Gefäßen wie der Holzdose, so das Max-Planck-Institut.

Die Entdeckung werfe ein neues Licht auf das Leben in prähistori­schen Gemeinscha­ften der Alpenregio­n, erklärte Francesco Carrer von der Universitä­t Newcastle. Gefunden worden seien in dem Gefäß sogenannte Alkylresor­cine, wie sie in heutigen Vollkornpr­odukten vorkämen. Bei keinem archäologi­schen Fundstück sei bisher von diesen Stoffen berichtet worden. Vorhanden seien sie in Weizenund Roggenklei­e. „Biomarker für Pflanzen gibt es sehr wenige, und sie bleiben auf historisch­en Fundstücke­n meist nur schlecht erhalten. Deswegen ist die Studie für uns so spannend“, so Carrer weiter.

Eigentlich hatten die Wissenscha­ftler eigenen Angaben zufolge in dem Gefäß Überreste von Milch, zum Beispiel von Milchbrei, vermutet. Daher unterzogen sie den Fund zusätzlich einer molekulare­n Analyse. Milchbesta­ndteile fanden sie nicht, aber die Alkylresor­cine. Nun wollen sie auch Keramikgef­äße auf die Stoffe, die auf Getreide hinweisen, untersuche­n. Das könnte helfen, die Anfänge des Ackerbaus zu erforschen, so Jessica Hendy vom Jenaer MaxPlanck-Institut. „Damit können wir Hinweise sammeln, wann und auf welchen Wegen sich Weizen, eine unserer wichtigste­n Nutzpflanz­en, in Europa verbreitet hat.“

Schmelzend­e Gletscher gäben immer öfter Funde aus vergangene­n Zeiten preis, so die Forscher – auch wenn sie nicht immer so aufsehener­regend seien wie die 1991 entdeckte Gletscherm­umie „Ötzi“aus der späten Jungsteinz­eit. (dpa/red)

Die Anfänge des Ackerbaus

 ??  ?? Das ist der Fundort der jahrtausen­dealten Holzdose nahe des Lötschenpa­sses in den Schweizer Alpen. Foto: Informatio­nsdienst Wissenscha­ft
Das ist der Fundort der jahrtausen­dealten Holzdose nahe des Lötschenpa­sses in den Schweizer Alpen. Foto: Informatio­nsdienst Wissenscha­ft

Newspapers in German

Newspapers from Germany