Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Ein Leben in Schokolade

Der Chocolatie­r und „Goldhelm“-Chef Alexander Kühn wurde zum Erfurter Unternehme­r des Jahres 2017 gewählt

- Von Michael Keller

Erfurt. „Ich freue mich über die Wertschätz­ung in der Stadt“, sagt Alexander Kühn und lacht. Der 44-Jährige wurde am Dienstag vom Bundesverb­and mittelstän­dische Wirtschaft zum Erfurter Unternehme­r des Jahres 2017 erkoren (wir berichtete­n). Das Jury-Votum fiel dabei eindeutig und einstimmig aus. „Ja, die Auszeichnu­ng bedeutet mir etwas“, sagt der Sohn des früheren Radsportle­rs Wolfram Kühn nach kurzem Zögern. Das liegt wohl daran, dass Kühn kein großes Aufheben machen möchte, denn er sei „kein Typ, der auf soetwas hinarbeite­t“, sagt er. 2005 hat er als Ein-Mann-Unternehme­n „Goldhelm“angefangen. Und er hat immer darauf geachtet, dass er allein den Hut auf hat. Es habe genug Leute seinerzeit gegeben, die sich in seine Schokolade­n-Manufaktur mit einkaufen wollten. Vergebens. Für die 10 000 Euro Startkapit­al bürgte Vater Wolfram. „Ich wusste nicht, ob es funktionie­rt, aber ich wollte es. Es war ein Experiment“, sagt er. Eines, da war er sicher, das funktionie­ren würde. Kühn: „Denn ich betreibe meine Arbeit mit Leidenscha­ft“.

Der in Erfurt Geborene wollte eigentlich ebenfalls – getreu des väterliche­n Vorbilds – in die Rennradped­ale treten. Irgendwann hat er sich anders entschiede­n, studierte Schrift- und Grafikmale­r. Eine Fertigkeit, die ihm bis heute bei der eigenhändi­gen Gestaltung seiner Schokolade­nverpackun­gen zu Gute kommt. Und es gab und gibt viel zu gestalten: Rund 1000 eigene Schokolade­nrezepte habe er seit dem Start als Schokolade­ngourmet im Safe, schätzt Kühn. Und es sollen noch nicht die letzten sein. Er tüftelt ständig an neuen Geschmacks­richtungen. Und kann auch damit leben, dass die eine oder andere bei seinem naschhafte­n Publikum auch mal durchfällt. „Bei der Schokolade­nkompositi­on mit Steinpilz und Wacholder war ich, glaube ich, der einzige, der sie gut fand“, sagt er und grinst spitzbübis­ch.

Rund gelaufen sei es anfangs gar nicht, verrät Kühn. Eineinhalb Jahre werkelte er allein, dann kam Chocolatie­r Roland Kraft hinzu. Kraft ist heute noch dabei. Auch wenn es damals gut fünf Jahre dauerte, ehe es rund lief. „Manchmal haben wir acht Stunden Tour de France im Fernseher geschaut, weil keiner kam“, gibt Kühn zu.

Wenn sich der Vater von (bald) drei Kindern vor Arbeitsbeg­inn aufs Rennrad schwingt, „um die Birne für den Tag fit zu machen“, sprüht er vor Elan, wie er verrät. Und nicht nur Schokolade­nkreatione­n sind ihm wichtig. Alex Kühn sieht als ErfurtBots­chafter eine seiner wichtigste­n Aufgaben darin, „ganz viele Menschen von dieser herrlichen Stadt zu überzeugen“.

Heute hat der „Goldhelm“über 70 Mitarbeite­r. Für ihn, so Kühn, sei es wichtig, dass sich seine Leute wohlfühlen. Sie zu motivieren, sei ihm ein Anliegen. Es gibt wöchentlic­he Meetings mit den verschiede­nen Abteilungs­leitern. „Da kommt alles auf den Tisch, denn ich will, dass hier gute Stimmung ist und es absolut ehrlich zugeht“, sagt er und ist froh, dass ihm seine Frau Ina bei so vielen Dingen für seine Passion den Rücken frei hält.

Kühn engagiert sich auch sehr im sozialen Bereich. Bloß darüber reden will er nicht. „Ich hänge sowas nicht an die große Glocke“, sagt er abwehrend. Gesprächig­er ist er, als er verrät, dass er jetzt im Ilm-Kreis einen Bauerhof mit Feldern gekauft habe, auf denen er seine Geschmacks­zutaten künftig biologisch selber anbauen will. Sein Credo: „Noch mehr Natur ins Produkt. Das ist die Seele, die unsere Kunden wertschätz­en“.

Zu guter Letzt präsentier­t Alex Kühn noch seine jüngste Kreation – eine Le Tour Schokolade. Die hat er mit Radsprinte­r Marcel Kittel, mit dem er befreundet ist, gemeinsam ausgetüfte­lt. Radsportle­r unter sich.

Vom Ein-Mann-Betrieb zum Chef von 70 Leuten

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Alex Kühn, der Erfurter Unternehme­r des Jahres , mit seiner jüngsten Gemeinscha­ftskreatio­n mit Radsprinte­r Marcel Kittel – der Le Tour Schokolade. Foto: M. Keller

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