Ein Leben in Schokolade
Der Chocolatier und „Goldhelm“-Chef Alexander Kühn wurde zum Erfurter Unternehmer des Jahres 2017 gewählt
Erfurt. „Ich freue mich über die Wertschätzung in der Stadt“, sagt Alexander Kühn und lacht. Der 44-Jährige wurde am Dienstag vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft zum Erfurter Unternehmer des Jahres 2017 erkoren (wir berichteten). Das Jury-Votum fiel dabei eindeutig und einstimmig aus. „Ja, die Auszeichnung bedeutet mir etwas“, sagt der Sohn des früheren Radsportlers Wolfram Kühn nach kurzem Zögern. Das liegt wohl daran, dass Kühn kein großes Aufheben machen möchte, denn er sei „kein Typ, der auf soetwas hinarbeitet“, sagt er. 2005 hat er als Ein-Mann-Unternehmen „Goldhelm“angefangen. Und er hat immer darauf geachtet, dass er allein den Hut auf hat. Es habe genug Leute seinerzeit gegeben, die sich in seine Schokoladen-Manufaktur mit einkaufen wollten. Vergebens. Für die 10 000 Euro Startkapital bürgte Vater Wolfram. „Ich wusste nicht, ob es funktioniert, aber ich wollte es. Es war ein Experiment“, sagt er. Eines, da war er sicher, das funktionieren würde. Kühn: „Denn ich betreibe meine Arbeit mit Leidenschaft“.
Der in Erfurt Geborene wollte eigentlich ebenfalls – getreu des väterlichen Vorbilds – in die Rennradpedale treten. Irgendwann hat er sich anders entschieden, studierte Schrift- und Grafikmaler. Eine Fertigkeit, die ihm bis heute bei der eigenhändigen Gestaltung seiner Schokoladenverpackungen zu Gute kommt. Und es gab und gibt viel zu gestalten: Rund 1000 eigene Schokoladenrezepte habe er seit dem Start als Schokoladengourmet im Safe, schätzt Kühn. Und es sollen noch nicht die letzten sein. Er tüftelt ständig an neuen Geschmacksrichtungen. Und kann auch damit leben, dass die eine oder andere bei seinem naschhaften Publikum auch mal durchfällt. „Bei der Schokoladenkomposition mit Steinpilz und Wacholder war ich, glaube ich, der einzige, der sie gut fand“, sagt er und grinst spitzbübisch.
Rund gelaufen sei es anfangs gar nicht, verrät Kühn. Eineinhalb Jahre werkelte er allein, dann kam Chocolatier Roland Kraft hinzu. Kraft ist heute noch dabei. Auch wenn es damals gut fünf Jahre dauerte, ehe es rund lief. „Manchmal haben wir acht Stunden Tour de France im Fernseher geschaut, weil keiner kam“, gibt Kühn zu.
Wenn sich der Vater von (bald) drei Kindern vor Arbeitsbeginn aufs Rennrad schwingt, „um die Birne für den Tag fit zu machen“, sprüht er vor Elan, wie er verrät. Und nicht nur Schokoladenkreationen sind ihm wichtig. Alex Kühn sieht als ErfurtBotschafter eine seiner wichtigsten Aufgaben darin, „ganz viele Menschen von dieser herrlichen Stadt zu überzeugen“.
Heute hat der „Goldhelm“über 70 Mitarbeiter. Für ihn, so Kühn, sei es wichtig, dass sich seine Leute wohlfühlen. Sie zu motivieren, sei ihm ein Anliegen. Es gibt wöchentliche Meetings mit den verschiedenen Abteilungsleitern. „Da kommt alles auf den Tisch, denn ich will, dass hier gute Stimmung ist und es absolut ehrlich zugeht“, sagt er und ist froh, dass ihm seine Frau Ina bei so vielen Dingen für seine Passion den Rücken frei hält.
Kühn engagiert sich auch sehr im sozialen Bereich. Bloß darüber reden will er nicht. „Ich hänge sowas nicht an die große Glocke“, sagt er abwehrend. Gesprächiger ist er, als er verrät, dass er jetzt im Ilm-Kreis einen Bauerhof mit Feldern gekauft habe, auf denen er seine Geschmackszutaten künftig biologisch selber anbauen will. Sein Credo: „Noch mehr Natur ins Produkt. Das ist die Seele, die unsere Kunden wertschätzen“.
Zu guter Letzt präsentiert Alex Kühn noch seine jüngste Kreation – eine Le Tour Schokolade. Die hat er mit Radsprinter Marcel Kittel, mit dem er befreundet ist, gemeinsam ausgetüftelt. Radsportler unter sich.
Vom Ein-Mann-Betrieb zum Chef von 70 Leuten