Frischback übernimmt Elmi-Cafés
Arnstädter Kette kauft trotz roter Zahlen drei Erfurter Filialen. Mit den Martins-Laternen soll auch das Licht im Domcafé wieder angehen
Erfurt. Bereits am Freitag sollen die Erfurter zum Martinstag ihre Martinshörnchen wieder im Domcafé kaufen können: Die Frischback GmbH mit Sitz in Arnstadt übernimmt die Filiale am Domplatz als eine von insgesamt sieben in Thüringen, die ehemals unter dem Namen Elmi von der Firma Sternenbäck betrieben wurden – und will bereits am 10. November wenigstens jene am Domplatz neueröffnet haben.
Die Bäckereikette Sternenbäck GmbH Erfurt und die dazugehörige Elmi GmbH hatten Anfang September Insolvenz angemeldet. Nach und nach waren einige Filialen geschlossen worden – so auch jene am Domplatz. Der Schriftzug „Elmi“über dem Eingang ist bereits demontiert, ein Aushang im Schaufenster wirbt in Frischbacks Namen um neue Mitarbeiter, drinnen sind Handwerker dabei, die Räume für die Wiedereröffnung herzurichten.
Zwei weitere Frischback-Filialen kommen künftig in Erfurt hinzu: das Marktcafé in der Marktstraße 17 und in der Gothaer Straße 22 bei Real.
Es hätte noch die eine oder andere Übernahme mehr sein dürfen, sagt Frischback-Geschäftsführer Alfred Heyl, doch nicht überall habe man sich mit dem Chef der Sternenbäck GmbH einigen können. Am 27. Oktober hatte Heyl den Kaufvertrag unterzeichnet. Über die Kaufsumme haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart.
Für die ehemaligen Mitarbeiter von Elmi allemal eine gute Nachricht: Frischback will sie übernehmen, sofern sie in der Zwischenzeit noch keine neue Anstellung gefunden haben. So wird die Kundschaft durchaus wieder auf angestammtes Personal treffen.
Erstaunen muss dabei, dass auch das Frischback-Unternehmen erst im August wegen Liquiditätsschwierigkeiten seine Zahlungsunfähigkeit bekannt gegeben hatte. Seither hat das Unternehmen mit Zustimmung des Amtsgerichts eine „Sanierung in Eigenverantwortung“betrieben, also einen seit 2012 rechtlich möglichen Weg aus der finanziellen Schieflage eingeschlagen.
Kommen die Ex-Elmi-Beschäftigten nun bei einer Frischback-Einstellung vom Regen in die Traufe, von einem PleiteUnternehmen zum nächsten? Heyl winkt ab: „Keinesfalls.“Er meidet das Wort „Insolvenz“und verweist darauf, dass es bereits gut gelungen sei, die finanziellen Verbindlichkeiten neu zu ordnen und den seit zwei Jahren als Familienunternehmen geführten Betrieb wieder in sicheres Fahrwasser zu lenken. Bis Jahresende reiche noch die vorläufige Etappe, im April 2018 will er das Verfahren völlig abgeschlossen haben.
Wie aber hat Frischback die Finanzlücke schließen können? Eine Vereinbarung mit der Agentur für Arbeit war offenbar die Rettung. Für die rund 800 Frischback-Mitarbeiter hat die Agentur für drei Monate die Löhne- und Sozialleistungen gezahlt – 1,3 Millionen Euro im Monat, wie Heyl offen benennt.
Auf diese Weise hätte Frischback vor Kapitalverlust gerettet und vor allem die Arbeitsplätze gesichert werden können. Wäre dies nicht geschehen, wären die Folgekosten für die Arbeitsagentur wohl weit höher ausgefallen – und es gäbe ein regional verwurzeltes, mittelständisches Familienunternehmen wie Heyl sagt.
„Wir freuen uns, mit diesen zum Teil sehr traditionsreichen Cafés und Bäckereien unser Filialnetz weiter ausbauen zu können und damit unsere Expansionsstrategie fortsetzen zu können. Wir fühlen uns der Tradition der hinzugekauften Filialen verpflichtet und werden dort weniger, unseren hohen Qualitätsanspruch erfüllen“, erklärt Heyl.
Frischback betreibt rund 130 Filialen in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Osthessen und eine einzelne Filiale in Nordbayern und zählt damit nach eigenen Angaben zu den 30 führenden Backwaren-Filialisten in Deutschland.
Konzentration und ein verdichtetes Filialnetz in der Region, so laute das Ziel. 2002 hatte Frischback sich aus den 90 Filialen in Berlin zurückgezogen, 2006 verabschiedet man sich von 60 im Bereich Dresden. „Wir wollen unsere regionale Stärke nutzen“, sagt Heyl. Mit positiven Folgen für die Logistik des Unternehmens, aber auch für die Frische des Backwerks, dass in Arnstadt und Schmalkalden hergestellt wird. Anstrengende Wochen lägen hinter ihm.
Das traditionelle Bäckerhandwerk habe es angesichts der Kampfpreise durch Billigkonkurrenten immer schwerer, nennt Heyl einen Grund für die Situation der Bäckerei-Unternehmen. Zudem müssten Löhne angehoben werden, Fachpersonal könne nicht mit Mindestlohn abgespeist werden. Um zu überleben, wurden nicht nur Produktion und Logistik umstrukturiert, auch in viele der 130 Verkaufsstellen wurde investiert. Finanziert über Kredite, was zur Jahresmitte die Liquidität des Unternehmens gefährdete.