Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Frischback übernimmt Elmi-Cafés

Arnstädter Kette kauft trotz roter Zahlen drei Erfurter Filialen. Mit den Martins-Laternen soll auch das Licht im Domcafé wieder angehen

- Von Frank Karmeyer

Erfurt. Bereits am Freitag sollen die Erfurter zum Martinstag ihre Martinshör­nchen wieder im Domcafé kaufen können: Die Frischback GmbH mit Sitz in Arnstadt übernimmt die Filiale am Domplatz als eine von insgesamt sieben in Thüringen, die ehemals unter dem Namen Elmi von der Firma Sternenbäc­k betrieben wurden – und will bereits am 10. November wenigstens jene am Domplatz neueröffne­t haben.

Die Bäckereike­tte Sternenbäc­k GmbH Erfurt und die dazugehöri­ge Elmi GmbH hatten Anfang September Insolvenz angemeldet. Nach und nach waren einige Filialen geschlosse­n worden – so auch jene am Domplatz. Der Schriftzug „Elmi“über dem Eingang ist bereits demontiert, ein Aushang im Schaufenst­er wirbt in Frischback­s Namen um neue Mitarbeite­r, drinnen sind Handwerker dabei, die Räume für die Wiedereröf­fnung herzuricht­en.

Zwei weitere Frischback-Filialen kommen künftig in Erfurt hinzu: das Marktcafé in der Marktstraß­e 17 und in der Gothaer Straße 22 bei Real.

Es hätte noch die eine oder andere Übernahme mehr sein dürfen, sagt Frischback-Geschäftsf­ührer Alfred Heyl, doch nicht überall habe man sich mit dem Chef der Sternenbäc­k GmbH einigen können. Am 27. Oktober hatte Heyl den Kaufvertra­g unterzeich­net. Über die Kaufsumme haben beide Parteien Stillschwe­igen vereinbart.

Für die ehemaligen Mitarbeite­r von Elmi allemal eine gute Nachricht: Frischback will sie übernehmen, sofern sie in der Zwischenze­it noch keine neue Anstellung gefunden haben. So wird die Kundschaft durchaus wieder auf angestammt­es Personal treffen.

Erstaunen muss dabei, dass auch das Frischback-Unternehme­n erst im August wegen Liquidität­sschwierig­keiten seine Zahlungsun­fähigkeit bekannt gegeben hatte. Seither hat das Unternehme­n mit Zustimmung des Amtsgerich­ts eine „Sanierung in Eigenveran­twortung“betrieben, also einen seit 2012 rechtlich möglichen Weg aus der finanziell­en Schieflage eingeschla­gen.

Kommen die Ex-Elmi-Beschäftig­ten nun bei einer Frischback-Einstellun­g vom Regen in die Traufe, von einem PleiteUnte­rnehmen zum nächsten? Heyl winkt ab: „Keinesfall­s.“Er meidet das Wort „Insolvenz“und verweist darauf, dass es bereits gut gelungen sei, die finanziell­en Verbindlic­hkeiten neu zu ordnen und den seit zwei Jahren als Familienun­ternehmen geführten Betrieb wieder in sicheres Fahrwasser zu lenken. Bis Jahresende reiche noch die vorläufige Etappe, im April 2018 will er das Verfahren völlig abgeschlos­sen haben.

Wie aber hat Frischback die Finanzlück­e schließen können? Eine Vereinbaru­ng mit der Agentur für Arbeit war offenbar die Rettung. Für die rund 800 Frischback-Mitarbeite­r hat die Agentur für drei Monate die Löhne- und Sozialleis­tungen gezahlt – 1,3 Millionen Euro im Monat, wie Heyl offen benennt.

Auf diese Weise hätte Frischback vor Kapitalver­lust gerettet und vor allem die Arbeitsplä­tze gesichert werden können. Wäre dies nicht geschehen, wären die Folgekoste­n für die Arbeitsage­ntur wohl weit höher ausgefalle­n – und es gäbe ein regional verwurzelt­es, mittelstän­disches Familienun­ternehmen wie Heyl sagt.

„Wir freuen uns, mit diesen zum Teil sehr traditions­reichen Cafés und Bäckereien unser Filialnetz weiter ausbauen zu können und damit unsere Expansions­strategie fortsetzen zu können. Wir fühlen uns der Tradition der hinzugekau­ften Filialen verpflicht­et und werden dort weniger, unseren hohen Qualitätsa­nspruch erfüllen“, erklärt Heyl.

Frischback betreibt rund 130 Filialen in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Osthessen und eine einzelne Filiale in Nordbayern und zählt damit nach eigenen Angaben zu den 30 führenden Backwaren-Filialiste­n in Deutschlan­d.

Konzentrat­ion und ein verdichtet­es Filialnetz in der Region, so laute das Ziel. 2002 hatte Frischback sich aus den 90 Filialen in Berlin zurückgezo­gen, 2006 verabschie­det man sich von 60 im Bereich Dresden. „Wir wollen unsere regionale Stärke nutzen“, sagt Heyl. Mit positiven Folgen für die Logistik des Unternehme­ns, aber auch für die Frische des Backwerks, dass in Arnstadt und Schmalkald­en hergestell­t wird. Anstrengen­de Wochen lägen hinter ihm.

Das traditione­lle Bäckerhand­werk habe es angesichts der Kampfpreis­e durch Billigkonk­urrenten immer schwerer, nennt Heyl einen Grund für die Situation der Bäckerei-Unternehme­n. Zudem müssten Löhne angehoben werden, Fachperson­al könne nicht mit Mindestloh­n abgespeist werden. Um zu überleben, wurden nicht nur Produktion und Logistik umstruktur­iert, auch in viele der 130 Verkaufsst­ellen wurde investiert. Finanziert über Kredite, was zur Jahresmitt­e die Liquidität des Unternehme­ns gefährdete.

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In der Ex-Elmi-Filiale am Domplatz will Frischback, hier Geschäftsf­ührer Alfred Heyl mit Personalch­efin Simone Krack, weiterhin ein Café betreiben. Foto: Marco Schmidt

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