Warum Bauke seine Likörfabrik verkaufte
Ein Stück Erfurter Geschichte, das bisher noch nicht erzählt wurde. Versprechen gegenüber der Ehefrau
Die Doppelseite, auf der unlängst eine Auswahl mit Erzeugnissen der ehemaligen Erfurter Likörfabrik Otto Bauke präsentiert wurde, veranlasste Anke Saal, tiefer in ihrer Familiengeschichte zu graben. Die Geschichte, die ihr auf Nachfrage von ihrer in Köln lebenden Großcousine erzählt wurde, ist irgendwie auch ein Teil der Erfurter Geschichte – sie schließt einige Wissenslücken. Sie schreibt:
Otto Bauke war verheiratet mit Rosalie Niedling (Schreibwarengeschäft Anger), meiner Ururgroßmutter sozusagen. Aus dieser Beziehung gingen sieben Kinder hervor. Sophie, Otto, Hermann, Franz, Gustav, Anna und Auguste. Reihenfolge ist hier nicht berücksichtigt. Wobei Anna die erste gewesen sein muss und Auguste die letzte (geboren 1864). Ich habe dazu ein Familienfoto welches posthum entstanden ist, das heißt, Otto Bauke wurde nach seinem Tode eingesetzt.
Besagte Auguste Bauke (meine Urgroßmutter) heiratete Konstantin Muffey. Dieser war in erster Ehe mit Rosalie Born (Bornsenf) verheiratet. Ich glaube, sie starb im Kindbett. Die gemeinsame Tochter Ida war Lehrerin (unverheiratet) an der Casinoschule.
Aus der zweiten Ehe mit Auguste Bauke gingen weitere vier Kinder hervor: Werner, Gertrude (meine Omi väterlicherseits), Lotte und Hildegard.
Nun zu Otto Bauke: Otto Bauke war Stadtrat in Erfurt und sehr sozial tätig. Er starb im November 1869 an Typhus und hatte seiner Frau das Versprechen abgerungen, nach seinem Tode die Likörfabrik zu verkaufen, da er befürchtete, seine Söhne würden dem Alkohol dadurch verfallen.
Daher der Verkauf durch Rosalie Bauke an die Gebrüder Wunder. Der Erlös war sehr, sehr hoch und machte die Familie zunächst reich. Rosalie konnte in Reichtum weiterleben und vererbte an alle Kinder. Auguste, die Kleinste, war fünf Jahre alt, als der Verkauf der Fabrik stattfand. Das Geld durfte erst an die Kinder gehen, wenn diese 21 Jahre alt waren. Dann kam die Inflation, so dass eine Erbin sich vom Erbe gerade mal eine Strickjacke kaufen konnte.
Die Söhne Otto und Franz Bauke traten die Nachfolge von Niedling an und sind dadurch zu Reichtum gekommen. Gustav hat nach Wuppertal reich geheiratet, Hermann ging nach Dresden. Alle anderen fünf Kinder verblieben in Erfurt.
Meine Omi Gertrude Muffey heiratete dann den Architekten Johannes Saal, welcher für zahlreiche Gebäude in Erfurt und Umgebung steht. (Lutherkirche, Sparkasse am Anger, Weimarer Bahnhof, zahlreiche Villen darunter auch für die Familie Bauke uvm.) Interessant ist dabei, dass die Mutter von Johannes Saal – Anna Mathilde Franziska Saal – eine geborene Bauke war und die Mutter von Gertrude Muffey logisch Wilhemine Karoline Therese Auguste Muffey, ebenfalls eine geborene Bauke. Anna Bauke heiratete also einen Hermann Otto Bernhard Saal, wohnhaft in Berlin. Johannes wurde auch in Berlin geboren, am 4. Oktober 1885.
Irgendwie ist es ja doch mega interessant und stupst mich auch an, weiter zu forschen…. Seien wir ehrlich, nach dem Tod meiner Mutter ist meine Großcousine in Köln die einzige, die noch viel weiß…Wenn sie einmal nicht mehr ist, versiegt die letzte Quelle. Leider!