Vier aus 150: Vor der Artthuer ins Atelier geblickt
Frische Kunst von Erfurter Künstlern und Köpfen wird ab heute auf der Erfurter Messe präsentiert und den Besuchern zum Kauf angeboten
Erfurt. Wenn heute die Artthuer als größte Kunstmesse Mitteldeutschlands öffnet, um drei Tage lang ein Podium für Kunst in und aus Thüringen zu sein – dann sind auch Rosmarie Weinlich, Marcel Krummrich, Florian Schmigalle und Johannes Gräbner auf der Erfurter Messe mit dabei. Sie sind vier unter den insgesamt 150 Künstlerinnen und Künstlern.
Ob der Schädel eines Einhorns oder das rosa-schimmernde Fleisch einer Auster – die Farbe wird gerade rechtzeitig getrocknet sein auf Rosmarie Weinlichs Bildern, die sie tatsächlich ganz frisch an Stand 133 zeigt. In ihrem Atelier in den Kellerräumen der Alten Parteischule hat sie bis zuletzt gemalt, ausgewählt, verworfen und neu ausgewählt, was sie ab heute dem Artthuer-Publikum präsentieren will. Lebendiger geworden ist alles, auch wenn die Sterblichkeit weiterhin eines ihrer Themen bleibt. Waren bisher tote Tierkörper vom Straßenrand, Schädelfunde von Waldspaziergängen oder ähnlich morbide Vorlagen ihr Metier, widmet sie sich aktuell Themen wie Fell, Fleisch oder dem Körperinneren. Ihre Vorlagen holt sie sich beim Metzger, macht Skizzen an der Fleischertheke. „Meine Oma hatte einen Bauernhof und hat selbst geschlachtet“, sagt Rosmarie Weinlich, um damit ihr fehlende Berührungsängste mit blutigen Fleischbatzen zu erklären. Und irgendwie schließe sich sogar ein Kreis damit. Standen bislang Kopf und Konzept für sie im Mittelpunkt, geht es ihr inzwischen mehr um die Umsetzung, das Machen an sich, wenn sie wie eine Dirigentin fast meditativ den Pinsel über die Leinwand führt. Geblieben sind die Erdtöne und die Nähe zur Natur. So wachsen im Atelier Kristalle für eine ihrer Installationen heran. Alle Werke, die sie auf der Artthuer zeigt, sind erst in diesem Jahr entstanden. 2012 war sie erstmals bei der Messe dabei und gewann wohl vor allem für ihre Installation „Habitat“, für die sie Grünpflanzen in Glühbirnen einschloss, sogleich den Publikumspreis.
Geradezu wuchtig kommt der Holzkopf daher, der unter dem Werkzeug von Florian Schmigalle seine Form fand. Er gesellt sich zu luftig, scheinbar schwebenden Figuren, die der Holzgestalter auf Metallstäben platziert, geweißt und dann mit bunter Farbe verziert hat. Acrylarbeiten, etwa ein Dutzend, werden an seinem Messestand außerdem zu sehen sein.
Was drin steckt im Holz herauszuholen – so sieht er seine Aufgabe. „Manchmal wehrt es sich sogar“, stelle er beim Schnitzen fest, wenn er mit Kettensäge, Hobel, Feile arbeitet. Was einmal weggeschnitten ist, lässt sich nicht ergänzen – auch das macht für Schmigalle einen Reiz seines Werkstoffs aus. Vorrangig Eiche oder Linde verarbeitet er und hat bereits ein kleines Universum an Figuren aus dem Holz gearbeitet. An manchen arbeitet er Monate, ja Jahre, ehe er mit dem Ergebnis zufrieden ist. Erst gab es kleine Figuren aus Abschnitten, dann bekamen sie Flügel, mittlerweile hat er eine ganz eigene Formensprache gefunden für seine figürlichen Gruppen.
Marcel Krummrich hat ebenfalls bis zum Schluss überlegt, mit welchen Bildern er seinen Stand schmücken wird. Fest steht: Alles wird bislang ungezeigt sein. Und Aufnahmen aus dem alten Erfurter Malzwerk werden darunter sein. Aufgenommen, als der Begriff „Lost Places“für solche verlassenen Orte noch gar nicht gebräuchlich war, wie Krummrich sagt. Unter Acryl im Großformat sollen die Aufnahmen ihre Geltung entfalten, die der Fotograf selbst als „Raumstillleben“bezeichnet. Viel Zeit zur Vorbereitung blieb ihm nicht: Als ThüringenStipendiat ist er mit der Kamera auf Spuren der Thüringer Geschichte im Lande unterwegs.
Johannes Gräbner wird Landschaften zeigen. Fotorealistisch gemalt, ohne dass er dies als Beweis seines zweifellos vorhandenen handwerklichen Könnens verstanden wissen will. Ein Bild ist darunter, scheinbar aufgenommen aus dem fahrenden Zug, die vorbeiziehenden Bäume verwischt in Unschärfe.
Andere hüllen sich in Nebel, inspiriert von Spaziergängen im Wald am Rennsteig. Er malt seine Heimat, ohne dabei kitschig zu werden: „Sonnenuntergänge habe ich mir verboten“, sagt er und schmunzelt dabei.
Zur letzten Artthuer war er erstmals selbst als Künstler dabei, zuvor nur als Helfer aktiv für den Ausrichter, den Verband Bildender Künstler Thüringen. Heiser sei er nach seiner MessePremiere gewesen und platt, so gern habe er die Gelegenheit zum Gespräch mit Besuchern und Einblicke in deren Sichtweisen genutzt.
Ehe sich Johannes Gräbner ans Bild macht, sammelt er Dutzende von Fotos. Beim Spazierengehen sammelt er die Momente, die er dann mit reduzierten Tonwerten auf die Leinwand überträgt. Durchaus als Mix aus diversen Aufnahmen, sich hier und dort das für ihn passendste heraussuchend. Gerhard Richter ist dabei sein künstlerisches Vorbild. Einerseits dabei, das Bild zu reduzieren auf genau das, was er als Künstler in seinem Motiv sieht.
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Tagesticket Euro, erm. Euro, Familientagesticket Euro, Freitag - Sonntag, - Uhr
Mehr Infos: www.kunstmessethueringen.de. Parallel zur artthuer – Kunstmesse wird in diesem Jahr wieder die Haus.Bau.Ambiente. in Halle stattfinden für Bauherren, Bauinteressierten und solche, die es werden wollen. Die Eintrittskarte gilt für beide Messen.