Wunsch nach offenen Diskussionen mit Härte erstickt
Roland Jahn zur SED-Diktatur Eine Lesung thematisiert einen Studenten-Protest von 1976 in Erfurt
Erfurt. Mit einem Vortrag von Roland Jahn, dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, setzen der Thüringer Landtag, die Mediengruppe Thüringen und die Universität Erfurt ihre gemeinsame Vortragsreihe fort. Jahn referiert am Donnerstag, den 13. Dezember, ab 18 Uhr im Hörsaal 2 des Kommunikations- und Informationszentrums (KIZ) auf dem Campus an der Nordhäuser Straße. Alle Interessierten sind eingeladen, der Eintritt ist frei.
Roland Jahn gibt in seinem Vortrag einen kurzen Abriss über die Geschichte der Menschenrechte. Er berichtet zudem über seine persönlichen Erfahrungen mit der SED-Diktatur und über die aktuelle Arbeit seiner Behörde. Erfurt. Gemeinsam mit dem Landesbeauftragen des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur lädt die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße am kommenden Dienstag zur Lesung mit Musikund Tanzperformance ein. Der Gedenkstättenleiter Jochen Voit und die Künstlerin Gabriele Stötzer stellen ihr Buch „Rädelsführer. Studentischer Protest in der DDR 1976“vor.
Erfurt 1976: Ein Student schreibt einen kritischen Artikel für die Hochschulzeitung. Der Artikel wird nie gedruckt, der Student zwangsexmatrikuliert. Seine Mitstudenten setzen sich für ihn ein und schreiben einen Brief an Bildungsministerin Margot Honecker.
Darin wünschen sie sich „offene Diskussionen“. Honecker reagiert mit Härte. Die Studenten sollen ihre Unterschrift zurückziehen. Einige werden mit Zwangsexmatrikulation bestraft und mit Studienverbot für sämtliche Hochschulen der DDR. Andere müssen sich in hysterisch anmutenden Anhörungen öffentlich distanzieren.
Die Wege der drei von der Hochschulleitung zu „Rädelsführern“erklärten Personen führen darauf ins Berufsleben, aufs Abstellgleis und ins Gefängnis. Eine spannende Erfurter Skandalchronik und noch viel mehr: Wie unterm Brennglas zeigt sich hier die Unterdrückung einer aufkeimenden Jugendbewegung am Vorabend der Biermann-Ausbürgerung.
Das Grußwort hält Hochschul-Professorin Christiane Kuller von der Universität Erfurt. Die Tanzperformance bestreitet Ester Ambrosino vom Tanztheater Erfurt. Daniel Hoffmann vom Ensemble für Intuitive Musik aus Weimar spielt Trompete. Der Eintritt zur Lesung ist frei. (red)
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Rädelsführer, Lesung mit Jochen Voit und Gabriele Stötzer, . Dezember, Uhr, Andreasstraße