Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Mann unter Weinkisten

- Von Lydia Werner

Erfurt. Ein junger Mann wurde am Donnerstag bei einem Arbeitsunf­all schwer verletzt. Er hatte mit einem Gabelstapl­er eine große Palette mit Wein aufgeladen und blieb mit der Gabel an einer anderen Palette hängen. Die Ladung drohte umzukippen, so dass der 19-Jährige von dem Fahrzeug stieg und versuchte, ein Umfallen der Ladung zu verhindern. „Dabei stürzte die 700 Kilogramm schwere Palette auf den Mann“, sagt Christine Deutschman­n von der Landespoli­zeiinspekt­ion. Der Mann musste mit schweren Verletzung­en ins Klinikum gebracht werden. Das Amt für Arbeitssch­utz kam vor Ort und nahm die Ermittlung­en auf. (red) Erfurt. Polizeisch­utz bei den Einsätzen von Feuerwehrl­euten an den kommenden „brenzligen Tagen“zu Silvester, Karneval oder Weihnachte­n hat die Feuerwehr-Gewerkscha­ft Thüringens jetzt gefordert.

Von Polizeisch­utz an bestimmten Tagen oder zusätzlich­er Schutzklei­dung für Feuerwehrl­eute ist man in der Landeshaup­tstadt eher weit entfernt.

Missachtun­g, Beleidigun­gen und Bedrohunge­n von Rettungskr­äften im Einsatz sind jedoch auch in Erfurt zunehmend ein Problem. „Die Einsatzkrä­fte sind im Prinzip 365 Tage im Jahr solchen Gefahren ausgesetzt“, sagt der Erfurter FeuerwehrC­hef Tobias Bauer. Während der Weihnachts­märkte, zu Silvester oder im Karneval sei ganz viel Alkohol im Spiel. Dann häuft sich das. Und doch greift ein spezieller Polizeisch­utz an diesen Tagen seiner Ansicht nach zu kurz. Abgesehen davon, dass die Polizei das personell gar nicht leisten könne.

„Mit Polizeisch­utz lösen wir das Problem nicht“, gibt er zu bedenken. Dass die Gewerkscha­ften sich ebenso wie der Landesfeue­rwehrverba­nd und der Deutsche Feuerwehrv­erband des Themas annehmen, findet er dennoch gut. Das rückt es mehr ins öffentlich­e Bewusstsei­n.

Mit der veränderte­n Gesetzgebu­ng, die jetzt nicht mehr nur in erster Linie Vollstreck­ungsbeamte im Einsatz besonders schützt, ist laut Bauer schon ein wichtiger Schritt getan. Vor allem, weil Behinderun­g und Bedrohung mittlerwei­le stärker geahndet werden. „Eigentlich ist es aber ein Unding, dass Rettungskr­äfte angepöbelt, bedroht und in ihrer Arbeit behindert werden“, so Bauer.

Für den Feuerwehr-Chef gibt es noch andere Wege, dem entgegenzu­wirken. „Das wären zum einen immer wieder Appelle an die Öffentlich­keit“, sagt er. Zudem gibt es auch Schulungen für Multiplika­toren, die vermitteln, wie gefährlich­e Situatione­n entschärft werden können. Diese tragen das weiter, auch in die freiwillig­en Feuerwehre­n, für die das Problem der zunehmende­n Aggressivi­tät ebenfalls besteht.

Ein Feuerwehrm­ann hat mit seiner normalen Schutzausr­üstung im Einsatz genug Gewicht zu tragen. „Das sind locker 25 Kilogramm“, so Bauer. „Zudem wollen wir Rettungskr­äfte uns auch äußerlich von der Polizei abgrenzen.“Polizisten müssten auch Störern gegenüber treten. Feuerwehrl­eute und Rettungssa­nitäter hätten es in erster Linie mit Hilfsbedür­ftigen zu tun.

Bei der 65. Delegierte­nkonferenz des Deutschen Feuerwehrv­erbandes, die im September in Erfurt auf der Messe ausgericht­et wurde, gab es dazu eine Resolution mit dem Titel „Unsere Einsatzkrä­fte – unsere Sicherheit! Nein zur Gewalt gegen Feuerwehra­ngehörige“.

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