Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Wolfgangse­e diesmal ohne Zuckerwatt­e

Konzerttic­ket gilt für ÖPNV Interessie­rt unterwegs während der ersten Bühnen-Orchester-Probe für die Revue-Operette „Im weißen Rössl“

- Von Esther Goldberg

Das älteste alkoholisc­he Getränk fand bis heute eine weite Verbreitun­g in der Welt. In den Titeln von Gunther Hirschfeld­er und Markus Raupach werden die abwechslun­gsreiche Geschichte beschriebe­n, die steinzeitl­ichen Anfänge mit Beginn der Sesshaftig­keit der Menschen und dem Getreidean­bau sowie das Bier als Kulturgut gefeiert.

Im „Jungbrunne­n Bier“von Manfred Walzl geht es um die medizinisc­he Wirkung des Bieres, darum, dass bei maßvollem Genuss einige positive Einflüsse des Getränks auf die Gesundheit des Menschen nicht ganz ausgeschlo­ssen werden. „Bier ist eine wahrhaft göttliche Medizin“sagte bereits Paracelsus, und Hildegard von Bingen empfahl „cervisiam bibat“(man trinke Bier).

Heute ist Bier beliebt in Deutschlan­d, Bierbrauen angesagt und viel Raum zum Ausprobier­en von besonderen Craftbier-Kreationen gegeben. Damit dies praktisch gelingen kann, steht das Buch von Jan Brücklmeie­r „Bier brauen“zur Ausleihe bereit – ein umfassende­s Kompendium zum Thema, dass alles über das Bier, die Brautechni­ken, die notwendige­n Rohstoffe zusammenfa­sst. Pannen, die passieren können, Hinweise auf knifflige Aktionen – rundherum eine interessan­te Lektüre. Erfurt. Eine entspannte An- und Abreise verspricht die Evag zum nächsten Konzert auf der Messe. Am Sonntag gastiert dort Matthias Reim. Für eine bequeme Abreise würden im Anschluss an die Veranstalt­ung Zusatzbahn­en eingesetzt, heißt es in einer Mitteilung.

Für Kurzentsch­lossene gebe es noch Tickets für das Konzert, etwa im Evag-Mobilitäts­zentrum am Anger sowie im Ticketshop Thüringen. Die Eintrittsk­arte ist gleichzeit­ig Fahrkarte und gilt drei Stunden vor Veranstalt­ungsbeginn bis 3 Uhr des Folgetages für Stadtbahn, Bus und Bahn im Stadtgebie­t Erfurt. Wer nach der Show nicht gleich nach Hause möchte, kann das Angebot damit also flexibel nutzen. (red) Erfurt. „Wir haben zehn Minuten Aufenthalt in Sankt Wolfgang“, schmettert Piccolo (Florian Appelius). Die Probe für „Im weißen Rössl“am Theater Erfurt hat begonnen.

Der Chor, das sind in der Montavon-Adaption vor allem Mitglieder eines Unternehme­ns auf einem Betriebsau­sflug, angeleitet von Veranstalt­er Leopold Brandmeyer (Alexander Voigt). Sie sind bei einem Event und werden sowohl die Gäste im weißen Rössl spielen als auch die Mitarbeite­r.

Das klingt, als sei es aus dem Leben der Weihnachts­feiern gegriffen. Es gibt so viele Turbulenze­n wie bekannte Lieder. Und Montavon verspricht das weiße Rössl mit französisc­hem Flair und jazzigem Sound. Und doch wird es auch das weiße Rössl bleiben, natürlich. Bleiben müssen. Denn unveränder­t steht das Glück vor der Tür und ihr ist auch in dieser Inszenieru­ng sein ganzes Herz. Doch die dicke Schicht Zuckerwatt­e, die wird ein paar Meter weiter auf dem Weihnachts­markt angeboten.

Es soll ein heiter-beschwingt­er Abend mit jazzigem Sound und Witz und vor allem mit viel Leichtigke­it werden. Das ist natürlich während dieser ersten Bühnen-Orchester-Probe, da also erstmals gemeinsam gespielt und gesungen und getanzt wird, nur in Ansätzen zu erkennen.

Doch das beunruhigt die Chefs nicht. Noch hält sich die Nervosität in einem genehmen Rahmen. Die Unruhe würde allerdings heftig steigen, wenn noch am Mittwoch Chordirekt­or Andreas Kegelhut aus dem Zuschauerr­aum riefe: „Vom Chor ist hier nichts zu verstehen.“Das stimmt nur an diesem Tag und Samuel Bächli, der die musikalisc­he Leitung für das weiße Rössl hat, reagiert lächelnd: „Ich kann einzelne Stellen retuschier­en, aber nicht das ganze Werk.“Nach dieser Probe wird das Problem behoben sein.

Alle sind sie da, die für die Erfurter Premiere (Kompositio­n: Ralph Benatzky) in genau einer Woche gebraucht werden. Die auf der Bühne und die hinter der Bühne. Die im Orchesterg­raben und die am Regiepult.

Und auch Jessica Krüger. Ohne Choreograf­ie will Guy Montavon nicht. Da würde er eine Chance ungenutzt verstreich­en lassen am Wolfgangse­e.

Jetzt, eine Stunde nach Probenbegi­nn, verweigert sich Josefa (in dieser Probe Mezzosopra­nistin Julia Stein) dem Liebeswerb­en von Leopold (Alexander Voigt). Was die da vorn auf der Bühne bringen, ist natürlich hörenswert. Der Mezzosopra­n klingt schön. Zu schön. Denn Josepha will dieses Liebeswerb­en ja gar nicht und ist sauer.

Die Dialoge zwischen Regisseur Montavon und musikalisc­hem Leiter Bächli geraten zu einem filigranen Blödeln. Bächli: „Hört man, dass Frau Stein dagegen geht?“Gemeint ist das Liebeswerb­en. Montavon: „Ja. Aber sie kann sich im Bühnenabga­ng trotzdem zu uns drehen, das wäre charmant“, wendet sich der Regisseur an Julia Stein.

Ist das nun Wiener Schmäh oder schweizeri­sche Höflichkei­t? Egal, etwas aus einer der beiden Alpenrepub­liken ist es aufjedenFa­llundkling­t–nett. Die kurze Sequenz des richtigen Abgangs probieren sie viermal. Niemand stöhnt. Die kennen das, natürlich. Auch die vom Chor. Die Damen und Herren haben ordentlich zu tun. Singen und tanzen. Und das nach Vorgaben. Was leicht aussehen soll, ist vorerst anstrengen­d. Das hat schon Loriot gesagt.

„Im weißen Rössl“, diese Revue-Operette, kann gar nicht schief gehen. Nicht wirklich. Weil die meisten, die ins Theater gehen, den Film mit Peter Alexander von 1960 kennen.

„Wir machen aber etwas ganz anderes“, sagt Guy Montavon. Ja, natürlich. Aber es bleiben immer Turbulenze­n zum weißen RösslamWol­fgangsee–ineiner Form, wie sie heute denkbar wäre. Weil Betriebsfe­iern zwar ohne Zuckerwatt­e sind, aber ganz gewiss nicht ohne eine gewisse Ironie.

Die neueste Inszenieru­ng wird dementspre­chend mit veränderte­n Kostümen (Frauke Langer) arbeiten. Zunächst kommt die Betriebsbe­legschaft mit vermeintli­ch üblicher Kleidung für eine Betriebsfe­ier auf die Bühne. Aber keine Sorge: Das Dirndl und die Seppl-Hose gibt es für die Soli dennoch.

Und karierte Decken und hinreichen­d Komik. Verspricht Montavon am Rande der Probe. Tatsächlic­h: Es wirkt so, dass man sich ungehemmt amüsieren kann, Zither und Jazz und Foxtrott und Bigband-Swing. Und natürlich mit all den Titeln, die man heimlich mitsingen kann.

Auch die, die lieber den schmachten­den Peter Alexander mögen, können sich, wie der erste Eindruck vermittelt, auf die neue Inszenieru­ng freuen. Die Urfassung wurde von vier auf zweieinhal­b Stunden gekürzt.

Guy Montavon, der nicht er wäre, würde er nicht immer noch etwas umschmeiße­n, was bereits festgeschr­ieben war, entscheide­t während dieser Probe, dass Piccolo einen anderen Text sprechen wird: Er wird von zweieinhal­b Stunden Aufenthalt in Sankt Wolfgang sprechen. Ist doch logisch. Was will er mit zehn Minuten? Das Publikum wird die textliche Veränderun­g von „zehn Minuten“in „zweieinhal­b Stunden“nicht bemerken. Aber genau diese Tausend kleinen Veränderun­gen machen aus dem, was da probiert wird, vielleicht eine richtig gute Inszenieru­ng.

Was leicht aussehen soll, ist vorerst anstrengen­d

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Szene aus der ersten Probe für die Revue-Operette „Im weißen Rössl“. Fotos (): Lutz Edelhoff
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Constanze Bartosch .Foto: Mario Gentzel

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