Dramatischer Personalmangel: Mehr als 1000 Köche fehlen
Das Interesse an einer Ausbildung als Küchenchef und Servicekraft ist bis zu 70 Prozent zurückgegangen
Erfurt. Das Thüringer Hotelund Gaststättengewerbe leidet mehr denn je unter einem großem Fachkräftemangel. Das geht aus dem Branchenbericht des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Thüringen hervor. Die Dramatik zeige sich gerade bei den Ausbildungszahlen, so Hauptgeschäftsführer Dirk Ellinger.
Während es 2005 noch 4357 Azubis im Gastgewerbe gab, sind es jetzt nur 1081. Besorgniserregend sei das schwindende Interesse am Beruf des Kochs. Vor 13 Jahren haben noch über 2000 Jugendliche eine entsprechende Ausbildung gemacht, nun sind es lediglich rund 400. „In Thüringen fehlen mehr als 1000 Köche“, stellt Ellinger fest. Bis zu 70 Prozent fällt auch der Rückgang beim Restaurantfachmann/frau aus, nur geringfügig besser ist es bei der Ausbildung zum Hotelfachmann/frau. „Wir müssen aufpassen, dass manche Berufe, wie der des Kochs, nicht aussterben“. Ellinger fordert mehr Wertschätzung, was sich in entsprechender Entlohnung, aber auch in sonstiger Anerkennung, widerspiegeln müsse.
Häufig geben Köche und Servicekräfte im Freistaat zudem den sehr kreativen, aber auch harten Job auf. Vielerorts sind so Stellen im Gastgewerbe unbesetzt. „Es ist bitter, wenn deshalb die Öffnungszeiten eingeschränkt oder Veranstaltungen nicht mehr angenommen werden können“, sagt Dirk Ellinger. Präsident Mark A. Kühnelt hatte darauf verwiesen, dass manche Häuser sogar schließen müssen, weil die betriebswirtschaftliche Situation schlimm sei, sich keine Nachfolger finden lassen, die Bürokratie bremsen würde oder die Fachkräfte fehlen.
Auch deshalb kümmert man sich seitens des Dehoga mittlerweile selbst intensiv um die Gewinnung von Personal – vornehmlich aus dem Ausland. So lassen sich 2018 über 100 Vietnamesen und Marokkaner an der eigenen Berufsschule in Erfurt ausbilden.
Die Personalmisere beeinflusst auch den Ausblick auf die´Wintersaison bei den Hotelund Restaurant-Besitzern. Von „verhaltenen Erwartungen“spricht Dirk Ellinger. Fast jeder zweite Gastronom schaut bei der Befragung optimistisch nach vorn, was auch mit dem Buchungsstand zu den Feiertagen zu tun hat. Die Mehrheit (41,3 Prozent) geht von gleichbleibenden Gästezahlen aus, mehr als 30 Prozent befürchten einen Rückgang und niedrigere Umsätze als im Vorjahr.
Ähnlich zurückhaltend blicken Thüringens Hoteliers auf den Winter. Mehr als die Hälfte erwarten eine befriedigende (53,3 Prozent) und 14,1 Prozent eine schlechte Saison. Sechs von zehn Unternehmern erhoffen sich eine gleichbleibende Zimmerauslastung, 31,2 Prozent befürchten einen Rückgang.
Auffällig dabei ist der Stimmungsunterschied zwischen den wirtschaftlich intakten Städten und den Betrieben im ländlichen Raum. a