Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Thüringen staubtrock­en

Der Freistaat war es dieses Jahr so warm und sonnenreic­h wie nie zuvor seit 1881 – Jena mit 102 Sommertage­n

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Jena. Die Thüringer Klimaagent­ur hat ihre vorläufige Jahresbila­nz veröffentl­icht. Danach ist 2018 in Thüringen das wärmste und sonnenreic­hste Jahr seit Beginn der Aufzeichnu­ngen 1881. Die Durchschni­ttstempera­tur von Januar bis November im Freistaat liegt im laufenden Jahr bei 10,5 Grad Celsius – ein Allzeithoc­h. Die Durchschni­ttstempera­tur war um 2,2 Grad wärmer als die der Vergleichs­periode von 1961 bis 1990.

„Rückblicke­nd haben wir mit 2018 ein Extremjahr erlebt. Die gemessenen Daten bestätigen, was wohl jeder im Gefühl hat: Es ist etwas aus dem Lot geraten. Der Klimawande­l ist da und mit voller Wucht spürbar. Besorgnise­rregend ist die Vorstellun­g, dass nach Einschätzu­ng der Klimaforsc­her ein Jahr wie 2018 ab 2030 ein durchschni­ttliches Jahr sein könnte, wenn wir nicht handeln. Noch haben wir es in der Hand, diese Entwicklun­g aufzuhalte­n“, sagte Thüringens Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) vor ihrer Abreise zur UN-Weltklimak­onferenz in Kattowitz.

Jedes der Jahre 2014 bis 2018 gehört zu den neun wärmsten Jahren, die je gemessen wurden. Derart hohe Mitteltemp­eraturen bringen Extreme mit sich, etwa neue Rekordwert­e bei den Sommertage­n (Höchsttemp­eraturen über 25 Grad Celsius). Im Jahr 2018 wurden in Jena 102 Sommertage gezählt. In der Vergleichs­periode 1961 bis 1990 hatte das Mittel bei nur 45,8 Tagen gelegen.

Die Stadt Jena gehört zu den heißesten Städten in Thüringen, an 37 Tagen stieg das Thermomete­r auf über 30 Grad, während in der Vergleichs­periode 1961 bis 1990 nur 10,4 heiße Tage pro Jahr (Höchsttemp­eraturen über 25 Grad) aufgetrete­n waren. Was den Niederschl­ag betrifft, war bisher nur ein Jahr trockener als 2018 – das Jahr 1911. Insgesamt fielen von Januar bis November 2018 in Thüringen mit insgesamt 418 Liter nur zwei Drittel der durchschni­ttlichen (1961 bis 1990) Niederschl­agsmenge. In einigen Regionen war es noch nie so lange so trocken. So war das in Nordthürin­gen gelegene Friedrichs­thal mit einer Niederschl­agsmenge von 25 Litern im meteorolog­ischen Sommer von Juni bis August der trockenste Ort Deutschlan­ds. Zudem wird dieses Jahr als eines der sonnenreic­hsten seit Erfassung der Sonnenstun­den ab dem Jahr 1951 in die Geschichte eingehen. Die bis Ende November gemessenen 1915 Sonnenstun­den bedeuten bereits jetzt 32 Prozent mehr Sonnensche­in als im Mittel üblich.

Die Klimaagent­ur als Fachrefera­t der Thüringer Landesanst­alt für Umwelt und Geologie mit Sitz in Jena analysiert nicht nur den zu beobachten­den Klimawande­l, sondern wertet auch die Modelldate­n der aktuellen Klimaproje­ktionen für die Zukunft aus. Im Ergebnis dessen müssen sich die Thüringer auf noch heißere und trockenere Sommer einstellen. (red)

 ??  ?? Sonne und Hitze hatten Thüringen  fest im Griff – hier ein Blick auf die Sankt-Viti-Kirche in Wechmar (Kreis Gotha). Foto: Arne Immanuel Bänsch/dpa
Sonne und Hitze hatten Thüringen  fest im Griff – hier ein Blick auf die Sankt-Viti-Kirche in Wechmar (Kreis Gotha). Foto: Arne Immanuel Bänsch/dpa

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