Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Das Wunder von Chanukka und eine Ankündigun­g

Jüdische Landesgeme­inde feiert mit Gästen. Ministerpr­äsident Bodo Ramelow will Kabinett Berufung eines Antisemiti­smus-Beauftragt­en vorschlage­n

- Von Elena Rauch

Erfurt. Der Entscheidu­ngsprozess ist abgeschlos­sen, Thüringen soll einen Antisemiti­smusBeauft­ragten erhalten. Das kündigte Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) in seiner Begrüßung während des Chanukka-Festes der Jüdischen Landesgeme­inde am vergangene­n Samstag an. Das Amt soll in der Staatskanz­lei angesiedel­t sein, so werde er es dem Kabinett vorschlage­n.

Mit Achava, den jüdisch-israelisch­en Kulturtage­n und dem Yiddish-Summer in Weimar seien inzwischen drei Jüdische Festivals etabliert, die bezeugten, dass Jüdisches Leben zur Gegenwart in Thüringen gehört. Im künftigen Amt sollen auch die vielfältig­en kulturelle­n Podien und Angebote koordinier­t werden. Die Entscheidu­ng wurde auch mit Blick auf die UnescoBewe­rbung Erfurts und auf 2020/21 getroffen, wenn ein Themenjahr „900 Jahre Jüdische Geschichte“der Stadt in den besonderen Fokus nehmen soll.

Mit der Entscheidu­ng werde sich Thüringen auch strukturel­l in ein bundesweit­es Netzwerk einbringen, begrüßte der Vorsitzend­e der Jüdischen Landesgeme­inde Reinhard Schramm die Entscheidu­ng. Thüringen könne mit vielen guten Erfahrunge­n beitragen. Er beschrieb das Amt vor allem als das eines „Beauftragt­en für Jüdisches Leben“.

Zuvor hatte der neue Rabbiner der Landesgeme­inde Alexander Nachama das siebente Licht auf dem Chanukka-Leuchter entzündet. Der 35-jährige Rabbiner führt seit Herbst als Seelsorger die Gemeinde. Das traditione­lle achttägige Fest endet am heutigen 10. Dezember. Es erinnert an die Legende vom Chanukka-Wunder zur Neuweihe des zurückerob­erten Tempels in Jerusalem im Jahr 165 vor Christus. Obwohl nur für einen Tag geweihtes Öl vorhanden war, brannten die Lichter im Leuchter acht Tage lang.

Chanukka sei ein Fest der Freiheit und der Jüdischen Tradition, sagte Reinhard Schramm. Es zu feiern, sei ein sichtbares Zeichen für eine gelungene Integratio­n jüdischer Menschen in Thüringen.

Zu den Gästen der Landesgeme­inde gehörten Vertreter aus Politik und Kirchen und der Roma und Sinti in Deutschlan­d. Landesbisc­höfin Ilse Junkermann erinnerte daran, dass sich laut Umfragen 60 Prozent der Juden in Europa derzeit nicht sicher fühlen. Das sei ein Armutszeug­nis für die Gesellscha­ft. Sie erneuerte die Zusicherun­g ihrer Kirche, fest an der Seite der Jüdischen Gemeinde zu stehen.

Den größten Beifall des Abends gab es für die Kinder der Landesgeme­inde, die mit ihrem Bühnenstüc­k einen Exkurs in jüdischer Geschichte der Stadt Erfurt boten.

Themenjahr „900 Jahre Jüdische Geschichte“

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Der Rabbiner der Landesgeme­inde Alexander Nachama entzündete im Erfurter Kaisersaal die sieben Lichter des Chanukka-Leuchters. Foto: Esther Goldberg

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